Der offene Brief des BDA Köln im Original:
„Der Vorstand des BDA Kölns hat mit Bestürzung und großem Bedauern die Kündigung des Architekten Paul Böhm durch die DITIB zur Kenntnis genommen. Diese Bestürzung wird verstärkt durch den Eindruck, dass aus der Sicht von Fachleuten die in der Öffentlichkeit genannten Gründe für die Kündigung diesen extremen Schritt nicht rechtfertigen. Es sind alltägliche Probleme, die im Rahmen der Arbeit an einem außergewöhnlichen, ambitionierten und sicher auch komplizierten Bauwerk zu erwarten sind. Diese vom Bauherren genannten Alltagsprobleme lassen sich mit der Hilfe des planenden Architekten, der Ingenieure und Fachfirmen lösen. Grundlage dafür ist guter Wille auf beiden Seiten, ein verantwortliches Krisenmanagement seitens des Bauherren und der unterstützende, neutrale Sachverstand von Ingenieuren und Gutachtern, um dem Bauwerk und den Problemen angemessene Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Wir verkennen nicht, dass die Realisierung dieses bedeutenden Sakralbaus ein außergewöhnlich schwieriger, immer wieder zu Kontroversen führender Prozess ist. Diese gilt es, im Sinne der Bedeutung der Zentralmoschee, die weit über die Stadt Köln und die Bundesrepublik hinausreicht, produktiv zu überwinden. Wir appellieren daher an den Bauherren, gemeinsam mit dem Architekten eine Lösung zu suchen, die dazu führt, die Zentralmoschee im Sinne der Wettbewerbsaufgabe, des preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs und der beauftragten Realisierungsplanung zu vollenden.

Im Vorfeld und im Verlauf des Planungsprozesses wurde durch den BDA in Verbindung mit der Kölner Bürgerschaft in vielen Diskussionsforen eine positive Grundstimmung für den Moscheebau erreicht. Diese nimmt durch die aktuelle Entwicklung schweren Schaden. Unbeschadet der juristischen Fragen, unter anderem der des Urheberrechtes im Falle des Weiterbaus, sollte allein die baukulturelle Dimension dieses Projektes zu einem verantwortlichen Umgang (gegenüber der Stadtgesellschaft, der nationalen und internationalen Öffentlichkeit und nicht zuletzt gegenüber der muslimischen Gemeinde) der Akteure miteinander und mit dem Projekt führen.

Es zeichnet sich ab, dass die Kölner Zentralmoschee zu einem herausragenden Werk der Baukunst werden kann. Dies aufgrund der produktiven Verschmelzung von traditionellen, osmanischen Bauformen mit einer zeitgenössischen Architektursprache, entwickelt aus der Frage nach dem Ort der Moschee und Frage nach der symbolhaften Bedeutung für diesen Ort und diese Gesellschaft. Gerade aufgrund dieser schon vorhandenen Symbolkraft wurde die Moschee zum Anlass für die auf beiden Seiten heftig diskutierte Frage nach dem Miteinander von Muslimen und Christen in dieser Gesellschaft. Dass die Planung und der Rohbau bereits diese symbolhafte Wirkung entwickelt, ist Ermutigung und Verpflichtung, die Zentralmoschee in diesem Sinne zu vollenden.

Reinhard Angelis
für den Vorstand des BDA Köln“
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