Köln | Der Autor dieser Glosse gesteht vorweg: Er ist Immi. Bei einer Kölner Karnevalsgesellschaft, deren Mitglieder von sich durchaus sagen zur Edelsten der Gesellschaften des Kölschen Fasteloovends zu gehören, ist die Freude gigantisch: Sie hat beantragt und die Stadt Köln hat beschieden einen Pfad nach ihr zu benennen, den „Prinzen-Garde-Weg“. Aber hat die Stadtverwaltung und die Politiker*innen, allen voran Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne), der so gerne viele Straßen und Plätze benennt und die dazugehörigen Straßenschilder enthüllt, nicht geduudelt?

Eine Straße soll nach Ihnen benannt werden? Stellen Sie einen Antrag!

Haben Sie auch mal Lust Ihren Namen auf einem Kölner Straßenschild zu sehen? Dann schreiben Sie eine Anfrage an die Kölner Stadtverwaltung. Denn genau so hat es die Prinzengarde Köln gemacht und sofort eine Bewilligung erhalten. Und das Beste ist: Die Karnevalsgesellschaft durfte auch noch die Schreibweise selbst festlegen. Ja, da schau her, was in der jecken Metropole nicht so alles funktionieren tut. Antrag schreiben, Vorschriften machen und schon springen die braven Stadtbeamt*innen und Bezirkspolitiker*innen Innenstadt.

Der Duden und die DIN

Nun gibt es ein Problem. Denn die Schreibweise wie der „Prinzen-Garde-Weg“ auf der Straßentafel geschrieben ist, ist eigentlich nach der deutschen Rechtschreibung und der DIN falsch. Ja, so was Blödes auch. Überhaupt ist dieses Schreibweisen-Problem für die feschen und edlen Mehlsäcke schon immer ein arges Ärgernis, wenn etwa Immi-Journalist*innen ihren Namen nach Duden richtig schreiben. Denn die „Prinzengarde“ ist ein generischer Begriff aus dem Duden. Das ist ja auch dieses verzwackt und verzwickelte Problem, dass die Prinzengarde Köln diesen Namen nicht als Wortmarke, sondern nur als Wort-Bildmarke beim Deutschen Marken- und Patentamt schützen lassen durfte und konnte. Im Fall jemand in Köln – auch das soll vorkommen – ihnen hier einen Mehlsack aufbinden will, eine kurze Markenrecherche hilft.

Damit es amtlich ist, so steht es im Duden:
Prin-zen-gar-de, die
Wortart: Substantiv, feminin
Lautschrift: [ˈprɪntsn̩ɡardə]

Also doch nach Duden oder was?

Damit müsste die Stadt Köln die Straßentafel eigentlich so schreiben: „Prinzengarde Weg“. Denn Stadtsprecher Robert Baumanns schreibt: „Die Verwaltung und die Mitglieder der Bezirksvertretungen richten sich bei der Neubenennung von Straßen und Plätzen nach den derzeit aktuellen Vorgaben der Rechtschreibung, wie man sie auch im Duden nachlesen kann.“ Hört, hört! Und weiter schreibt Baumanns: „Im Falle des ‚Prinzen-Garde-Weges‘, der von der Bezirksvertretung Innenstadt beschlossen wurde, bezieht sich die Benennung jedoch nicht auf eine ‚zum Gefolge eines Karnevalsprinzen, eines Prinzenpaares gehörende Garde‘ (Duden).“

Ach nö

Ja, da schau her. Eiderdaus, Potzblitz und Roggenmehl: „zum Gefolge eines Karnevalsprinzen…“ Ist es nicht so, dass die Stadt Köln und das Festkomitee Kölner Karneval gemeinsam das vaterstädtische Fest ausrichten. Im übrigen auch so eine kölsche Einmaligkeit. Und kennen die sich da jetzt bei der Stadt mit den ehernen Gesetzen der jecken Altvorderen nicht mehr aus? Jetzt schreibt der Stadtsprecher die Schreibweise beziehe sich nicht auf das Gefolge des Karnevalsprinzen. Gibt es etwa eine Revolution im Kölschen Fasteleer? Hat die städtische Verwaltung beschlossen mit der jahrzehntelangen Tradition zu brechen, dass die Prinzengarde Köln, mit ihrer Prinzenwache dieser 15-köpfigen Abordnung, dem Prinzenführer, dem Adjutanten des Kölner Prinzen, ja sogar der Hoffriseur ist aus den Reihen der Prinzengarde Köln, nicht mehr das Gefolge des Trifoliums stellen darf? Oder ist das gar kein Gefolge, weil es ja eine Equipe ist? Übernimmt die Ehrengarde oder die Nippeser Bürgerwehr, weil Orange auffälliger als leicht gelblich eingefärbtes Weiß ist? Es ist nicht einfach für einen Immi in einer Stadt zu wohnen und den Durchblick zu behalten, deren oberste Stadtbeamt*innen stolz darauf sind, die Fahrdrähte der Stadtbahnen wegen des Rosenmontagszuges höher gehängt zu haben, und damit fast alles erklären, was anders ist in Köln.

Ah, die berühmte Ausnahme von der Regel

Auf Nachfrage lässt der Stadtsprecher Baumanns, dann den Mehlwurm aus dem Sack: Beim „Prinzen-Garde-Weg“ handele es sich um eine Ausnahme. Aha. Ist das nicht herrlich. Die edlen Gardisten, also das Gefolge des Prinzen, stellen einen Antrag, erhalten die Bewilligung, das Straßenschild und dann ist das Ganze auch noch eine Ausnahme. Tu Felix Prinzengarde oder wie die Briten gerne singen: Prinzengarde rules the streets with no names of Cologne oder waren das die waves? Eigentlich hält sich die Stadt an die Regeln, aber, wenn es Kölsch wird, dann muss es – nein nicht die Heinzelmännchen – irgendwo hinter den verschlossenen Türen des Rechtsamts der Stadt Köln einen Panzerschrank mit dem Kölschen Grundgesetz geben, von dem die diversesten kölschen Rechtsgebiete abgeleitet werden, wie das Kölsche Gesetz Buch (KGB), Kölsche Klüngelpütz Prozessordnung (KPO), Kölsche Verkehrsordnung (KVO) nicht zu verwechseln mit KVB oder die Kölsche Ausnahmeverordnung für Edel-Corps-Karnevalisten (KAVECK).

Der Prinzengarde Köln sei es vergönnt, haben doch die einen Turm weiter residierenden Blauen Funken einen „Blaue-Funken-Weg“ und das schon lange und der ist ja auch mit Bindestrichen bestückt, allerdings – es gibt ja immer ein Gardistenhaar in der Suppe – ist dies die korrekte Schreibweise. Also wer den Prinzengarde-Turm sucht, der muss in Zukunft „Prinzen-Garde-Weg 1“ ins Navigationsgerät für den Kölschen Straßendschungel eingeben. Und wann gibt es endlich die „Festkomitee Allee“?

Autor: Andi Goral