Berlin | Die Stadt Münster wird ihrem Ruf als Fahrradhauptstadt Deutschlands gerecht. Zum fünften Mal in Folge belegte die Stadt beim sogenannten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) den Spitzenrang. Bei den Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern rangierte die Studentenstadt bei der am Freitag in Berlin vorgestellten Erhebung mit einer Gesamtnote von 2,61 vor Freiburg im Breisgau (3,10) und Karlsruhe (3,18). Vor allem die Infrastruktur mit dem Radverkehrsnetz wurde in Münster positiv bewertet.

Im Vergleich zur letzten Umfrage aus dem Jahr 2005 verliert Münster allerdings an Boden und muss den Spitzenplatz aller deutschen Städte abgeben. In der Gesamtwertung liegen die NRW-Städte Bocholt, Rees und Rhede sowie Filderstadt in Baden-Württemberg vor Münster. Im Rathaus wurde das Ergebnis dennoch positiv aufgenommen. „Wir freuen uns sehr, dass wir wieder den ersten Platz beim Fahrradklimatest belegt haben“, sagte Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) mit Blick auf das Ranking der Großstädte auf dapd-Anfrage. Der Preis sei auch Ansporn, weiterhin für ein besonders positives Klima für Radfahrer zu sorgen.

In der Gruppe der Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern gehört neben Spitzenreiter Münster auch Oberhausen zu den zehn fahrradfreundlichsten Großstädten. Als größte Stadt in NRW rangiert Köln nur im unteren Drittel. Beim Ranking ist Köln wie auch beim Fahrradklima-Test 2005 im hinteren Drittel auf Platz 31 von 38 gelandet. Die Großstadt München hat es immerhin auf Platz 11 geschafft und  Frankfurt/Main auf Platz 9 bei Städten mit mehr als 200000 Einwohnern. Der ADFC aus Köln kommentiert: „Es gibt in Köln noch viel zu tun damit Köln eine fahrradfreundliche Stadt wird. Verbesserungen gibt es in der Bewertung von Köln bei der Öffnung von Einbahnstraßen.“ Bundesweites Schlusslicht und damit die fahrradunfreundlichste Stadt ist Wuppertal. Auch Bochum und Mönchengladbach kommen nicht gut weg.

Bei den Städten mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern können Hamm, Moers und Neuss mit Spitzenplatzierungen punkten. Das münsterländische Bocholt führt die deutschlandweite Gruppe der Städte mit bis zu 100.000 Bewohnern an.

Befragung von 80.000 Radfahrern

Nach ADFC-Angaben sank die Durchschnittsbewertung der Städte im Vergleich zum Fahrradklimatest aus dem Jahr 2005. Von einer tatsächlichen Verschlechterung der Situation für Radfahrer ging die Organisation allerdings nicht aus. „Wir nehmen an, dass sich in den letzten Jahren ein stärkeres Bewusstsein für die Probleme von Radfahrern gebildet hat“, sagte der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg. Dies liege unter anderem an der wachsenden Zahl der Radler und der gestiegenen Popularität des Fahrrads, das „zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit“ stehe. Zu enge Radwege oder mangelnde Abstellmöglichkeiten führten dennoch zu schlechteren Bewertungen.

Mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums hatte der ADFC für die bundesweite Erhebung knapp 80.000 Radfahrer nach der Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte befragt. Diese konnten im vergangenen Herbst bei 27 Fragen Noten von 1 bis 6 vergeben, unter anderem hinsichtlich der Akzeptanz der Fahrradfahrer, zu Hindernissen auf Radwegen und zur Beschilderung. Der ADFC führt den Fahrradklimatest seit 1988 in unregelmäßigen Abständen durch.
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Top 10 der fahrradfreundlichsten NRW-Städte

Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern:
1. Münster
2. Oberhausen
3. Bielefeld
4. Aachen
5. Bonn
6. Dortmund
7. Gelsenkirchen
8. Essen
9. Krefeld
10. Duisburg

Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern:
1. Hamm
2. Moers
3. Neuss
4. Bottrop
5. Herne
6. Paderborn
7. Mülheim an der Ruhr
8. Leverkusen
9. Recklinghausen
10. Remscheid

Städte mit bis zu 100.000 Einwohnern:
1. Bocholt
2. Rees
3. Rhede
4. Dülmen
5. Bünde
6. Meckenheim
7. Kempen
8. Warendorf
9. Lüdinghausen
10. Lemgo

Autor: Christian Wolf, dapd, ag | Foto: svluma/fotolia