Köln | aktualisiert | Die Kölner FDP wende sich gegen einen Auszug des Kölnischen Stadtmuseums aus dem Zeughaus. Ralph Sterck, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln, Dr. Ulrich Wackerhagen, Kulturpolitischer Sprecher der Liberalen, und Lorenz Deutsch, Sachkundiger Einwohner im Kulturausschuss, erläuterten am heutigen Vormittag im Rathaus den Alternativvorschlag der Freien Demokraten. Kölner SPD-Fraktionschef, Martin Börschel, halte die Position der Kölner FDP für kleingeistig. 

„Wir können uns keinen besseren Standort für die Präsentation unserer Stadtgeschichte vorstellen als im historischen Zeughaus der Stadt mit der preußischen Wache direkt an der römischen Stadtmauer. Diesen geschichtsträchtigen Ort für das Stadtmuseum aufzugeben, wäre ein schwerer Fehler.

Selbstverständlich ist der aktuelle Zustand des Museums unwürdig. Weder das städtebauliche Umfeld, die Eingangssituation, die Präsentationsmöglichkeiten, die Gebäudetechnik und Infrastruktur noch der zur Verfügung stehende Platz sind auf zeitgemäßem Niveau. Aber all das lässt sich durch eine Sanierung und Erweiterung beheben – und genau das sollte die Stadt Köln tun.

Es gibt für das Kölnische Stadtmuseum am aktuellen Standort viel zu gewinnen. Ein gutes Konzept kann den sanierten historischen Bestand mit einer modernen Erweiterung in einen spannenden Dialog bringen. Das ist gerade für die Präsentation von Stadtgeschichte vielversprechend. Auch das städtebauliche Umfeld kann durch eine veränderte Verkehrsführung und Gestaltung deutlich aufgewertet und attraktiviert werden.

Damit hat auch die Stadt Köln viel zu gewinnen. Durch eine solche Aufwertung erweitert sich das touristisch interessante und urban erschlossene Feld der Kölner Innenstadt in entscheidender Weise. Die Attraktivität Kölns muss in der Breite gesteigert werden, nicht nur im unmittelbaren Domumfeld! Die Kölner FDP möchte den traditionellen Standort des Kölnischen Stadtmuseums erhalten und zeitgemäß fortentwickeln. Deshalb lehnen wir einen Umzug ab!

Ebenso muss der Entwurf am Kurt-Hackenberg-Platz überdacht werden. Der architektonische Wettbewerb für einen Neubau hat gezeigt, wie die Nutzungsanforderungen zwischen Roncalliplatz und Kurt-Hackenberg-Platz realisiert werden könnten. Allerdings waren diese Anforderungen zu groß. Dies zeigt – trotz der in sich stimmigen Lösung – die massive Gestalt des Baukörpers für das geplante Stadtmuseum am Kurt-Hackenberg-Platz.

Die Integration des Stadtmuseums überfordert diesen Standort – und zwar ohne Not. Sie ist nicht nur unnötig, sie wäre ein Fehler. Das Stadtmuseum hat schon einen optimalen Standort. Seine Aufgabe verursacht also sogar ein doppeltes Problem: Das Zeughaus hätte keine adäquate Nutzung mehr und würde nach dem Ubierring die zweite kostenintensive Museumsbrache in der Innenstadt werden. Außerdem würde der Kurt-Hackenberg-Platz städtebaulich überlastet.

Die Freien Demokraten fordern deshalb, dass auf den Ergebnissen des architektonischen Wettbewerbs aufbauend über eine Lösung für den Kurt-Hackenberg-Platz neu nachgedacht wird. Durch den Verzicht auf einen Umzug des Stadtmuseums wird dort viel Spielraum für verträglichere Lösungen gewonnen. Art und Umfang einer Nutzung neben den Logistikflächen für das Römisch-Germanische-Museum müssen ergebnisoffen diskutiert werden.

Die FDP-Fraktion möchte eine Überforderungen der Stadt vermeiden und plädiert für die kleinere Lösung. Der hier vorgeschlagen Verbleib des Stadtmuseums am alten Standort entlastet die Stadt Köln sowohl logistisch als auch finanziell. Das Zeughaus mit der preußischen Wache würde auch leergezogen eine Sanierungsaufgabe für die Stadt bleiben. Diese Kosten fallen auf jeden Fall an und stellen schon einen Grundbetrag für die sinnvolle Herrichtung für das Stadtmuseum dar.

Am Kurt-Hackenberg-Platz kann sich die Stadt Köln auf die baulichen Anteile beschränken, die als Ersatz für das derzeitige Studiengebäude des Römisch-Germanischen Museums entstehen. Darüber hinaus gehende Flächen könnten rentierlich vermarktet oder von Dritten erstellt werden. Die gelungene räumliche Lösung für den Roncalliplatz und die Absprachen mit dem Domkapitel können davon unberührt bleiben.

Angesichts der Herausforderungen, vor denen die Stadt Köln finanziell und baulich auch wegen der zahlreichen Kulturbauten in den nächsten Jahren steht, ist es ein Gebot der Stunde, die günstigere Variante zu wählen – zumal wenn es sich um die konzeptionell überzeugendere Variante handelt.“

[infobox]Hintergründe

Berliner Büro gewinnt 1. Preis des Architekturwettbewerbs „Historische Mitte“ Köln

Neue historische Mitte für Köln

[/infobox]

Martin Börschel, SPD-Fraktionschef, hierzu:

„Die Position der FDP ist vermutlich populär, aber kleingeistig, unverantwortlich und jedenfalls verfrüht. Kleingeistig, weil es die Chance auf die zukunftsfähige Gestaltung eines der prominentesten Orte Kölns nur einmal alle hundert Jahre gibt. Die komplette Südseite des Doms mit zwei Museen und einem Gebäude der Kirche aus einem Guss weltstädtisch zu entwickeln, sollte sich Köln nicht entgehen lassen – wenn Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit feststehen. Selbstverzwergung à la FDP ist jedenfalls die falsche Antwort; sie verweigert sich, ohne alle notwendigen Fakten zu kennen. Unverantwortlich, weil sich die Stadt – mit ständiger Zustimmung der FDP – mit der Kirche auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt hat: Stadt und Kirche suchen nach einer gemeinsamen Lösung für diesen prominenten Ort und entwickeln gemeinsame Lösungen. Köln macht sich auch bei anderen Partnern und Investoren lächerlich, wenn man jetzt einseitig Vereinbarungen aufkündigt. Das ist kein seriöses Gebaren. Verfrüht, weil die gemeinsame Absprache aller Partner lautet, nun fundierte Planungen inklusive der zu erwartenden Kosten zu ermitteln. Erst wenn die in etwa einem Jahr vorliegen, sollte die Stadt nach einer intensiven Bürgerbeteiligung abschließend entscheiden.“

Autor: ib