Düsseldorf | Der 63. Orden „Wider den tierischen Ernst“ geht an den Grünen-Politiker Cem Özdemir. Er sei ein pointierter Redner, der sich mit Humor und Witz über die Parteigrenzen hinweg Respekt erworben habe, begründete der Präsident des Aachener Karnevalsverein, Werner Pfeil, am Donnerstag in Düsseldorf die Entscheidung. Der Verein vergibt den Orden bereits seit 1950.

„Ich weiß nicht, ob ich den Orden als anatolischer Schwabe oder als erster Grüner erhalte“, sagte Özdemir nach der Bekanntgabe der Entscheidung. Die Aachener gingen mit ihm als Ordensritter ein hohes Risiko ein, komme er doch aus einer muslimischen Familie und sei noch dazu in einem protestantischen Dorf aufgewachsen. „Ich bin gespannt darauf, im Narrenkäfig zu stehen, und habe mir vorgenommen, am Gitter zu rütteln“, sagte Özdemir.

Pfeil sagte, der Verein freue sich, im Januar ein „vegetarisches Krokodil im Narrenkäfig“ zu haben. Özdemir war mit 17 Jahren Vegetarier geworden, zum Krokodil machte ihn seine Grundschullehrerin, die ihre Schüler in Tiergruppen einteilte. Özdemir war mit einem Portugiesen und deutschen Arbeiterkindern in die Krokodil-Gruppe gesteckt worden. In andere Gruppen könne man sich hocharbeiten, sagte die Lehrerin damals. Dass er nun sogar zum Ritter ernannt wurde, freut den Grünen-Chef. „Ich will das Thema Integration noch eine Stufe weitertreiben“, sagte er.

Der Aachener „Orden wider den tierischen Ernst“ ist der wohl einzige Orden, der nicht für, sondern gegen, als wider etwas verliehen wird. Die karnevalistische Auszeichnung wird seit 1950 an Persönlichkeiten vergeben, die ihr Amt mit „Menschlichkeit und Humor“ ausüben. Zu den bekannten Preisträgern zählen Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Johannes Rau, Franz-Josef Strauß, Theo Waigel, Guido Westerwelle und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.

Autor: Kathrin Aldenhoff/dapd
Foto: Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen hier beim Besuch des Wahlkreises von Andreas Asch in Köln Mülheim