Berlin | aktualisiert | Die Zahl der Asylsuchenden, die nach Deutschland kommen, ist im Vergleich zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise stark zurückgegangen. Nach Informationen der „Welt“ wurden im bundesweiten Registrierungssystem „Easy“ bis zum Donnerstagmorgen insgesamt 225.368 Migranten gezählt, die im Jahr 2016 hierzulande einen Schutzstatus beantragen wollten. Im Monat Juni wurden damit weniger als 20.000 neue Asylsuchende registriert.

Im Mai und April waren es etwa jeweils 16.000 Personen und im März 21.000. Vor der Schließung der Balkanroute lag die Zugangszahl noch deutlich höher: Im Februar wurden 61.000 Personen registriert, im Januar waren es sogar noch 92.000. Im Rekordjahr 2015 wurden bundesweit insgesamt 1.091.894 Asylsuchende gezählt. Die stagnierende Zuwanderungszahl sorgt dafür, dass die Zahl der Personen, die beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) noch keinen Asylantrag gestellt haben, deutlich zurückgegangen ist. Die Nürnberger Behörde ist unter anderem für die Bearbeitung von Asylanträgen zuständig.

Auf Anfrage der „Welt“ erklärte das BAMF kürzlich, dass sich die Zahl der eingereisten Asylsuchenden, die noch keinen förmlichen Asylantrag gestellt haben, „inzwischen bereits stark verringert hat und mittlerweile bei deutlich unter 300.000 liegen dürfte“. Lediglich 150.000 Personen würden nach Schätzungen des BAMF noch nicht vollständig erkennungsdienstlich erfasst sein. Dies bedeute jedoch nicht, dass diese Personen den deutschen Behörden insgesamt völlig unbekannt wären, erklärte das BAMF. „Sie sind zum allergrößten Teil bereits polizeilich überprüft und in Ländersystemen erfasst worden“, so eine Sprecherin.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und BAMF-Chef Frank-Jürgen Weise stellen am Freitag die Asylzahlen für das zweite Quartal 2016 vor.

Innenministerium: 396.947 Asylanträge im ersten Halbjahr 2016

Im ersten Halbjahr 2016 sind beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge insgesamt 396.947 Asylanträge gestellt worden. Dies bedeutet einen Anstieg um 121,7 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2015, teilte das Innenministerium am Freitag mit. Entschieden hat das Bundesamt demnach im ersten Halbjahr über die Anträge von 283.236 Personen.

Dies bedeute einen Anstieg von 148,3 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 (114.060 Entscheidungen). 148.815 Personen erhielten die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Flüchtlingskonvention (52,5 Prozent aller Asylentscheidungen). Zudem erhielten 23.302 Personen (8,2 Prozent) subsidiären Schutz.

Bei 2.120 Personen (0,7 Prozent) wurden Abschiebungsverbote festgestellt. Der Zugang von neu eingereisten Asylsuchenden im ersten Halbjahr 2016 sei stark rückläufig: Wurden im Januar 2016 noch fast 92.000 Asylsuchende im EASY-System gezählt, so verringerte sich diese Zahl bis Juni 2016 auf monatlich circa 16.000. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2016 im EASY-System bundesweit 222.264 Zugänge von Asylsuchenden registriert. Das EASY-System ist eine IT-Anwendung zur Erstverteilung der Asylbegehrenden auf die Bundesländer.

Bei den EASY-Zahlen sind Fehl- und Mehrfacherfassungen unter anderem wegen der fehlenden Erfassung der persönlichen Daten nicht ausgeschlossen. Hauptherkunftsländer der Asylsuchenden im ersten Halbjahr waren Syrien, Afghanistan und der Irak.

Autor: dts