Berlin | Der ehemalige Bundeswirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement kann die Nominierung von Baugewerkschaftschef Klaus Wiesehügel zum potenziellen Arbeitsminister in einem Kabinett des SPD-Kanzlerkandiaten Peer Steinbrück nicht nachvollziehen. „Bei aller Freundschaft mit beiden Kombattanten, mit dem Kanzler- und dem Ministerkandidaten: Was, zum Teufel, könnte Peer Steinbrück veranlasst haben, mit Klaus Wiesehügel ausgerechnet einen der härtesten Kritiker und Gegner der Agenda 2010 Gerhard Schröders und unserer gemeinsamen Arbeitsmarkt- und Rentenreformen in sein Schattenreich zu berufen?“, schreibt Clement in einem Gastkommentar für das „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe). In den meisten europäischen Partnerländern schauten die Verantwortlichen auf die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes und wie aus dem „kranken Mann Europas“ binnen weniger Jahre der „Wachstumsmotor Europas“ werden konnte.
„Bildung, Qualifikation und lebenslanges Lernen, Flexibilität, Mobilität, mehr Selbstständigkeit und Unternehmergeist, mehr Eigenverantwortung und auch Eigenbeteiligung, längere Lebensarbeitszeiten – das sind einige der wichtigsten Stichworte zur weiteren Modernisierung des deutschen und des europäischen Arbeitsmarktes“, schreibt Clement. Klaus Wiesehügel aber wolle sich weiterhin „jeden einzelnen Punkt (der Agenda 2010), der zu Fehlsteuerungen geführt hat, noch mal angucken“. Clement, der im Kabinett Schröders von 2002 bis 2005 Wirtschaftsminister war und 2008 aus der SPD austrat, bezweifelt, dass man so „Themen der Arbeitnehmerschaft voranbringen“ könne.
„Die Zweifel kann wohl selbst der treueste Bannerträger nicht unterdrücken.“ Deutschland würde, wenn alle so weitermachten wie bisher, bis 2050 jährlich ein Potenzial von bis zu 500.000 Arbeitnehmern verlieren, warnt Clement. Die Wachstums- und Wohlstandsverluste für die uns nachfolgenden Generationen wären immens.
Clement: „Wir müssen Wege aufschließen, damit die immer älter werdenden, immer länger lebenden und gesünder bleibenden Älteren möglichst auch länger im Berufsleben bleiben.“
Autor: dts