Köln | red, dts | Die 7-Tage-Inzidenz für Köln und Deutschland am gestrigen Heiligen Abend. Die Behörden weisen darauf hin, dass die Zahlen an den Feiertagen verfälscht sein können. Experten kritisieren den laxen Umgang mit den Infektionszahlen über die Feiertage und auch der Kölner Gesundheitsdezernent Dr. Harald Rau äußerte sich.

Die Corona-Lage in Köln am 24. Dezember

Die 7-Tage-Inzidenz für Köln im Zeitraum 18. bis 24. Dezember gibt das Robert Koch-Institut (RKI) mit 213,1 an. 440 neue Covid-19-Fälle seien in Köln registriert worden. Ein Mensch ist an oder mit Covid-19 verstorben. Seit Beginn der Pandemie starben in Köln 873 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Zahlen die auch das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG NRW) so nennt. Allerdings teilte die Stadt Köln im Vorfeld der Feiertage mit, dass mit unklaren Zahlen über die Feiertage zu rechnen sei. Ob dazu auch der 24. Dezember zählt, bleibt unklar.

Auf den Kölner Intensivstationen werden laut DIVI-Intensivregister aktuell 54 Patient*innen medizinisch betreut und davon 33 invasiv beatmet. 14 Betten sind derzeit frei und damit 4,24 Prozent aller zur Verfügung stehenden Intensivbetten.

RKI meldet 22214 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz sinkt auf 242,9

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Samstagmorgen vorläufig 22.214 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 48 Prozent oder 20.599 Fälle weniger als am Samstagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz sank laut RKI-Angaben von gestern 265,8 auf heute 242,9 neue Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage.

Wegen der Weihnachtsfeiertage sind die Zahlen aber nur eingeschränkt mit der Vorwoche vergleichbar. Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 783.700 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 148.300 weniger als vor einer Woche. Außerdem meldete das RKI nun 157 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus.

Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 2.223 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 318 Todesfällen pro Tag (Vortag: 354). Damit erhöhte sich die Zahl der Todesfälle binnen 24 Stunden auf 110.276. Insgesamt wurden bislang 6,98 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Da es sich für den heutigen Tag um vorläufige Zahlen handelt, könnten diese später noch vom RKI korrigiert werden.

Hospitalisierungs-Inzidenz sinkt auf 3,69

Die bundesweite Hospitalisierungsrate für Corona-Infizierte ist weiter gesunken. Das RKI meldete am Samstagmorgen zunächst 3,69 Einweisungen pro 100.000 Einwohner in den zurückliegenden 7 Tagen (Freitag ursprünglich: 4,35, Samstag letzter Woche ursprünglich 5,09). Es handelt sich um die jeweils vorläufigen Zahlen, die stets nachträglich noch nach oben korrigiert werden, da manche Einweisungen erst später gemeldet werden.

Am höchsten ist die Hospitalisierungsinzidenz laut der vorläufigen Daten in Thüringen (13,91). Dahinter folgen Sachsen-Anhalt (9,31), Mecklenburg-Vorpommern (7,26), Sachsen (6,46), Bremen (5,73), Brandenburg (5,33), Saarland (3,66), Bayern (3,26), Baden-Württemberg (3,22), Hessen (3,04), Nordrhein-Westfalen (2,98), Schleswig-Holstein (2,75), Rheinland-Pfalz (2,73), Berlin (2,54), Hamburg (2,43), Niedersachsen (1,76). In der Altersgruppe 0-4 Jahre liegt die Hospitalisierungsinzidenz bundesweit vorläufig bei 1,91, in der Altersgruppe 5-14 Jahre bei 1,16, in der Altersgruppe 15-34 Jahre bei 1,54, in der Altersgruppe 35-59 Jahre bei 2,27, in der Altersgruppe 60-79 Jahre bei 6,04 und bei den Über-80-Jährigen bei 14,57 Krankenhauseinweisungen mit Covid-19 je Woche und 100.000 Einwohner.

Bund und Länder haben sich darauf verständigt, dass ab einer Hospitalisierungsinzidenz von 3,0 die 2G-Regel flächendeckend gilt. Ab 6,0 kommt 2G-Plus, ab 9,0 sollen weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Experten rügen lückenhafte Infektionszahlen-Erfassung am Jahresende

Gesundheitsexperten und Politiker kritisieren die lückenhafte Erfassung der Corona-Infektionszahlen am Jahresende. „Es ist mir vollkommen unverständlich, warum wir nach wie vor an jedem Wochenende eine unklare Datenlage haben, wie auch an Feiertagen“, sagte Weltärzte-Chef Frank Ulrich Montgomery der „Welt“ (Freitagausgabe). Mit Blick auf Omikron hätte man sich auch hier anders aufstellen müssen.

„Wir sind nicht auf der Höhe der Zeit. Die Daten, die wir in den nächsten Wochen bekommen werden, dürften unterschiedlichsten Interpretationen Tür und Tor öffnen. Darunter sicher viele falsche.“

Kanzler Olaf Scholz (SPD) berät am 7. Januar mit den Länderchefs über die Corona-Lage. Womöglich werden Entscheidungen auf einer wenig belastbaren Datenlage beschlossen. „Heute bekommen wir die letzten validen Daten, bevor das Land für drei Wochen in der Unwissenheit versinkt“, kritisierte der Medizinstatistiker Bertram Häussler am Tag vor Heiligabend.

Häussler leitet das Gesundheitsforschungsinstitut IGES in Berlin und wertet mit seinem Team die Corona-Daten im Rahmen eines Pandemie-Monitors aus. Er kritisierte, dass fast zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie weiterhin eine „ähnlich nebulöse Meldelage“ herrsche, an Wochenenden sei dies regelmäßig der Fall. Nur werde der Blindflug zum Jahresende nicht zwei bis drei Tage anhalten, sondern mehrere Wochen: „Es wird sich wiederholen, was sich schon im Vorjahr abgespielt hat: Aufgrund der weitgehend zurückgefahrenen Aktivitäten im Gesundheitswesen und teilweise auch in den Gesundheitsämtern werden die gemeldeten Fallzahlen in diesem Jahr erneut scheinbar stark zurückgehen“, so Häussler.

Nur in einem Teil der Gesundheitsämter wird die Infektionszahlen am Jahresende durchgehend und damit tagesaktuell erhoben. „Dass es über die Feiertage deutschlandweit und auch in unserem Bundesland zu eingeschränkten Bearbeitungen der Meldungen und der Berechnung der Inzidenzwerte kommen wird, ist bedauerlich“, sagte der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau. Allerdings sei „die Inzidenz-Entwicklung ja nicht mehr die einzige Steuerungsgröße“.

Hauptproblem der Kommunen in NRW ist, dass über die Feiertage das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen nicht besetzt ist, in dem alle Corona-Zahlen gebündelt und an das RKI weitergeleitet werden. „Die schlechte Datenlage durch Meldeverzüge ist mittlerweile ein bekanntes Problem. Leider hat man es fast zwei Jahre als gegeben und unveränderlich hingenommen“, sagte FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann.

„Wir sehen das Problem und arbeiten daran. Ohne Frage ist es schwierig, über die Feiertage Daten zu akkumulieren und auszuwerten. Aber im Gegensatz zu den letzten Feiertagen sind dieses Mal vielerorts Test- und Impfzentren offen. Der Meldeverzug wird dadurch etwas abgeschwächt.“ Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), sieht die Lage kritischer: „Auch nach zwei Jahren ist die Corona-Datenlage miserabel. Erneut wiegen wir uns über den Jahreswechsel in trügerischer Sicherheit. Und mit großer Meldeverzögerung werden dann im Januar wieder wochenalte Daten eintreffen. Das Problem ist: Omikron macht keine Weihnachtspause.“