"Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass beide Feste durchaus eine gemeinsame Geschichte haben", erklären Dr. Dagmar Hänel und Dr. Alois Döring vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte. Schon im Mittelalter feiert man das Fest des Heiligen Martin. Der Grund ist einfach: Das Fest liegt termintechnisch günstig. Die harte Feldarbeit ist beendet und um Mitte November werden Zinsen und Pacht gezahlt. Die Bezahlung erfolgt oft in Naturalien. Zudem ist es die Zeit des Schlachtens, Fleisch daher im Überfluss vorhanden. Da schon am zwölften November die vorweihnachtliche Fastenzeit beginnt, gilt es, die Lebensmittel schnell zu verbrauchen. "Wie an `Fastnacht´, dem Fest vor der Osterfastenzeit wurde der Martinstag als Schwellenfest vor der Weihnachtsfastenzeit gefeiert, hier wie dort ging es um ein lustvolles Austoben vor der Einkehr zu Besinnung und Buße – und um den letztmaligen Konsum von Nahrungs- und Genussmitteln vor der Abstinenz", erklärt Hänel. "Hier liegt möglicherweise der Grund, warum die rheinischen Karnevalisten im Laufe des 19. Jahrhunderts begannen, den 11.11. in ihren Festkalender zu übernehmen." weitere Untersuchungen zu den Besonderheiten des 11.11. finden sich im Buch von Herausgeber Alois Döring "Rheinische Bräuche durch das Jahr".

 

Infobox:
Rheinische Bräuche durch das Jahr
Alois Döring (Herausgeber) 
Köln, Greven-Verlag 2006
440 Seiten, 230 Abbildungen
ISBN 3-7743-0377-0
24,90 Euro

[nh]