Steffen Baumgart hat dem FC ein neues Selbstbewusstsein gegeben. Foto: Bopp

Köln | „Ich ruf es aus, lasst uns international angreifen!“

Steffen Baumgart hat es getan und den Traum von Europa – unmittelbar vor dem Derby in Gladbach – zum Abschlussziel der Saison erklärt.

Das ist genau richtig.

Nicht nur, weil seine Spieler und er in zuletzt jedem Interview diese „Europa-Frage“ gestellt bekommen haben und um dem damit ein Ende zu machen. Sondern, weil es ein neues Selbstbewusstsein und eine neue Kultur in diesem Klub ausdrückt.

Der FC hat unter Baumgart wieder eine Spielidee. Endlich eine Mentalität, Rückstände zu drehen. Ein Kollektiv, in dem jeder für den anderen läuft und kämpft und sein Ego zum Wohl des Ganzen hintenanstellt. Die beste Saison seit 28 Jahren nach dem Fast-Abstieg der Vorsaison ist kein Zufall und wenn Köln in die letzten fünf Spiele geht, dann mit dem Anspruch und der Klasse, jedes einzelne davon auch gewinnen zu können. Es gibt nichts mehr zu verlieren, nur zu gewinnen und warum sollte man das nicht aussprechen?

Kommentar zum 1.FC Köln: Vergesst Funkel und die aktive Fanszene nicht

Gerade nach den vielen Jahren, ja Jahrzehnten des Fahrstuhl-Chaos mit folklore-getränkten Egoisten als den Gesichtern des Klubs im Dauer-Abstiegsmodus – die erste Stöger-Phase einmal abgesehen – tut dieses neue Selbstbewusstsein jedem Fan und Mitarbeiter gut.

Und wenn am Ende halt dann doch nicht der europäische Platz bei rauskommt, wird es dennoch eine Saison gewesen sein, an die man sich als Anhänger gerne erinnern wird.

„Auch im nächsten Jahr wird einiges auf uns zukommen“

Steffen Baumgart

Wie es auch ausgeht, überhaupt in diese Position gekommen zu sein, verdankt der FC – und das sollte man jetzt nicht vergessen – Retter Friedhelm Funkel, der eine sportlich tote Mannschaft übernommen hatte vor fast genau einem Jahr. Und der Corona-geplagten aktiven Fanszene, die ein Korrektiv in der trudelnden Zeit dargestellt hat.

Steffen Baumgart hat diese Woche noch etwas fast genauso wichtiges in einem Nebensatz gesagt wie das Ausrufen des Europa-Ziels. „Auch im nächsten Jahr wird einiges auf uns zukommen“ – er schaut voraus und ahnt, welche Erwartungen bereits jetzt herrschen. Aber mit diesem neuen vorgelebten Selbstbewusstsein muss niemandem im Umfeld des FC Bange sein vor der Zukunft. Im Gegenteil. Erst recht nicht heute in Gladbach, die man schon im Hinspiel 4:1 völlig verdient nach Hause geschickt hat.