Köln | Drei Fotografen zeigt die SK Stiftung Kultur aktuell. August Sander und seine Fotos aus „Menschen des 20. Jahrhunderts“, Hugo Erfurth und den ersten Fotografen der den August-Sander-Preis verliehen bekommen hat: Francesco Neri. Andi Goral von report-K sprach mit Francesco Neri über die Fotografie in Zeiten von Instagram und Co.

Serie „Farmers“

Die Serie „Farmers“, die Francesco Neri 2009 begann wurde mit dem August-Sander-Preis 2018 ausgezeichnet. Die Serie startete eher unbewusst, wie der Fotograf, der selbst vom Land stammt erzählt. Viele Parallelen zu August Sander, der selbst vom Land stammt und auch Bauern in seiner Serie „Menschen des 20. Jahrhunderts“ einem Mappenwerk porträtierte. Neri, der italienische Fotograf, 1982 geboren, zeigt Bauern und Bäuerinnen aus den italienischen Landschaften Reggio Emilia und dem Piemont. Mit dieser Serie widmet sich Neri, der die Arbeiten Sanders schon während seines Fotografiestudiums in Ravenna kennenlernte, zum ersten Mal ausgiebig dem Sujet Porträt.

Die persönlichen Begegnungen mit den Porträtierten habe ihn stark beeindruckt erzählt der Künstler. Die Arbeit in der Natur haben die Menschen und ihren Ausdruck geprägt. Dabei sucht Neri für seine Porträts vor allem die Älteren, die noch Landwirtschaft anders erlebten, bäuerlich geprägter. Vor allem die vertraute Umgebung der Menschen, in denen sie abgebildet werden, schafften, so der Künstler den Arbeiten eine besondere Tiefe und Glaubwürdigkeit. Im Moment der Fotografie – also des Shots – erzeugt dies das Vertrauen zwischen Porträtiertem und Porträtierer, die für intime Momentaufnahmen nötig sind. Die Menschen in Neris Arbeit kommen uns, den Betrachtern nahe. Aber nur wenn wir uns von der Oberfläche lösen, die oft unspektakulär wirkt und tiefer in das Foto, den Menschen dringen.

Der tiefe Blick der Fotografie

In Zeiten von Instagram und Co., wo schon Unternehmen und Staaten, wie der deutsche Pavillon auf der kommenden Expo 2020 in Dubai für Instagrammerinnen und Instagramer getunt werden, zeigt die Arbeit mit der Großbildkamera aus Holz von Neri, den tiefen Blick des Fotografen für Licht, Augenblick und den Menschen hinter der Abbildung, wie ihn auch Sander hatte. Den des Bildkomponisten und einfühlsamen Fotografen. Eine sehenswerte Fotoausstellung, die auf den ersten Blick aus der Zeit gefallen scheint, aber auf den zweiten Blick die Tugenden verrät, die zu einer Gesellschaft, die mehr dem Aufgeregten und Aufgesetzten mit dem Smartphone permanent hinterherrennt, einen wichtigen Kontrapunkt setzt. Die Fotos und die Geschichten die sie erzählen von Francesco Neri sind noch bis zum 27. Januar 2019 in der SK Stiftung Kultur im Kölner Mediapark zu sehen ist.

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Der August-Sander-Preis

2018 verlieh die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur Köln zum ersten Mal den Preis. Gestiftet wurde der Preis von Ulla Bartenbach und Prof. Dr. Kurt Bartenbach. Der Preis will junge Fotografie mit dem Ansatz „sachlich-konzeptueller“ Fotografie fördern. Der Preis soll alle zwei Jahre vergeben werden.

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Autor: Andi Goral