Düsseldorf | aktualisiert 09:27 Uhr, 10:52 Uhr, 17:25 Uhr | Tausende Düsseldorfer Fußballfans haben in der Nacht zu Mittwoch in der Altstadt friedlich den Aufstieg ihres Vereins in die erste Bundesliga gefeiert. Ein Platzregen gleich nach dem Spiel habe die Menschen ein wenig abgekühlt, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch auf dapd-Anfrage. Die Altstadt sei zwar voll gewesen, allerdings habe es außerhalb des Stadions keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Auch ein stundenlanger Autokorso sei friedlich verlaufen. „Es war eine lustige, ausgelassene Feier“, sagte der Sprecher weiter. Aktualisiert: Hertha-Fans randalierten auf der Rückfahrt nach Berlin in einem Sonderzug. Aktualisiert: Der DFB hat Ermittlungen aufgenommen

17:25 Uhr > DFB-Kontrollausschuss ermittelt

Mit Forderungen nach weitreichenden Konsequenzen haben Politiker und Fußballverbände auf die schweren Ausschreitungen beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC reagiert. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte die Fußballvereine zu konsequentem Handeln auf. CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach plädierte für einen Runden Tisch zur Sicherheit in den Stadien. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) verurteilten die Vorkommnisse im Düsseldorfer Stadion am Dienstagabend scharf. Zudem wird der Kontrollausschuss des DFB Ermittlungen aufnehmen.

„Ich sehe insbesondere die 54 Vereine der drei Profiligen in der Verpflichtung“, sagte Friedrich. Die Klubs müssten dafür sorgen, dass in den Stadien, das ihnen zustehende Hausrecht auch ausgeübt werde. Der Minister appellierte an die Vereine, die Kontrollen in den Stadien zu verschärfen. Zudem müsse sichergestellt werden, dass Stadionverbote ausgesprochen und diese auch bundesweit durchgesetzt würden. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach, forderte politische Konsequenzen. „Angesichts der Vorfälle in Köln, Karlsruhe und Düsseldorf können wir nicht zur Tagesordnung übergehen“, sagte der CDU-Innenexperte der „Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe). „DFL, DFB, Sicherheitsbehörden, Fanvertreter und Politik müssen sich dringend zusammensetzen und überlegen, wie die Sicherheit in den Stadien erhöht werden kann“, betonte Bosbach. Solche „Runden Tische zur Sicherheit in Stadien“ dürften zudem nicht nur auf Bundesebene und Bundesliga angesiedelt werden, sondern müssten sich auch mit der Lage in tieferen Ligen beschäftigen.

Der DFB und der durch die DFL erklärten zuvor, es sei „ein Punkt erreicht, an dem neue Wege gegen Gewalt im Umfeld von Fußballspielen gegangen werden müssen“. Konkret werde man noch vor Beginn der kommenden Saison eine Zusammenkunft aller Präsidenten der in den drei Profiligen aktiven Vereine einberufen, auf der „das weitere Vorgehen besprochen werden soll“.

Hertha-Spieler in Todesangst

Hertha BSC sei nicht wegen des Fußballs auf den Platz zurückgekehrt, nur auf Bitten des Schiedsrichters und der Polizei, um eine Eskalation zu verhindern, sagte Herthas Anwalt Christoph Schickhardt im ZDF. „Die Mannschaft befand sind in Todesangst“, erklärte er. Es sei nur darum gegangen, Schlimmeres für den deutschen Fußball zu verhindern. Anwalt Schickhardt will sich am Mittwochmittag mit der Vereinsführung in Berlin treffen, um einen möglichen Protest gegen die Wertung des Spiels abzuwägen. „Nach der Rückkehr werden wir uns heute besprechen und gegebenenfalls Einspruch einlegen“, sagte der Hamburger. Die Frist für einen Einspruch läuft am Donnerstag ab.

Fortuna Düsseldorf glaubt dagegen nicht, dass es zu einer Entscheidung am Grünen Tisch kommen beziehungsweise ein Wiederholungsspiel zur Debatte stehen könnte. „Ich gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind“, sagte Düsseldorfs Manager Wolf Werner. Den Vorwurf, dass es zu wenig Ordner im Stadion gab, wies er entschieden zurück: „Es waren eine Unzahl von Ordnern da. Die Massen in dieser Form waren nicht zu bändigen.“ Die Reaktion von Schickhardt hielt er für „total überzogen“.

10:52 Uhr > Polizeigewerkschaft fordert klares Signal gegen Fußball-Gewalt

Nach den massiven Ausschreitungen beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin erwartet die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vom Deutschen Fußballbund (DFB) ein wirksames Signal gegen die zunehmende Eskalation von Fan-Ausschreitungen. Der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut sagte am Mittwoch in Berlin, offensichtlich brächten Appelle an Vernunft und Verstand nichts. Er betonte: „Tausende unkontrolliert agierende Fußball-Anhänger haben sich und andere in höchste Gefahr gebracht.“ Der DFB sei jetzt vor dem angekündigten Anti-Gewalt-Gipfel von Fußball und Justiz in der Pflicht, zu prüfen, „ob über Punktestrafen die Fans diszipliniert werden können“. Nach Auffassung der GdP erzielten die bisherigen Maßnahmen wie Stadionverbote und Geldstrafen für Vereine nur eine geringe Abschreckung. Witthaut sagte: „Erst wenn die Fans begreifen, dass ihre unbeherrschten Gewaltausbrüche zu Punktabzügen bei ihrem Lieblingsverein und somit im schlimmsten Fall zum Abstieg führen können, dürfte die Gewalt eher eingrenzbar sein.“

09:27 Uhr > Hertha-Fans randalierten

Hertha-Fans randalierten auf der Rückfahrt nach Berlin in einem Sonderzug. Der Zug mit 750 Hertha-Fans musste wegen zerbrochener Fensterscheiben einen dreistündigen Zwischenstopp in Hamm einlegen, wie ein Sprecher der Bundespolizei Münster am Mittwoch sagte. Der letzte Wagen wurde aus Sicherheitsgründen ausgetauscht. Etwa 120 Beamte sicherten den Aufenthalt der Fußballfans auf dem Bahnhof in Hamm ab. Außer dem Zünden von bengalischen Feuern bei der Einfahrt des Zuges habe es keine Zwischenfälle gegeben, hieß es weiter. Gegen 6.20 Uhr wurde aus Sicherheitsgründen ein geplanter Halt mit Personalwechsel vom Hauptbahnhof Hannover auf den Bahnhof Hannover-Minden verlegt. Dort warfen die Fans vereinzelt Gegenstände aus dem Zug.

Das Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC stand am Dienstagabend kurz vor dem Abbruch. FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte die Partie dreimal unterbrochen. Zwei Minuten vor dem Ende stürmten zigtausende Düsseldorfer Fans das Spielfeld.

Polizeikräfte und Ordner mussten den Rasen räumen. Zuvor waren aus beiden Fanblöcken zahlreiche bengalische Feuer auf das Spielfeld geworfen worden. Hertha BSC will nach dem 2:2 und dem damit verbundenen Abstieg in die Zweite Liga möglicherweise Protest gegen die Wertung des Spiels einlegen.

Autor: ag | dapd