Solidaritätskundgebung vor dem Neven DuMont Haus nach Bekanntgabe der Schließung des DuMont Druckzentrums. | Foto: Bopp

Köln | 200 Beschäftigte des DuMont Druckzentrums wurden am 4. Oktober von der Geschäftsleitung über die Schließung des DuMont-Druckzentrums informiert und sofort freigestellt. Die Art und Weise der Kündigung und ihrer Hintergründe sorgt in Köln und darüber hinaus für Empörung. Heute um 10 Uhr veröffentlichte der DGB Köln ein Solidaritätsschreiben. Mehr als 200 Kölner Persönlichkeiten haben unterschrieben. Gestern sagte die bekannte Band Paveier ihren Auftritt im Festzelt des DuMont Verlages ab.

Beispiellose Aktion

Der DGB Region Köln spricht von einer beispiellosen Aktion mit der am 3. Oktober das Kölner Medienhaus mit mehr als 400 Jahren Tradition das Druckzentrum schloss. Am 3. Oktober dem Feiertag wurde die Produktion der Kölner Print-Tageszeitungen Kölner Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau und Express aus dem eigenen Druckzentrum in eine nicht tarifgebundene Druckerei nach Koblenz verlagert. Am 4. Oktober teilte die Geschäftsleitung den 200 Mitarbeitenden mit, dass sie ab sofort von der Arbeit freigestellt seien und erteilte diesen ein Hausverbot, so der DGB Region Köln. Der DGB stellt fest, dass „sämtliche Informations-, Beratungs- und Beteiligungsrechte des Betriebsrates nach dem Betriebsverfassungsgesetz missachtet worden seien“.

Die Gewerkschafter sehen darin eine „ungeheure Demütigung“ aller Beschäftigten des Kölner Druckunternehmens. Zudem sei deren Existenz und die Existenz ihrer Familien bedroht. In der Solidaritätsadresse heißt es zudem: „Dieses skandalöse Vorgehen des Verlagshauses M. DuMont Schauberg untergräbt das Vertrauen der Kölner Stadtgesellschaft in das seit 400 Jahren in unserer Stadt ansäßige Unternehmen, das mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Alfred und Hedwig Neven-DuMont gewürdigt wurde.“ Da hat der DGB Köln einen Punkt.

Die Gewerkschaft fordert das Unternehmen und die Gesellschafterfamilien DuMont und Schütte auf sowohl ihrer Verbundenheit mit der Stadtgesellschaft, wie auch ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Damit verbindet der DGB Köln drei Forderungen:

• Einhaltung aller Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes

• Fairer und transparenter Umgang mit den Mitarbeitenden und ihren Betriebsräten

• Das Verlagshaus wird aufgefordert, die sozialen Folgen und finanziellen Einbußen der betroffenen Beschäftigten im Rahmen eines fairen

Interessenausgleichs und Sozialplans vollständig auszugleichen und zu tragen.

Zudem bemängelt der DGB Köln, dass in den DuMont eigenen Medien eine kritische Auseinandersetzung mit der Schließung des Druckzentrums nicht stattfinde.

Unter den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern der DGB Köln Solidaritätsadresse finden sich Kommunalpolitikerinnen wie Brigitta von Bülow, Jörg Detjen, Andreas Hupke, Heiner Kockerbeck, Diana Siebert oder Musiker wie Stephan Brings, Journalisten wie Martin Stankowski oder Günter Wallraf. Am Ende des Artikels finden Sie die vollständige Namensliste der Erstunterzeichnenden.

Die solidarischen Paveier

Die Band Paveier sagen ihren Auftritt im Festzelt des DuMont Verlages ab und ernten dafür sehr viel Beifall. Das schreibt die Band auf ihrer Facebook-Seite: „Wir sitzen gerade das erste Mal nach den Herbstferien zusammen und haben mit Entsetzen von der Stilllegung und Verlagerung der Druckerei des DuMont Verlags erfahren. In diesem Zuge wurde die gesamte Belegschaft des Druckzentrums von jetzt auf gleich , ohne Vorankündigung, auf die Straße gesetzt. Darunter auch jahrzehntelang verdiente Mitarbeiter. Dieses unsoziale Verhalten entspricht nicht unseren Werten und aus diesem Grund werden wir unseren zugesagten Auftritt an Weiberfastnacht 2024 im Festzelt am Neven DuMont – Haus, absagen.“

Die Reaktionen sind gewaltig unter diesem Posting. Der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im NRW-Landtag schreibt zum Statement der Paveier: „Das sollte der Verlagsleitung ernsthaft zu denken geben. Ich hoffe, sie erkennt langsam, dass man so nicht mit verdienten Mitarbeiter:innen umgehen kann. Die Beschäftigten haben eine fairen Sozialplan verdient.“

Die bisherige Berichterstattung bei report-K zur Schließung des DuMont Druckzentrums:

Die Erstunterzeichner:innen bis 17. Oktober 2023: Dr. Laie Akgün; Dr. John Akude; Dr. Karlheinz Bentele; Peter Bitzer; Prof. Dr. Gerd Bosbach; Stephan Brings; Sarah Brunne; Brigitta von Bülow; Dr. Christoph Butterwegge; Dr. Carotin Butterwegge; Nuria Cafaro; Li Daerr-Pachl; Das Stadtrevue Kollektiv; Arrnando Dent; Jörg Detjen; Jürgen Dickes; Martin Erkelenz; Dr. Dieter Ewig; Peter Freitag; Lisa-Marie Friede; Dietmar Frommann; Birgit Gerdes; Kalle Gerigk; Patrick Gloe; Markus Gluch; Judith Gövert; Reiner Hammelrath; Katharina von Hebel; Dr. Paul Hecker; Daniel Hirschi; Thomas Hoen; Andreas Hupke; Klaus Jünschke; Lisa Kapteinat; Michael Kellner; Anna Kipp; Carolln Kirsch; Marian Kirwel; Kerstin Klein; Heiner Kockerbeck; Daniel Kalle; Andreas Kossiski; Garsten Kretschmann; Peter Krücke; Wilfried Kuckelkorn; Bernard Lammerding; Hans Lawitzke; Hajo Leib; Katrin Leineweber; Anne Lütkes; Peter Meisenberg; Franz Meurer; Christoph Meertens; Mohsen Mirshafiee; Klaus Müller; Britta Munkler; Dr. Rolf Mützenich; Jochen Ott; Wilfried Otten; Joanna Peprah; Mehmet Perisan; Heinrich Plaßmann; Sarah Richter; Theo Röhrig; Dr. Witich Roßmann; Anton Same; Wilfried Schmickler; Reiner Schmidt; Gabriele Schmidt; Detlef Schmidt; Benjamin Schmitz; Kaspar Scholemann; Roland Schüler; Diana Siebert; Martin Söffe; Stephan Samberg; Martin Stankowski; Marco Steinborn; Lena Teschlade; Elisabeth Thelen; Güldane Tokyürek; Katja Trompeter; Dr. Wolfgang Uellenberg van Dawen; lrina Vormbaum-Heinemann; Günter Wallraff; Dr. Norbert Walter-Borjans; Eva Weissweiler; Dr. Werner Werner; Jürgen Wiebicke; Claudia Wörrnann-Adam; Eva-Maria Zimmermann

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