Fast legt manipulative Aspekte in Kino und Fernsehen offen

Omer Fast, der 1972 in Jerusalem zur Welt kam, in den USA Englisch und Kunst studiert hat und nun in Berlin lebt, möchte mit seinen Arbeiten „5000 Feet is the best“ und „Nostalgia“ eine Geschichte des medialen Erzählens erzählen. Auslöser seiner Videokunst sei das Dokumentarische, so Fast. Daraus entstünde ein Drehbuch, das schließlich eine dokumentarisch-fiktive Umsetzung nach sich zöge. So ist Fast für Filme und Videoarbeiten bekannt geworden, die mit ihrer Erzählstruktur den kinematographischen Apparat selbst offen legen. Fasts Analyse der manipulativen Aspekte in Kino und Fernsehen spiegelt sich in der medialen Konstruktion seiner Geschichten wieder.

Ehemaliger Drohnen-Pilot erzählt von Kriegstrauma
„5000 Feet is the Best“ basiert auf einem Gespräch des Künstlers mit einem ehemaligen Piloten unbemannter, amerikanischer Drohnen. Dieser wird im Film von einem Schauspieler verkörpert, der den Fragen des Interviewers immer wieder ausweicht, indem er scheinbar belanglose Geschichten erzählt. Zugleich vernimmt der Zuschauer in Zwischensequenzen – etwa einem Flug über Las Vegas aus der Perspektive eines Drohnen-Piloten – die Stimme des realen Interviewpartners, der von traumatischen Erlebnissen während des Krieges erzählt. Auf diese Weise verknüpft Fast das dokumentarische Material mit fiktiven Elementen.

Europäer fliehen in ein sicheres Afrika
Die dreiteilige Videoinstallation „Nostalgia“ beginnt mit der Tonaufnahme eines Gesprächs mit einem Flüchtling aus Nigeria. Dieser erzählt von einem älteren Soldaten, der ihm, als er Kindersoldat war, beibrachte, Rebhuhnfallen zu bauen. Der zweite Teil zeigt in einer Installation mit zwei Monitoren eine inszenierte Interviewszene zwischen einem Afrikaner und einem Regisseur. Da jeder der beiden Gesprächspartner seinen eigenen Monitor hat, entstehe der Eindruck, dass sich auch die Monitore miteinander unterhalten würden, erklärt Direktorin Kathrin Jentjens. Im dritten Teil, einer Geschichte über illegale Immigranten und über die scharf kontrollierte Grenze zwischen Afrika und Europa, lässt der Film seine dokumentarische Seite allmählich hinter sich: In einer Science-Fiction zeigt der dritte Teil Europäer, die durch Tunnelsysteme aus einem zerstörten und unsicheren Europa in ein sicheres Afrika flüchten. Geschickt lässt Fast den dritten Teil in eine Sackgasse laufen: am Ende des Films wird der Zuschauer mit der Anfangsituation konfrontiert. Die ständige Wiederholung werfe die Frage auf, inwiefern man heute noch fähig wäre neue Geschichten zu erzählen, so der Künstler abschließend.

Im Rahmen der Ausstellung findet morgen um 16 Uhr ein Gespräch mit Omer Fast statt, der einen Einblick in seine künstlerische Arbeitsweise und die Entstehungsprozesse der im Kunstverein gezeigten Arbeiten geben wird. Das Gespräch wird sowohl die formalen und narrativen Mittel seiner Arbeitsweise, die Bedeutung von Bildtechnik und Sound als auch seine inhaltlichen Schwerpunkte berühren.

Infobox:
Omer Fast
22. Oktober bis 18.Dezember 2011
Kölnischer Kunstverein,
Hahnenstraße 6
Köln

Künstlergespräch:
22. Oktober, 16:00 Uhr

[il]