Gummersbach | Eine Handballgala war es zweifellos nicht vom VfL an diesem Abend, aber das war auch nicht zu erwarten. Schließlich war es ein Derby mit allen Emotionen, die dazu gehören, und auch ein Spiel, in dem es vor allem für die gastgebende Mannschaft um unglaublich viel ging. „Es war ein sehr spannendes Spiel mit viel Kampf und teilweise auch mit Krampf. Aber es stand ja auch viel auf dem Spiel“, erklärte VfL-Trainer Emir Kurtagic nach dem Arbeitssieg in der mit 3.087 gefüllten Uni-Halle Wuppertal. Nicht wirklich zufrieden sein konnte er mit der Angriffsleistung seiner Jungs, die viel zu viele klare Chancen liegenließen: „Uns fehlte die Bewegung im Angriff und die Abschlüsse waren teilweise auch nicht gut.“ Vor allem in den Minuten vor der Pause waren die Wurfaktionen unüberlegt und überhastet, so dass sich der BHC einen Pausenvorsprung erspielen konnte.
„Ich finde, der Gegner hat das sehr gut gemacht. Aber zum Glück haben wir nach dem Wechsel wieder nach und nach zu unserem Spiel gefunden“, so Kurtagic, der immer auf eine Schwächephase des BHC gewartet habe, die allerdings auch sehr lange auf sich warten ließ. In der Schlussphase waren die Angriffsaktionen der Gäste dann aber zielstrebiger, so dass am Ende auch ein verdienter, wenn auch vielleicht etwas glücklicher, Sieg zu Buche stand. „Es war halt ein Kampfspiel, aber für uns was das Wichtigste, dass wir das Spiel gewonnen haben. Jetzt werden wir uns regenerieren und dann auf das schwere Heimspiel gegen Berlin vorbereiten“, so Kurtagic weiter.
Es war von Beginn das erwartet enge Spiel, wie es sich für ein echtes, intensives und spannendes Derby gehört. Die Gastgeber erzielten den ersten Treffer nach gut einer Minute und bis zum 3:3, das nach zehn Spielminuten noch Bestand hatte, nahmen sich beide Teams nicht viel. Dann war aber zunächst der BHC am Zug und konnte binnen vier Minuten – auch bedingt durch einen Ballgewinn und zwei Paraden des starken Gustavsson – auf 6:3 davonziehen. Die Antwort des VfL darauf war allerdings grandios. Durch einen 5:0-Lauf machten die Kurtagic-Schützlinge aus dem 6:3 ein 6:8 (20.). Kevin Schmidt steuerte hier drei Treffer bei, darüber hinaus trafen Julius Kühn und Tobias Schröter.
Die Gastgeber berappelten sich aber schnell wieder und glichen zum 8:8 aus, und in der Schlussphase von Halbzeit hatten sie dann auch den längeren Atem. Das 8:9 durch Kevin Schmidt (24.) sollte der letzten VfL-Treffer in Halbzeit eins bleiben, denn in den folgenden Angriffen konnte nur der BHC insgesamt viermal jubeln. Nach dem Wechsel war Gummersbach zunächst ebenfalls in der Rückhand. Nach zehn Minuten lagen sie immer noch mit 12:15 zurück, ehe Magnus Persson (2), Julius Kühn und Tobias Schröter zum 16:16 ausglichen.
Ab jetzt konnte sich kein Team mehr absetzen und nach 56 Spielminuten stand es 21:21. Julius Kühn fasste sich nun aber erneut ein Herz, und nach einer Parade von Matthias Puhle, der mittlerweile im Spiel war, schoss Simon Ernst das vorentscheidende 21:23 (59.). Endgültig entschieden war dieses spannenden Derby damit aber noch nicht, denn in den beiden Schlussminuten rückten die Schiedsrichter noch einmal in den Blickpunkt, als sie innerhalb von 23 Sekunden Andreas Schröder und Alexander Becker vom Feld schickten. „Beide Zeitstrafen waren mehr als fragwürdig, aber zum Glück haben wir den Sieg ins Ziel gerettet“, erklärte Kurtagic erleichtert. Für den BHC reichte es dann auch trotz doppelter Überzahl nur noch zum Anschlusstreffer.
Autor: ag | Q: VFL