"Persönliche Lebensplanung nahezu unmöglich"
Im Rahmen des 4. Ausbildungsreportes 2011 hat die DGB-Jugend NRW knapp 900 Auszubildende in den 25 häufigsten Ausbildungsberufen in Nordrhein-Westfalen nach ihrer Zufriedenheit und der Qualität ihrer Ausbildung befragt. Danach wissen laut DGB 67 Prozent der Auszubildenden in NRW nicht, ob sie nach der Ausbildung übernommen werden. Für knapp 7 Prozent ist bereits klar, dass es für sie keine Zukunft in ihrem Ausbildungsbetrieb gibt. „Die Unsicherheit über die eigene Zukunft bestimmt das Lebensgefühl der meisten Auszubildenden“, erklärt Stephan Otten, Jugendbildungsreferent des DGB Köln-Bonn. „Bei vielen Befragten in NRW ist die Unsicherheit so groß, dass sie eine persönliche Lebensplanung als nahezu unmöglich beschreiben“, so Otten weiter. Dabei sei die Sicherheit übernommen zu werden, bedeutend für die persönliche Ausbildungszufriedenheit: „85 Prozent der jungen Frauen und Männer, die sicher sind, dass sie übernommen werden, geben an, zufrieden mit ihrer Ausbildung zu sein.“

Azubis beklagen Überstunden und fehlende Betreuung
„Auch in diesem Jahr kommt der Ausbildungsreport zu dem Ergebnis, dass der überwiegende Teil der Befragten mit der Qualität seiner Ausbildung zufrieden ist. Sieben von zehn Auszubildenden bewerten ihre Ausbildung mit gut oder sehr gut. Dies ist sehr erfreulich, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nach wie vor gravierende Mängel gibt“, erklärte Otten. Immer noch müssten Auszubildende – je nach Beruf und Betriebsgröße in unterschiedlicher Häufigkeit – ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten, Überstunden machen und es fehle oft an ausreichender Betreuung durch Ausbilder. Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz seien weiterhin keine Seltenheit. Zudem hätten 10,3 Prozent der befragten Auszubildenden angegeben, schon einmal eine Ausbildung abgebrochen zu haben. Als Grund geben die jungen Frauen und Männer vorwiegend Konflikte mit den Ausbildern an. Otten: „Die Vielzahl von Ausbildungsabbrüchen kann durch eine höhere Qualität und Betreuung in der Ausbildung verringert werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass einige Betriebe es immer noch versäumen, ihre Auszubildenden optimal und qualifiziert auf das Berufsleben vorzubereiten. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des hohen Innovationstempos der Wirtschaft ist das unverantwortlich.“

„Die DGB-Jugend Köln Bonn fordert Aufsichtsbehörden, Kammern und Gewerbeaufsicht erneut auf, schneller und beherzter gegen schlechte Ausbildungsbedingungen in Betrieben vorzugehen. Die öffentliche Hand ist in der Verantwortung, die Ausbildungsstandards auch in den außerbetrieblichen Ausbildungsangeboten einzuhalten“, so Otten. „Das Recht auf eine gute berufliche Perspektive muss endlich für alle jungen Menschen durchgesetzt werden.“

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