Berlin | Laut eines Berichts sind von Hackern massenweise persönliche Daten und Dokumente von hunderten Politikern auf Bundes- und Landesebene im Internet veröffentlicht worden. Auch Mitglieder der Landesregierung NRW sind betroffen.

Die Leaks seien am Donnerstag im Laufe des Abends bemerkt worden und beschäftigten seitdem die Partei- und Fraktionsführungen, berichtet das RBB-Inforadio am Freitag. Betroffen seien alle im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD. Vor allem Handynummern und Adressen seien veröffentlicht worden, aber auch zum Teil sehr persönliche Daten wie Personalausweise, Chats, Briefe, Rechnungen oder Kreditkarteninformationen, berichtet der RBB. In Einzelfällen seien sogar private Chats im Familienkreis und Kreditkarteninformationen von Familienmitgliedern ins Internet gestellt worden.

Die Auswahl der geleakten Dokumente scheine willkürlich. Darunter befänden sich parteiinterne Briefe, Mitglieder- oder Adresslisten, die zum Teil mehrere Jahre alt sind, berichtet der Nachrichtensender. Die Leaks seien über ein Twitter Account verbreitet worden.

Kurioserweise seien sie bereits vor Weihnachten auf einer Art Adventskalender verbreitet worden, sie seien bemerkt jedoch erst am Donnerstag im Laufe des Abends bemerkt worden, berichtet das RBB-Inforadio weiter. Der Inhaber des Accounts beschreibe sich selbst mit Begriffen wie Security Researching, Künstler, Satire und Ironie. Nach eigenen Angaben befindet er sich in Hamburg.

Der Account habe angeblich mehr als 16.000 Follower. Wer dafür verantwortlich sei und mit welcher Motivation die Daten abgesaugt und öffentlich gemacht worden seien, sei derzeit noch unklar. Auch wo die Daten erbeutet worden seien sei noch rätselhaft, berichtet der RBB.

Der stellvertretende Regierungssprecher Moritz Kracht der NRW Landesregierung NRW erklärte in einem schriftlichen Statement: „Unter den veröffentlichten Daten befinden sich offensichtlich auch Angaben von Mitgliedern der Landesregierung. Die betroffenen Kabinettmitglieder sind darüber zeitnah informiert worden. Die Landesregierung steht in Kontakt mit den zuständigen IT- und Sicherheitsbehörden. Der Staatskanzlei liegen bisher keine Informationen vor, wonach Mitglieder der Landesregierung selbst unmittelbar Ziel eines Angriffs geworden sein könnten. Derzeit wird geprüft, ob und inwiefern gegebenenfalls weitere Schritte einzuleiten sind.“

Geleakte Daten: Schuster will schnelles Entfernen

Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages, Armin Schuster (CDU), hat gefordert, dass die geleakten Daten von Politikern und Prominenten möglichst schnell aus dem Netz genommen werden. „Die Daten müssen aus dem Netz“, sagte Schuster den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Samstagsausgaben). Die Bundesregierung arbeite mit den Providern daran, dass das möglichst schnell geschehe.

„Denn das sind ja kapitale Daten“, so der CDU-Politiker weiter. Im Übrigen seien alle Sicherheitsbehörden des Bundes damit befasst, den Fall aufzuklären. Schuster stellte zugleich infrage, ob die Daten tatsächlich einem Hackerangriff entstammen.

„Das kann ein Hackerangriff sein, das kann aber auch eine sehr intensive Recherche sein“, sagte er den RND-Zeitungen. „Daten von Ministerpräsidenten und anderen Prominenten findet man jedenfalls nicht im Bundestagssystem.“ Zudem gehe er davon aus, dass das Regierungsnetz von einem solchen Angriff nicht betroffen gewesen sei. „Wir müssen schleunigst rauskriegen, was das für ein Szenario ist“, so der CDU-Politiker.

Hackerangriff: Keine sensiblen Daten aus Kanzleramt veröffentlicht

Nach dem Hackerangriff auf persönliche Daten von Politikern hat die Bundesregierung erklärt, dass keine sensiblen Daten aus dem Kanzleramt veröffentlicht worden sind. „Mit Blick auf das Bundeskanzleramt sieht es nach erster Sichtung so aus, dass keine sensiblen Informationen und Daten in den Veröffentlichungen enthalten sind, auch nicht im Hinblick auf die Bundeskanzlerin“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Freitag in Berlin. Betroffen von dem Hackerangriff seien, was den politischen Bereich betrifft, Politiker und Mandatsträger des Europaparlaments, des Bundestages, der Landtage und auch kommunale Mandatsträger.

„Die Bundesregierung nimmt diesen Vorfall sehr ernst. Das Cyberabwehrzentrum hat sich heute bereits mit diesem Vorgang befasst. Die Behörden arbeiten mit Hochdruck daran, Ausmaß und Hintergründe des Vorgangs zu ermitteln und den Betroffenen Hilfestellungen zukommen zu lassen“, so die Sprecherin weiter.

Autor: dts, ag