Eltern als Partner gewinnen

„Die Zahlen sagen uns: Wir sind auf einem sehr guten Weg“, betonte heute die Ministerin, die auch das Amt der Integrationsbeauftragen der Bundesregierung innehat. Doch bei der wachsenden Gruppe Jugendlicher mit ausländischen Wurzeln bestünde noch viel ungenutztes Potential. Statistisch gesehen trete nur jedes dritte Kind aus Zuwandererfamilien eine Ausbildung an. Angesicht abnehmender Bewerberzahlen und einem drohenden Mangel an Fachkräften sei dies besonders bedauerlich. Daher komme es nun darauf an, diesen Jugendlichen ihre Chancen und Möglichkeiten auf dem Bewerbermarkt zu vermitteln. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei das Elternhaus ein, wie die Ministerin betonte. „Wir wollen sie zu Partnern machen“. Die Eltern seien Vorbilder und Ratgeber bei der Berufsorientierung ihrer Kinder.

Mangelnde Informationen erschweren Zugang
Viele Eltern hätten jedoch unzureichende Vorstellungen vom dualen Ausbildungssystem in Deutschland. Diese stünden, laut Ministerin Böhmer, dem Wunsch nach einer besseren Zukunft für die Kinder im Wege. Neben sprachlichen Problemen, die eine Information erschwerten, gebe es auch kulturelle Unterschiede. Noch immer sei die Vorstellung weit verbreitet, dass die Verantwortung für die Kinder an der Schultür ende. Deshalb ist es notwendig die Elternarbeit zu intensivieren und notwendige Maßnahmen zu entwickeln, um die Eltern bei den wichtigsten Entscheidungen über die Zukunft ihrer Kinder besser mit einzubeziehen, sagte die Ministern. „Der Satz `Wir erreichen die Eltern nicht` muss der Vergangenheit angehören!“ Zu diesem Zweck seien bereits eine Reihe von Projekten angelaufen, die bei Erfolg regelmäßig angewendet werden sollen. Beispiele dafür seien zum Beispiel Sprach- und Integrationskurse.

Ausbildung mit schlechtem Ansehen
Die Ideen für eine Umsetzung dieses Vorhabens waren das Thema auf der Konferenz
„Eltern können mehr!“, die heute in Köln stattfand. Neben Vertretern der „Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte“ (BQN) und des COM.IT.ES Köln brachten auch die Industrie- und Handwerkskammer Köln und die Handwerkskammer Köln ihre nunmehr 20 Jahre lange Erfahrungen aus der elternorientieren Informationsarbeit ein. Gregor Berghausen von der IHK machte den Ernst der Lage deutlich. Während die Zahl von deutschen Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen, schon bei niedrigen 27 % läge, seien es bei Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln gar 18 %. Als Grund nannte auch Berghausen die mangelnde Informationen und ein schlechtes Ansehen dieses Bildungsweges. Dies Bild gebe es daher auch dem Elternhaus zu vermitteln. Erste Erfolge gäbe es dabei im industriell-elektronischen Bereich. Dort würden viele Jugendliche die ihnen gebotenen Möglichkeiten nutzen und sich weiter qualifizieren.

Potentiale nutzbar machen
Berghausen betonte auch die Notwendig zu erkennen, dass immer mehr Jugendliche einen Migrationshintergrund besitzen. Das sei eben eine ganz andere Realität, als an so manchem grünen Tisch. Aber nur, wenn entsprechend gehandelt werde, könne das Potential der jungen Menschen auch für die Wirtschaft genutzt werden. Dies bestätigte auch Rosella Benati, Vorsitzende des COM.IT.ES Köln. „Ich kenne Eltern, die noch immer nicht das dreigliederige Schulsystem verstehen“, sagte sie und betonte zugleich den Wert der Muttersprache, die Kindern, aber auch den Eltern ein eigenes Selbstwertgefühl verschaffen könnten. Bei entsprechender Pflege könne diese auch als zusätzliche Qualifikation für den Berufsweg genutzt werden. Mehrsprachigkeit werde schließlich immer wichtiger.

BQN Vertreterin Margarita Plati verwies auf die Vorteile des dualen Ausbildungssystems. Jedoch gelänge es zu selten diese an Eltern zu vermitteln. Diese nähmen dann oft eine Blockadehaltung ein und bestünden zum Beispiel darauf, dass ihre Kinder studieren, auch wenn ihnen der theoretische Zugang überhaupt nicht liege. Deswegen seien auch Vorbilder von besonderem Wert, die den Jugendlichen ein positives Bild der Ausbildungsberufe vermitteln. Sobald die Eltern mit ins Boot geholt werden, ist laut Plati bereits ein wichtiger Schritt getan

[Björn Bourry für Report-k. – Kölns Internetzeitung]