Köln | Köln hat seit heute 22:28 Uhr wieder ein proklamiertes Dreigestirn: Prinz Marc I., Bauer Markus und Jungfrau Catharina. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker proklamierte das Trifolium der Session 2019 im Kölner Gürzenich vor rund 1.300 geladenen Gästen aus Karneval, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das, die Proklamation ausrichtende, Festkomitee Kölner Karneval, wirbelte nach Kritik in den Vorjahren das Programm durcheinander und präsentierte sein Dreigestirn erst zur Mitte der Veranstaltung vor Ort und zum Ende des TV-Zusammenschnitts. Eine Proklamation mit Längen, bis das Dreigestirn einziehen konnte.

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Die Fotostrecke von report-K zeigt den Einmarsch des Kölner Dreigestirns 2019

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Bleiben wir zunächst bei den drei Hauptpersonen des Abends, dem Kölner Dreigestirn 2019. Sie kommen aus drei Gesellschaften. Der Prinz Marc I., Marc Michelske, kommt von den Schlenderhaner Lumpe, der Bauer ist gar Präsident der Großen Allgemeinen, Markus Meyer. Die Jungfrau wird von der Lesegesellschaft entsandt und war bereits als Bellejeck unterwegs: Michael Everwand, Jungfrau Catharina. Das frisch proklamierte Kölner Dreigestirn 2019 bringt in dieser Session ein Dreigestirnsmedley.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker betonte die Toleranz und Buntheit von Köln und sparte nicht mit Lob für die Kölner als die Weltmeister vum Ring – wenn auch mit einem Augenzwinkern für die Sünden und auf die Peinlichkeiten. Sie sprach auf Kölsch. Bei der Proklamation musste Prinz Marc I. den Stammbaum der Bläck Fööss singen, bevor er die Pritsche überreicht bekam. Bauer Markus musste „Du bes Kölle“ singen, bevor es die Stadtschlüssel gab. Die Jungfrau musste von Brings „Halleluja“ vorsingen, bevor es den Spiegel gab. Das Kölner Dreigestirn singt in seinem Medley den „Kölschen Jung“ von Brings oder die Lommerzheim-Hymne von Miljö und den „Stammbaum“.

Prinz Marc I. bedankte sich für das tolle Erlebnis, Kölner Dreigestirn zu sein. Bauer Markus heizte dem Saal erst einmal mit „Fastelovend zesamme“ auf. Markus betonte, dass Kölsch ein Lebensgefühl sei. Die Jungfrau Catharina betonte die Toleranz des Kölner Karnevals und des Dreigestirns. Einen Programmpunkt hatte das Festkomitee dann doch ein wenig zu straff geplant: So gestand der Plan dem Dreigestirn für seinen Einmarsch lediglich 13 Minuten zu. Kenner der Karnevalsszene wissen, dass das Dreigestirn dies in diesem Zeitfenster nicht schafft und so war es.

Programm durcheinandergewirbelt

Das Motto „Uns Sproch ist Heimat“ setzte das Festkomitee mit einem für die Prinzenproklamation ungewöhnlichen Konzept um. Galt die Prinzenproklamation bislang vielen als Spiel am Hofe des Prinzen Karneval, erlebte der und seine drei Mitstreiter den ersten Teil nicht mehr live mit. Denn der eigentliche Proklamationsakt befand sich dieses Mal in der Mitte des Programms und erst ab dann konnte das Trifolium das Programm live im Gürzenich genießen. So dominierten im ersten Teil die Redner und Nachwuchsbands, wie Lupo oder Planschemalöör. Als ersten schickte das Festkomitee „Dä Tuppes vom Land!“ Jörg Runge auf die Bühne, der mit seiner Reimrede einen Appell für einen Kölschen Fasteleer vortrug. Als Redner dankte er dem Festkomitee für das „geniale“ Motto und die Rettungsaktion, die kölsche Sprache zu reanimieren. Er sprach die vielen Bands auf den Sitzungen an und beklagte die zunehmende Kommerzialisierung und rief dazu auf die Menschen zu fördern, die den Fasteleer im Herzen tragen. Zum Ende seiner Rede trainierte er mit dem Publikum kölsche Wortklassiker wie Bützen oder Fisternöllchen und das in perfekt vorgetragener Reimform, natürlich nur sprachlich.

Kölsch wurde es mit Ralf Knoblich, „Dä Knubbelisch vum Klingelpötz“, der mit seinen Geschichten aus dem Scharfrichter als Deliktdesigner nicht reüssierte, rheinisch mit „Hausmann“ Jürgen Beckers, der den Kölner sagte, dass sie sich ihre Stadt schön singen. Die politischen Scherze die mitten in Beckers Rede auftauchten schnitten diese auseinander. Kramp-Karrenbauer verglich er mit einer Frau, die in Ehrenfeld die Kirchenzeitung austrage. In einem der Viertel, das zu den angesagtesten Szenevierteln der Republik zählt?  Aber schön, wenn es altkölsche Vorurteile gibt und auch der Habeck-Witz, der den grünen Bundesvorsitzenden als nur Schönling abstempelte, war einfach nur banal. Anders bei den Hausmann-Klassikern, die wie geschnitten Brot in die Lachmuskeln gingen, da gab es viel Applaus. „Dä Nubbel“, Michael Hehn, die szenische Figur auf die Bühne, die eigentlich in der Nacht von Karnevalsdienstag auf Aschermittwoch zur Geisterstunde für die Sünden der Karnevalisten gerade stehen muss, beschäftigte sich als vierter Redner mit der kölschen Sprache und kölschen Begrifflichkeiten. Spätestens hier war das Motto überdehnt, vor allem, weil das Festkomitee im Vorfeld immer betonte, es gehe gar nicht nur um die kölsche Sprache. Moderation und Schaltungen in die Kölsche Hofburg sprühten im ersten Teil der Veranstaltung nicht von Dynamik und so enthielt der erste Teil der Veranstaltung Längen. Erst bei den Bläck Fööss siedete die Stimmung und es gab trotz heftigem Zeitverzug gleich noch eine Zugabe mit „Ahl Säu“ und so zeigte sich auch bei der Prinzenproklamation der Karneval ist aktuell auf Partystimmung geeicht. Die Schlenderhaner Lumpe, als Gesellschaft die den Prinzen ausleiht, stellte das Tanzkorps „Colonia Rut Wiess“ das Dirk Schmitz begleitete und die Große Allgemeine tanzte mit der Kinder- und Jugendtanzgruppe „Die Flöhe auf den Gürzenich Brettern. Vor dem eigentlichen Proklamationsakt spielten noch Oly Blum und die „Jecke Öhrcher“.

Party nach der Proklamation

Mit Cat Ballou, Querbeat, einem weiteren Auftritt des Tanzcorps Colonia Rut Wiess und Kasalla startet das Bühnenprogramm der Prinzenproklamation 2019 in den Partyteil, der sich zu später Stunde bis in die frühen Morgenstunden im Foyer weiter fortsetzen wird.

Die Gäste des Abends

Die NRW-Landesregierung aus CDU und FDP war stark bei der Prinzenproklamation 2019 im Kölner Gürzenich vertreten. Fünf Minister stark strömten sie über den roten Teppich in Kölns gute Stube:  Innenminister Herbert Reul, Schulministerin Yvonne Gebauer, Justizminister Peter Biesenbach, Verkehrsminister Hendrik Wüst und Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Die Spitzen der Fraktionen aus dem Kölner Stadtrat, aus der Verwaltung oder Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob waren vertreten. Wie auch der Präsident der Industrie und Handelskammer Werner Görg, der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks und der Kölner Handwerkskammer Hans-Peter Wollseifer. Der Erzbischof von Köln Dr. Rainer Maria Kardinal Woelki fehlte auch in diesem Jahr nicht auf der Gästeliste. Sänger Oli P., Schauspielerin Liz Baffoe, Alice Schwarzer, Moderator Jean Pütz und sogar Marie-Luise Nikuta war unter den Gästen. Die ehemaligen Dreigestirne, aber auch die Präsidenten der Kölner Karnevalsgesellschaften, gut erkennbar an den Kappen in ihren Gesellschaftsfarben boten ein buntes Bild.

Der WDR strahlt eine Zusammenfassung der Proklamation des Kölner Dreigestirns am Sonntag, den 13.01.2019 um 20:15 Uhr aus.

Autor: Andi Goral