Düsseldorf | Eine riesige schwarze Maus hockt bedrohlich auf einem Bett, unter der weißen Decke schaut der Kopf eines Mannes hervor. Daneben steht eine überlebensgroße Puppe aus rot lackiertem Eisenblech, die mit roten Seilen an der meterhohen Decke befestigt ist. Die Maus hat Bildhauerin Katharina Fritsch geschaffen, die seit 2010 Professorin für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf ist. „Puppet“ stammt von Bogomir Ecker, er war in den 70er Jahren Schüler der Akademie. Die gemeinsame Ausstellung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und der Kunstakademie der Landeshauptstadt bringt ihre Werke im K20 am Grabbeplatz in der Altstadt zusammen.

Insgesamt sind auf mehr als 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche rund 130 Arbeiten von 53 Künstlern zu sehen. Die Schau mit dem Titel „Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute“ gibt einen Überblick über die moderne Bildhauerei nach dem Zweiten Weltkrieg, sie ist vom 20. Februar bis 28. Juli in der Kunstsammlung NRW zu sehen. Die Bildhauer waren oder sind noch heute Schüler oder Lehrende an der Akademie der Landeshauptstadt, zu ihnen zählen so berühmte Künstler wie Joseph Beuys, Günther Uecker und Jörg Immendorff.

Die Düsseldorfer Künstler zeichnet ihre Radikalität aus

„Es ist einmalig, dass in einer relativ kurzen Zeit so viele anerkannte Künstler aus einer Institution hervorgegangen sind“, sagt Tony Cragg, der seit 1979 an der Kunstakademie lehrt und seit 2009 ihr Rektor ist. Auch sein „Ferryman“ aus dem Jahr 2001, eine schwarze Bronzeskulptur mit einer durchlöcherten Oberfläche, ist in der Ausstellung zu sehen. Aber auch sein „Self-Portrait with Sack“, das aus einem Leinensack und gefundenen Plastikteilen besteht, die an der Wand eine menschliche Silhouette bilden. „Bildhauerei gibt dem Material Sinn, eine Bedeutung und einen Wert“, sagt der preisgekrönte britische Bildhauer mit Wohnsitz in Wuppertal. Die Düsseldorfer Bildhauer zeichnen sich seiner Ansicht nach durch die Auswahl und ihren radikalen Umgang mit den Materialien aus.

Ein Rundgang durch die 24 Räume zeigt die Vielfalt der Ausstellung: Die figürlichen Arbeiten von Ewald Mataré stehen neben den Pappkarton-Kuben von Erwin Heerich. Joseph Beuys ist mit seinem „Konzertflügeljom“ vertreten: einem Flügel ohne Füße und Pedale, auf dem ein Filzhut liegt und neben dem ein Notenständer steht, behängt mit Sauerkraut. Eindrucksvoll ist auch die „Barrikade“ von Günther Uecker, eine Skulptur, die aus bedrohlich großen Nägeln besteht, die zwischen mit Sand gefüllten Jutesäcken hervorragen. Aber auch die junge Generation ist vertreten: Andreas Schmitten stellt seine Abschlussarbeit aus dem vergangenen Jahr aus, er gestaltete einen ganzen Raum mit Vitrinen, einer Säule und einem gleißend hellen Vorhang.

Einige Räume entfernt stehen drei Rechtecke aus Plexiglas, die Scheiben sind schwarz-grau verfärbt, aber gerade noch durchsichtig. In den Objekten ist schwarzer Ruß. „Elektrostatisches Objekt“ heißt das Werk von Erich Reusch aus dem Jahr 1969. Er war Schüler und Professor an der Akademie. Dass seine Arbeiten Teil dieser Ausstellung sind, freut ihn. Aber viel mehr interessiert den 87-Jährigen, wie es weitergeht. „Ich arbeite jeden Tag acht Stunden im Atelier. Ein Leben ohne Kunst, das ist für mich nicht denkbar.“

Autor: Kathrin Aldenhoff, dapd | Foto: Volker Hartmann/dapd
Foto: Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung „Die Bildhauer. Kunstakademie Duesseldorf, 1945 bis heute“ steht am Montag (18.02.13) in Düsseldorf neben der Skulptur „Fliegende Katakomben. Raumschiff an Wurzel ueber Flugzeug am Baum“ (2001/2013) von Thomas Virnich.