Köln | An der Deutzer Werft war Chillen angesagt, als plötzlich 20 Feuerwehr, DLRG und Fahrzeuge des Roten Kreuzes mit Blaulicht herannahten. Stadtdirektor Guido Kahlen ging ihnen mit großen Schritten entgegen, Familienangehörige waren gekommen und Kollegen, die sich zu Hause mit Maggigestank abgemüht hatten. Die Kölner Helden waren braungebrannt, müde und voller Emotionen über die Solidarität der Menschen in Magdeburg. Sieben Tage haben Sie geholfen, gefunkt, Meldedienste versehen und bei schweren Entscheidungen beraten.

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Klasse Job – auch für Köln

Kölns stellvertretender Feuerwehrchef Johannes Feyrer und Peter Hartl hatten die Einsatzkräfte angeführt und in Magdeburg mit der Mofüs Rheinland einen Abschnitt geleitet. Stadtdirektor Guido Kahlen empfing die Heimkehrer und lobte ihre brilliante und kompetente Hilfe, die sie in Magdeburg geleistet hatten. Im Fernsehen habe man sehen können, was für ein harter Kampf der Einsatz um das Magedburger Umspannwerk gewesen sei und welch hohe Verantwortung die Einsatzkräfte hatten. Kahlen zeigte sich aber auch davon überzeugt, dass die Helfer den Geist von Magdeburg und der dort praktizierten Solidarität der Zivilgesellschaft bei der größten Flutkatastrophe in Deutschland noch lange mit sich tragen werden. Kahlen: „Sie haben einen Klasse Job gemacht und Vertrauen aufgebaut. Auf Sie, die Helfer von Berufsfeuerwehr, freiwilliger Feuerwehr, DLRG und all den anderen Hilfsorganisationen, ist Verlass, wenn der Staat durch naturkatastrophen an den Rand von Krisen gerät“. Kahlen zollte auch den Arbeitgebern von 14 freiwilligen Feuerwehrmännern, die diese für den Einsatz freigestellt hatten, hohen Respekt.

250 Portionen Döner für die Kölner Helfer

Johannes Feyrer ist sich sicher, dass der Kölner Anteil an der „Mofüst“ Rheinland zwar quantitativ nicht der Größte war, aber als Kerntruppe akzeptiert war. Beeindruckend, so Feyrer waren vor allem die emotionalen Momente, als Schulklassen für die Einsatzkräfte gesungen, ein Gastronom 250 Portionen Döner vorbeibrachte, Schulkinder Kuchen gebacken hatten und überall wo man vorbeikam, die Menschen winkten. Sogar Geschenke hatten die Menschen vorbeigebracht. Peter Hartl war begeistert, wie die Zivilbevölkerung mitgeholfen hatte, Sandsäcke zu füllen oder Verpflegung zur Verfügung stellte und ohne deren Unterstützung man nicht so viel erreicht hatte. So eine Selbsthilfe wünscht sich Peter Hartl auch für Köln beim nächsten Hochwasser.

Von der Theorie mitten in die Praxis

Nadia Koch, 30, studiert in Köln an der FH Rettungsingenieurwesen und war die einzige Frau in der Kölner Truppe der „Mofüst Rheinland“. Die Studentin war total begeistert und spricht von einer unglaublichen Erfahrung, dass sie die Theorie des Studiums jetzt in der Praxis erleben und anwenden konnte. Nadia Koch ist bei der freiwilligen Feuerwehr im Fernmeldedienst. Auch der jungen Feuerwehrfrau merkte man die Strapazen der letzten Tage an, aber auch in ihren Augen war die Energie die sie aus den positiven Begegnungen gezogen hat deutlich zu sehen.

Einsatzleitung und Koordination

Die Kölner Helfer bildeten eine große und viele kleine Einsatzleitungen in den Schadensgebieten. Feyrer: „Wir haben dafür gesorgt, dass die anderen Sandsäcke füllen und Wasser abpumpen konnten.“ Drei Motorräder zur Erkundung waren im Einsatz und zwei LKW führten Transporte durch. Der Fernmeldedienst hatte sogar eine eigene Anlage für den Funkdienst aufgebaut. Dazu verpflegten sich die Helfer selbst, hatten eine eigene Trinkwasserversorgung, denn dort, wo man Dienst tat gab es kein frisches Wasser mehr. Für Feyrer waren die Dimensionen mit denen der Leitungsstab konfrontiert war, eine der besonderen Erfahrungen. Alleine in Magdeburg mussten über 6.500 Helfer koordiniert werden. Feyrer: „Die Autobahnen waren voll mit Rettungsfahrzeugen.“ Eine neue Erfahrung sei die Höhe der Tragweite der Entscheidungen gewesen. Zwar hatten die Entscheidungen die Oberbürgermeister als Leiter des Krisenstabes, aber die Führungsdienste haben beraten. Wo und wann soll evakuiert werden, muss das Umspannwerk gerettet werden, dass Magedburg mit Strom versorgt, oder die polizeitechnische Dienststelle, über die der gesamte Einsatzfunk der Polizei von Sachsen-Anhalt abgewickelt wird. In ein paar Tagen wird es eine Nachbesprechung in Magdeburg geben, einer Stadt in der jetzt 2,5 Millionen Sandsäcke und 250.000 Big Packs liegen.

Schade war, dass die Menschen an der Deutzer Werft, die auf der Wiese chillten nicht wenigstens einmal den Kölner Helden von Magdeburg applaudierten, denn diesen Applaus haben die Männer und die eine Frau mehr als verdient.

Autor: Andi Goral
Foto: Die Kölner Helden wieder gut aus Magdeburg zurückgekehrt auf der Deutzer Werft