Brüssel | Der britische EU-Kommissar für die Finanzmärkte Jonathan Hill erwartet, dass sich die Briten in einem Referendum für den Verbleib in der Europäischen Union aussprechen werden. „Wir Briten mögen nicht so begeistert von der Europäischen Union sein wie andere“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Das liegt an unserer unterschiedlichen historischen Erfahrung.“

Er ergänzte allerdings: „Die Briten sind sehr pragmatische, realistische und rationale Menschen. Wenn man die Vor und Nachteile abwiegt, stellt man fest, dass es keine attraktive Alternative zu einer EU-Mitgliedschaft gibt. Das gilt vor allem dann, wenn die Neuverhandlungen über die britische Mitgliedschaft erfolgreich sind und wir die EU noch etwas besser machen.“

Großbritanniens Premierminister David Cameron will bis 2017 die Briten über die EU-Mitgliedschaft abstimmen lassen. Sein Ziel ist es, bis dahin bessere Bedingungen für den Verbleib in der EU auszuhandeln. Im Februar wollen die Staats- und Regierungschefs diese Gespräche möglichst abschließen.

Hill kritisierte die Befürworter eines EU-Ausstiegs, die keine schlüssigen Argumente lieferten. „Großbritannien würde keinen besseren Zugang zum europäischen Markt erhalten wie versprochen. Wir müssen wie Norwegen und die Schweiz dafür bezahlen! Wir würden auch keine besseren Handelsabkommen schließen können, wenn wir nicht mehr einem Markt mit 500 Millionen Menschen angehörten. Die USA erklärten, dass sie nur mit Handelsblöcken verhandeln und nicht mit einzelnen Ländern.“ Dass in Umfragen sich mittlerweile jeder zweite Brite für den EU-Austritt ausspricht, beunruhigt Hill nicht. „Es gibt das große Missverständnis, dass die Briten den Tag über ausschließlich über Europa sprechen. Das ist falsch. Bislang ist das ein Thema für die politische Klasse. Der größte Teil der Bevölkerung wird sich erst dann mit der Frage befassen, wenn sie sich konkret stellt – also wenn das Referendum ansteht.“

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