Die Tanzgruppe Hellige Knäächte un Mägde feiert in diesem Jahr ihr 200-jähriges Bestehen. Foto: Eppinger

Köln Der organisierte Kölner Karneval feiert in dieser Session sein 200-jähriges Bestehen. Das gilt für das Festkomitee genauso wie für das Traditionskorps der Roten Funken und die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“. Auch die Tanzgruppe der Helligen Knäächte un Mägde gehört in diesem Jahr zu den Jubilaren – dabei können die Tänzerinnen und Tänzer auf eine weit längere Geschichte zurückblicken.

Der 14. September 1396 war die Geburtsstunde der neuen städtischen Verfassung, die 400 Jahre Bestand haben sollte. An diesem Tag wurde der Kölner Verbundbrief verkündet: Von einer in sich geschlossenen Bürgerschaft mit ihren Zünften und Gaffeln ging nunmehr alle Gewalt in der Stadt aus. Außerhalb dieser Vereinigungen standen die Bauernbänke, in denen sich die Gemüse- und Ackerbauern zusammengeschlossen hatten. Diese wurden vom Rat als verfassungsrechtliche Körperschaften für die Versorgung der Stadt hoch anerkannt.

Die Helligen Knäächte un Mägde in der Kölner Philharmonie. Foto: Eppinger

Im Laufe ihrer Geschichte begannen die Helligen Knäächte un Mädge als Bauernschütz, Fähnrich und Jeckebääntchen, die Jugend der Bauernbänke zu repräsentieren. Die Knäächte pflegten an den Prozessionen der Pfarreien teilzunehmen und sich am Nachmittag zum Reigentanz zu versammeln. Angeführt vom Bauernschütz zogen sie dann durch die Bauernbank und führten mit ihren Mägden vor den Häusern der Honoratorien ihre Tänze auf.

Die heutigen Trachten mit ihren überlieferten Schnitten und im historischen „rot, weiß und schwarz“, den Kölner Stadtfarben, werden seit der Zeit des Rokoko – etwa um 1740 – getragen. Dazu gehören die weißen Hauben und die langen Röcke der Mägde genauso wie das besondere Narrenkostüm, mit dem das Jeckebänntchen vorneweg zieht.

Bei dieser langen Erfahrung als Tänzer bei Prozessionen und Umzügen waren die Helligen Knäächte un Mägde mit ihren repräsentativen Trachten 1823 beim ersten Rosenmontagszug um den Neumarkt genauso gefragt wie die Kölner Stadtsoldaten, den Roten Funken, die Erfahrung beim Marschieren vorweisen konnten und die mit ihren rot-weißen Uniformen ebenfalls viel hermachten. Bis heute sind beide Gruppen wichtige Bestandteile des Zochs geblieben. Gerade wurde die Tanzgruppe vom Festkomitee zur Traditionsgesellschaft ernannt.

Auch auf der Straße und im Veedel wird getanzt. Foto: Hellige Knäächte un Mägde

Heute gibt es bei den Helligen Knäächten un Mägden, mit dem Historienensemble, der Traditionstanzgruppe sowie der Kinder- und Jugendtanzgruppe, drei Tanzgruppen, die regelmäßig auf den Bühnen der Stadt und des Kölner Umlands im Einsatz sind. Sie sind Kölns älteste Tanz- und Brauchtumsformation. Wir haben die Tänzer nach einem Auftritt in der Philharmonie getroffen.

„Die Jubiläumssession bringt für uns ein überwältigendes Feuerwerk der Gefühle mit sich. Wir sind derzeit als Tanzgruppe in der Stadt sehr präsent. Zu den Highlights zählt der Auftritt in der Philharmonie. Wir sind aber auch gemeinsam mit den Roten Funken bei den Minibiwaks in den Veedeln unterwegs und versuchen dort, die Kölner zum Mittanzen zu motivieren. Da haben wir schon viele positive Reaktionen erlebt. Wir werden vor Ort sehr herzlich empfangen. Da schunkeln alle mit, von den Pänz bis zu den Großeltern. Auch unsere kleine Zeitreise in der Volksbühne ist sehr gut beim Publikum angekommen. Dazu kommen unsere Puppen im Hänneschen-Theater und wir sind zudem mit den Kostümen auch Teil des Zillche“, berichtet Anica Cüpper.

Nach Ostern beginnt schon das Training für die kommende Session

Sie gehört seit acht Jahren zur Tanzgruppe. „Ich bin mit 23 in den Karneval eingestiegen. Eigentlich war ich nur von einem Probetraining ausgegangen, habe mich dann aber in einem Casting wiedergefunden.“ Tänzerin Kyra Zeller kam deutlich früher zu den Helligen: „Ich war schon bei der Kinder- und Jugendtanzgruppe dabei und fand das Tanzen dort absolut faszinierend. Mit 18 bin ich dann zu den erwachsenen Tänzern gewechselt. Inzwischen gehöre ich seit 15 Jahren zu den Helligen Knäächten un Mägden.“ So lange tanzt auch schon Fabio Schwamborn in „rot, weiß und schwarz“: „Ich habe bei der Kinder- und Jungtanzgruppe zugesehen und wurde dann von meiner Schwester mitgezogen, da war ich erst sieben Jahre alt.“

Der Einstieg in die Tanzgruppe mit ihrer langen Tradition läuft in der Regel über das Probetraining, das nach dem Ende der Session stattfindet. Das Training für die neue Session beginnt meist schon direkt nach Ostern. Im Historienensemble tragen die Mägde die Festtagstracht mit den langen Röcken, in der Tanzgruppe sind dagegen die kurzen Röcke angesagt.

Die große Kunst des Bügelns

Neben dem Tanzen gehört auch das Bügeln zu den Fähigkeiten, welche die Aktiven mitbringen sollten: „Das Weißzeug wird nach dem Waschen gestärkt und dann aufwendig gebügelt. Da muss alles genau sitzen. Und alles muss wirklich auch gut aussehen. Dafür haben wir neben dem Training unsere Bügeltage, denn für das richtige Bügeln braucht es die richtige Technik. Das gestärkte Weißzeug kann man auch nicht alleine anziehen, da braucht man schon die Hilfe der anderen“, sagt Cüpper, die mit ihrer Gruppe gerade in der Jubiläumssession zahlreiche Auftritte absolviert.

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