Fotograf Mark Mühlhaus hat die Orte besucht, an denen rechte Gewalttaten begangen worden sind. Foto: Eppinger

Köln Es sind eher unscheinbare Alltagsorte wie Einkaufsstraßen, Häuserzeilen, Landstraßen oder Parkplätze – gemeinsam haben sie alle, dass sie Schauplätze rechter Gewalttaten waren. Zu sehen sind diese unter dem Titel „Unsichtbarer Terror. Orte rechter Gewalt in Deutschland“ ab morgen als neue Sonderausstellung im NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz. Die Schau läuft bis zum 13. August.

„Wir blicken dabei zurück auf rechte Gewalt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf den großformatigen Fotos von Mark Mühlhaus wird der heutige Zustand dieser Orte gezeigt. Sie befinden sich im ganzen Land, zwischen Flensburg und Kempen genauso wie zwischen Saarbrücken und Freital. Zu sehen ist kein historischer Abriss, sondern eine punktuelle Erinnerung an einzelne Gewalttaten. Es sind akribisch geplante Anschläge genauso wie willkürliche und spontane Taten“, erklärt Kuratorin Hanne Leßau.

Mehr als 30 Orte werden gezeigt und erklärt

Zunächst begegnet der Besucher bei den rund 30 gezeigten Orten der Fotografie, erst wenn er die Rückseite betrachtet, erfährt er mehr über die Geschichte, die sich dort abgespielt hat. Bis heute ist die Geschichte rechter Gewalt in Deutschland eine Geschichte des Wegsehens, Ausblendens und Vergessens. Dabei war der Terror von rechts immer wieder unübersehbar. An ihn und seine Opfer zu erinnern, ist das Anliegen der Schau.

Die dreisprachige Ausstellung zeigt, wie unterschiedlich sich rechte Gewalt in den vergangenen 70 Jahren in der Bundesrepublik äußerte. Die Begegnung mit meist unbekannten Gewaltgeschichten erfolgt über die Fotografien, auf denen Schauplätze vergangener rechter Übergriffe, Attentate und Morde zu sehen sind. Ergänzt werden diese neben den Ausstellungstexten mit Audiostationen, die Überlebende und Betroffene zu Wort kommen lassen. Dazu kommt eine Projektion zur Keupstraße in Köln.

Viele Orte und Taten sind in Vergessenheit geraten

Gezeigt wird neben bekannten Orten wie Mölln oder Hoyerswerda zum Beispiel ein Gerichtsgebäude in Hannover, das 1977 von Rechtsextremisten mit einem Sprengsatz attackiert worden ist, weil in den Justizgebäuden die NS-Verbrechen aufgearbeitet wurden. In Saarbrücken war 1999 eine Wanderausstellung zu den Verbrechen der Wehrmacht, das Ziel eines Sprengstoffanschlags aus dem rechten Lager.

In Wentorf wurde 1977 eine Wache der Bundeswehr überfallen, um an deren Waffen zu kommen. Dahinter steckten Neonazis um ihren Anführer Michael Kühnen. Drei Jahre davor war „Der Politische Buchladen“ in Göttingen das Ziel eines Brandanschlags. Zuvor hatten die rechten Terroristen dort einen jüdischen Friedhof verwüstet. In Wuppertal gab es 1992 einen tödlichen Angriff von zwei Skinheads auf einen Mann, der von sich behauptete, ein Jude zu sein.

Auch an rechte Gewalt in Köln wird in der Ausstellung erinnert. Foto: Eppinger

Neben dem NSU-Terroranschlag in Mülheimer Keupstraße gab es weitere rechte Gewalttaten in Köln, die in Vergessenheit geraten sind. Ihnen wird ein eigener Raum gewidmet. So wurden 1993 in den von Migranten geprägten Wohnvierteln Bilderstöckchen und Weidenpesch, mit Sprengsätzen versehene Elektrogeräte ausgelegt, die zwei Menschen teils schwer verletzten. Dazu kommt 1994 ein Brandanschlag auf eine Notaufnahmeeinrichtung im Humbold-Gremberg, bei dem zwei Menschen ihr Leben verloren haben.

Service: „Unsichtbarer Terror. Orte rechter Gewalt in Deutschland“ in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung, 16. März bis 13. August; NS-Dok, Appellhofplatz 23-25, Köln; Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa-So 11-18 Uhr; Eintritt 4.50 (ermäßigt zwei) Euro; Führungen im März und April: 23. März, 17 Uhr, 6. April 19 Uhr und 16. April 15 Uhr.