Hier streikt der Bauer im Dreigestirn - ein Bauerntheater. Foto: Eppinger

Köln Was passiert eigentlich, wenn der kölsche Bauer im Dreigestirn plötzlich streikt? Diese Frage stellen sich die Kreativen im Kölner Rosenmontagszug bei all dem Bauerntheater, das im Moment auf den Straßen quer durchs Land gespielt wird. Schuld ist die Ampel, die bei den Landwirten den Rotstift angesetzt und lieb gewonnene Subventionen zusammenstreicht. Da dröhnen jetzt die Traktoren vor dem Brandenburger Tor und machen der Regierung die Hölle heiß. Doch sind Bauern, die die Straßen dichtmachen, wirklich besser als Klimakleber, die ständig den Verkehr blockieren. Diese Frage beschäftigt jetzt die Wagenbauer.

Vorgestellt wurden dieser Entwurf für einen Persiflagewagen und weitere Ideen für den Rosenmontagszug am Freitagnachmittag passend zum aktuellen Sessionsmotto im großen Saal des Comedia-Theaters in der Südstadt. Dabei lassen sich Zugleiter Holger Kirsch und sein Team genauso von Begriffen aus der Theaterwelt wie von Klassikern und Zitaten von der großen Bühne inspirieren.

Zugleiter Holger Kirsch präsentierte die Entwürfe im Comedia-Theater. Foto: Eppinger

In den Augen der Kritzelköpp und der Wagenbauer ist ein abhängendes Faultier das perfekte Sinnbild für die ganze Leidenschaft und Dynamik, mit der Bundeskanzler Olaf Scholz seine Regierungsgeschäfte in Berlin führt. Glücklich und zufrieden schlummert der haarige Geselle auf seinem Ast. Und bei Shakespeare findet man für die Kommunikationsfreude und die Redegewandtheit des Regierungschefs die richtigen Worte: “Der Rest ist Schweigen”.

Schon der vierte Persiflagewagen wird in Köln der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in Erzbistum Köln „gewidmet“ – ein echtes Trauerspiel, finden die Kreativen des Zochs. Traurig stimmt diese vor allem, wie der Klerus mit dem Thema umgeht. Da helfen nur noch Gebete, dass die Verantwortlichen endlich zur Rechenschaft gezogen werden. Früher bei der Inquisition war man in der Kirche ja auch nicht so zimperlich.

Ein echtes Trauerspiel ist die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln. Foto: Eppinger

Die großen Diktatoren der Welt beschäftigen ebenfalls die Kölner Jecken in diesem Jahr. Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, haben Putin, Xi Jinping und Chamenei ihren großen Auftritt als Despotentrio mit einem Brett vor dem Kopf. In diesen Rollen drangsalieren sie all die Menschen um sich herum, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen. So machen sie rücksichtslos aus der Welt ein Pulverfass.

Auch Goethe’s “Faust” findet seinen Weg in den Rosenmontagszug. Den Dichterfürsten bringt das Gendern mit dem Sternchen und dem “innen”-Anhang in arge Nöte und sein „Faust“ schlägt ihm mitten ins Gesicht. Bereits bei der großen Demo in Köln wurde erstmals ein Persiflagewagen vorab auf die Straßen geschickt, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Gezeigt wird der Kallendresser vom Alter Markt, der stellvertretend für alle kölschen Jecken den Nazis, die jetzt mit der AfD im braunen Sumpf nach oben gespült werden, die bläcke Fott zeigt.

Gender-Debatte: Hier bekommt Goethe seinen „Faust “ mitten ins Gesicht. Foto: Eppinger

Weitere lokale Themen sind zum Beispiel das Affentheater rund um die Kölner Verkehrsversuche von der Trankgasse bis zur Venloer Straße in Ehrenfeld. Natürlich darf auch die ewige Opernbaustelle am Offenbachplatz nicht bei den Persiflagen fehlen – da wird Bob der Baumeister zum ewigen Phantom der Kölner Oper. Beim Sport wird es für den FC in Sachen Personal derzeit ziemlich eng. Da rekrutiert Sportchef Christian Keller Tünnes und Schäl von “Hennes-chen” als neue Fachkräfte für den Erstligisten.

Einen eigenen Wagen bekommt Ferdinand Wallraf zu seinem 200. Todestag. “Der Bürger als Edelmann” ehrt den Mann, der mit seiner Sammlung den Grundstock für die Kölner Museen legte und der Wegbereiter der heutigen Bürgerstadt, Rektor der Uni und Mitbegründer des Festkomitees war.

Die Höhner spenden 11.111 Euro für die Großfiguren im Zoch. Foto: Eppinger

Auch weiteren Politikern aus Berlin geht es an den Kragen. So wird Außenministerin Baerbock als “Madame Butterfly” zur Elefantin im Porzellanladen und Finanzminister Lindner erscheint bei all den “Sauereien” bei seinem Haushalt als schwitzendes Sparschwein. Die grüne Heizungsgesetzattacke auf die eigenen vier Wände wird zum “Willkürenritt” auf der Wärmepumpe. Und Politikerin Sahra Wagenknecht versucht sich mit der eigenen Partei in der “widerspenstigen Dehnung” zwischen dem rechten und dem linken Rand.

Von den Höhnern, die im Vorjahr ihr 50-jähriges Bestehen im Rosenmontagszug feiern konnten, gibt es eine Spende in Höhe von 11.111 Euro als Erlös aus dem Höhner Rock’n’Roll Zirkus für die Großfiguren im Zoch. Aktuell werden Cat Ballou und die Lanxess-Arena ihr jeweils 25-jähriges Bestehen im Zoch feiern.