Der "Präsi" Christoph Stubbe (l.) auf der Bühne von Fatal Banal. Foto: Fatal Banal

Köln Seit 1992 gibt es in Köln Fatal Banal – die zweitälteste alternative Karnevalssitzung der Stadt. Am Freitagabend findet die Premiere in den Abenteuerhallen Kalk statt. Wir haben mit dem Sitzungspräsidenten Christoph Stubbe über die bevorstehenden zwölf Termine gesprochen und auf gut drei Jahrzehnte Fatal Banal zurückgeblickt.

In diesem Jahr ist die Session extrem kurz. Wirkt sich das auch auf den alternativen Karneval aus?

Christoph Stubbe: Wir hatten eine sehr kurze Probenzeit und haben jetzt in der Schlussphase täglich geprobt. Das war für alle eine ziemliche Herausforderung. Da war es schön, vor der Generalprobe an diesem Mittwoch mal zwei Tage freizuhaben.

Wie läuft der Vorverkauf für Fatal Banal?

Stubbe: Der läuft bislang noch eher mittelmäßig. Wenn wir unsere Sitzungen zu 75 Prozent ausverkaufen können, sind wir zufrieden. Verändert hat sich nach Corona, dass sich die Leute deutlich kurzfristiger entscheiden. Wir beginnen im Oktober mit dem Vorverkauf und viele Jahre war es so, dass schon im alten Jahr gut die Hälfte der Karten verkauft war. Das ist heute nicht mehr so. Die Leute warten ab und blicken auch immer auf die aktuelle Infektionslage. Aber das ist bei den meisten Kollegen, mit Ausnahme der Stunksitzung, ähnlich. Wir haben auch Wert darauf gelegt, unsere Eintrittspreise nicht zu erhöhen. Denn viele Leute müssen sich genau überlegen, wofür sie in Zeiten der Inflation ihr Geld ausgeben.

Was ist neu in diesem Jahr bei Fatal Banal?

Stubbe: Wir haben in unserem Ensemble eine neue junge Schauspielerin, die viel frischen Esprit mitbringt. Die Band hat einen neuen Schlagzeuger mit vielen coolen Ideen. Er stammt aus einer Fanfamilie von Fatal Banal und sein Traum war es immer, bei uns mit auf der Bühne zu stehen.

In den 90ern hat für Fatal Banal alles begonnen

In diesem Jahr sind Sie zum zweiten Mal in den Abenteuerhallen Kalk.

Stubbe: Den Plan vom Bürgerzentrum in die Abenteuerhallen umzuziehen, gab es bereits für das Jahr 2022. Das hat damals aber wegen Corona nicht funktioniert. Jetzt sind wir total glücklich mit dieser wunderschönen alten Industriehalle mit 450 Sitzplätzen, die top saniert ist und die über ein großartiges Team verfügt, von dem wir sehr gut unterstützt werden. Wir sind mit dem Jugendpark 1992 auf der Schäl Sick gestartet und waren dann jahrzehntelang in Ehrenfeld. Dort waren es zuletzt 23 Sitzungen. Das war für das Ensemble und die Band ein sehr großer Aufwand. Daher entstand die Idee, in einer größeren Halle bei weniger Terminen, die gleiche Besucherzahl zu erreichen. Das war für uns ein echtes Abenteuer, das aber gut funktioniert hat. Das Feedback unseres Publikums war im Vorjahr sehr positiv. Insofern hat sich der Umzug nach Kalk für uns gelohnt.

Im Vorjahr gab es eine Kooperation mit anderen alternativen Karnevalsformaten. Ist da eine Wiederholung geplant?

Stubbe: Die Kooperation war im Vorjahr großartig und vor allem die Kollegen von der Immi- und der Schnittchen-Sitzung waren sehr dankbar, da sie sonst gar nicht gespielt hätten. Es war toll, über den traditionellen Elften im Elften hinaus mit den Kollegen zusammenzuarbeiten. In diesem Jahr funktioniert das leider nicht, da alle Kollegen wieder spielen. Aber es wird bei uns und bei der Immisitzung jeweils zu Beginn ein gemeinsames Friedenslied geben.

Wie hat mit Fatal Banal in den 90er Jahren alles begonnen?

Stubbe: Wir waren alle Studierende an der Katholischen FH in Köln. Viele haben früh geheiratet und bei den Hochzeiten gab es immer eine Show. Als alle verheiratet waren, gab es die Überlegung, diese Show fortzuführen. Als Vorbild hatten wir damals die Stunksitzung. Ein Kollege war Sozialarbeiter im Jugendpark, wo es dann die erste Premiere von Fatal Banal gab.

Auch Tiere im Zoo haben die Macher von Fatal Banal im Blick. Foto: Fatal Banal

Aktuell gibt es für den satirischen Blick mehr als genug aktuelle Themen. Wie entsteht in diesen Zeiten Ihr Programm?

Stubbe: Themen sammeln wir das ganze Jahr über. Ab dem Sommer wird dann intensiv am Programm gearbeitet. Viele Themen liegen wie der Ukraine-Krieg, Putin oder die Militarisierung der Gesellschaft auf der Straße. Das gilt auch für die Bahn, Barbie, die Klimakleber oder die Verrohung in der Politik. Dazu kommen Alltagsthemen wie die Diskussionen um die Wärmepumpe.

Was erwartet das Premierenpublikum am Freitagabend?

Stubbe: Es wird eine Talkrunde mit der Berliner Politikprominenz geben, bei der der Kanzler eine eindrucksvolle Rede halten wird. Dazu kommt ein Solo, das wir “Entschuldigung” genannt haben. Dort werden sich aalglatte Politiker wie Aiwanger, Scheurer, Palmer oder zu Guttenberg entschuldigen. Auch KI haben wir im Blick, wenn die KG Roggendorf-Thenhoven ihren neuen Bauern mit Künstlicher Intelligenz sucht. Zudem fällt unser Blick auf die Zustände auf der Zülpicher Straße. Das Publikum ist gefragt, wenn Manni lernen will, wie Stippefott geht. Als besonderen Gast werden wir am 9. Februar Ludwig Sebus auf der Bühne begrüßen.

Wie gut ist Ihr Kontakt zum “regulären” Karneval?

Stubbe: Da gibt es vor allem in Kalk gute Kontakte. Wir waren schon im Vorjahr mit einem Wagen und einer großen Fußgruppe beim Veedelszug in Kalk dabei. Das werden wir am Karnevalsdienstag wiederholen und suchen aktuell dafür noch Leute, die mitgehen wollen. Wir sind auch eng verzahnt mit der neuen Zugleitung, welche der neu gegründete “Nur ein Karnevalsverein” übernommen hat.

Service: Fatal Banal feiert an diesem Freitag, 19. Januar, um 19.30 Uhr die Premiere in den Abenteuerhallen Kalk, Christian-Sünner-Straße 8. Weitere Termine gibt es am 20., 26., 27. und am 28. Januar sowie am 2., 3., 4., 7., 9., 10. und 11. Februar. Die Karten kosten 39 (ermäßigt 28) Euro.

www.fatalbanal.de