Köln | Die Kommunalwahl bringt auf der einen Seite Veränderungen, auf der anderen Seite sind Kontinuitäten festzustellen, wer die aktuellen Mitteilungen zur Besetzung der Fraktionsvorstände sieht. Die Redaktion hat sich noch einmal einige spezielle Fragestellungen vorgenommen und diese analysiert, darunter die Wahlbeteiligung in den Stadtteilen, das Abschneiden der AfD oder das Frauen-Männer-Verhältnis im neuen Rat.
Das Frauen-Männer Verhältnis
35 Frauen werden im kommenden Rat von 90 Sitzen insgesamt vertreten sein. Damit liegt der Frauenanteil im Rat bei rund 39 Prozent. Bei der SPD liegt der Frauenanteil bei 42 Prozent. Die CDU-Fraktion erreicht einen Frauenanteil von 37 Prozent. Die Grünen kommen auf einen Frauenanteil von rund 43 Prozent. Die Linke ist besonders ausgeglichen und hat 50 Prozent. Gleiches gilt für Die Partei, Volt, die Wählergruppe Gut und die Klimafreunde. Die FDP hat einen Frauenanteil von 40 Prozent. Keine Frauen entsendet die AfD und die freien Wähler Kölns.
Einzelbewerber bei der Ratswahl chancenlos
Bei dieser Ratswahl traten 5 Einzelbewerberinnen und -bewerber an. Sie kamen insgesamt nur auf 354 Stimmen. Eine Bewerberin erhielt nur 32 Stimmen. Das ist eine Stimme besser als die Partei des Fortschritts mit 31 Stimmen, die die wenigsten bei dieser Ratswahl auf sich vereinen konnte. Dabei handelt es sich um eine Neugründung, die insgesamt in Deutschland nur 14 Mitglieder hat. Auch die ÖDP schnitt mit 347 Stimmen schlecht ab und das, obwohl sie mit Rüdiger Rene Keune sogar einen OB-Kandidaten ins Rennen schickte. Die neugegründete Wählergruppe „Wir sind Köln“ erreichte nur 265 Stimmen. Auch sie trat mit einer OB-Kandidatin Dagmar Langel an.
Die Stadtteile mit der höchsten und niedrigsten Wahlbeteiligung
Der Stadtteil Klettenberg hatte die höchste Wahlbeteiligung mit 69,25 Prozent. Die Wahlbeteiligung in Köln lag insgesamt bei 51,41 Prozent. Damit wählte nur rund die Hälfte der Wahlberechtigten Kölns und nahmen ihr demokratisches Stimmrecht wahr. Es sind die Wahlkreise im Bezirk Lindenthal mit Klettenberg, Sülz und Lindenthal selbst, die die höchsten Wahlbeteiligungen aufweisen. Es sind die bürgerlichen Stadtteile und die der gut Betuchten, die ihr Wahlrecht nutzen. Dies gilt auch für viele innerstädtische und innenstadtnahe Stadtteile. Und es gibt in den Außenbezirken auch einige Stadtteile, manche mit dörflichem Charakter wie Fühlingen, die sogar über der 60 Prozent Marke liegen.
In 20 Stadtteilen liegt die Wahlbeteiligung aber unter 40 Prozent. Dort geht die Mehrheit also nicht mehr wählen und davon gibt es vier Stadtteile, die nicht einmal mehr die 30 Prozent erreichen. 11 davon liegen im rechtsrheinischen Köln, neun im linksrheinischen. Es sind die Außenbezirke die betroffen sind. Auffällig ist hier zudem, dass die SPD hier besonders stark ist. 13 der Stadtteile gewinnt die SPD, 5 die CDU, nur jeweils einen die FDP und die Grünen. Am wenigsten Menschen gingen in Chorweiler mit 22,5 Prozent Beteiligung zur Wahl, gefolgt von Vingst, Finkenberg und Gremberghoven.
Im Wahlkampf war als Selbsterkenntnis und Kritik aus der Politik oder von Aktivisten immer wieder zu hören, dass sich der Rat der Stadt zu sehr auf das linksrheinische Köln und die Innenstadt konzentriere. Die Wahlbeteiligung zeigt, dass daran etwas ist.
Das Abschneiden der AfD
In acht von 86 Stadtteilen konnte die AfD ein zweistelliges Ergebnis einfahren. Das waren Blumenberg, Chorweiler, Finkenberg, Godorf, Gremberghoven, Lindweiler, Neubrück und Vingst. Das stärkste Ergebnis lag mit 14,17 Prozent in Finkenberg und das schwächste Ergebnis in Klettenberg mit 1,87 Prozent. Zum ersten Mal trat die AfD alleine im rechtspopulistischen Lager an, denn Pro Köln hatte sich in der vergangenen Wahlperiode aufgelöst und die AfD war im Kölner Stadtrat in Fraktionsstärke von 2014 an vertreten. Allerdings gelang ihr nicht viel im Rat und es kam immer wieder zu personellen Veränderungen. Die Personaldecke der AfD in Köln scheint recht dünn. Dies zeigte auch die Ratsreserveliste und die Liste der Direktkandidatinnen und -kandidaten für die Ratswahl. Alle Bundestags- und Landtagsabgeordneten standen auf der Liste oder traten als Direktkandidatinnen und -kandidaten an. Ein Blick auf die absoluten Wählerinnenstimmen ist dabei interessant: Jetzt wählten 18.272 Menschen in Köln die AfD. Bei der Ratswahl 2014 kamen Pro Köln und Afd auf zusammengerechnet 24.419 Wähler und 2009 als die AfD noch nicht mit von der Partie war, konnte Pro Köln 19.895 Wähler überzeugen. Betrachtet man dazu die Wahlergebnisse der Landtagswahl 2017 der AfD mit 28.069, der Bundestagswahl mit 40.019 und der Europawahl mit 29.372 Kölnerinnen und Kölner, die die Partei bei zugegeben höherer Wahlbeteiligung wählten, so wird eines deutlich: Es gelingt der AfD nicht auf der kommunalen Ebene – vor dem Hintergrund kleinräumlich bezogener Sacharbeit – ihr Wählerpotential zu mobilisieren.
Starke und schwache Stadtteile der SPD, CDU, FDP und Grünen
Mit 50,34 Prozent entschied die SPD die Wahl für sich in Gremberghoven, ihr höchstes Ergebnis bei dieser Kommunalwahl in einem Stadtteil. Am schlechtesten schnitt die SPD in Hahnwald mit 8,63 und in Braunsfeld mit 12,39 Prozent ab. Auch in Lindenthal fuhren die Sozialdemokraten ein schlechtes Ergebnis ein. Die CDU war besonders schwach im Stadtteil Ehrenfeld mit 9,52 Prozent der Stimmen, gefolgt von Kalk mit 9,81 Prozent. Mit 52,60 Prozent der Stimmen konnte die CDU am besten im Stadtteil Hahnwald abschneiden. Sowohl SPD wie CDU waren schwach in Klettenberg und Sülz durch ihre Positionierung in der Frage der Bebauung der Gleueler Wiese. Die Grünen erreichten ihren Spitzenwert im Stadtteil Sülz mit 40,69 Prozent und schnitten am schlechtesten in Köln-Chorweiler mit 9,47 Prozent ab. Die FDP konnte in sechs von 86 Stadtteilen zweistellig abschneiden und erreichte ihr bestes Ergebnis in Godorf wo sie sogar stärkste Kraft wurde, knapp vor Hahnwald.
Wo konnte Volt punkten?
Der Newcomer Volt der für viele politische Beobachter überraschend mit vier Sitzen in den Kölner Stadtrat einzieht, kam einmal auf ein zweistelliges Ergebnis mit 10,31 Prozent in der Neustadt/Süd. Stark ist die junge paneuropäische Partei in Ehrenfeld, der Neustadt/Nord, der Altstadt/Süd, Nippes, Sülzu, Lindenthal oder Neuehrenfeld. Es sind die bürgerlichen und grünen Hochburgen in denen sich Volt als neue politische Kraft in Köln präsentiert. Unter einem Prozent landet die Partei allerdings in Vierteln wie Chorweiler, Lindweiler, Gremberghoven, Seeberg, Finkenberg oder Worringen.
Autor: Von Redaktion