Keine Sanierung bei laufendem Betrieb
Die Diskussion um die Sanierung/ Neubau der Fachhochschule in Köln-Deutz ist seit heute neu entfacht. Denn heute legte das Architekturbüro und Generalplanungsunternehmen Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau (RKW) sein Gutachten zur Sanierung des Hauptgebäude in Deutz vor. Das kommt zu dem Schluss, dass die Sanierung nur bei laufendem Betrieb der Fachhochschule zu realisieren ist und frühestens 2027 fertig gestellt werden könnte. Für die Fachhochschule kommt eine Sanierung im laufenden Betrieb jedoch nicht in Frage, betonte heute Prof. Dr. Joachim Metzner, Präsident der Fachhochschule Köln. Zu groß seien die Beeinträchtigungen für die Lehre. Metzner befürchtete heute sogar, dass die Studenten und Lehrenden der FH künftig fern blieben, sollte sie zu eine über zehn Jahre dauernden Baustelle werden. Damit würde der gesamten Region ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, so Metzner. Schließlich bilde die FH einen Großteil der hier ansässigen Ingenieure aus.

Zudem müssten auch bei einer Sanierung die bestehenden Räumlichkeiten maßgeblich geändert werden. Denn, so erklärte Prof. Dr. Rüdiger Küchler, Vizepräsident für Wirtschafts- und Personalverwaltung, heute würde die FH ganz andere Ansprüche an ihr Gebäude stellen. Gebraucht würden heute etwa deutlich mehr IT-Räume, Labore oder große Seminarräume. Laut Gutachten müssten auch die Strom- und Wasser-Leitungen erneuert werden. Zudem müsste ein Umbau der Fassade überdacht werden, da sie derzeit eine schlechte Energie-Effizienz des Gebäudes verursache. Ein weiteres Argument gegen eine Sanierung seien zudem die Kosten. Nach dem Gutachten lägen die je nach geprüfter Variante zwischen 257 und 300 Millionen Euro. „Eine Sanierung kommt für uns damit nicht in Frage“, fasste Metzner zusammen.


Prof. Dr. Joachim Metzner (r.), Präsident der Fachhochschule Köln, und der Vizepräsident für Wirtschafts- und Personalverwaltung Prof. Dr. Rüdiger Küchler (l.)


FH wünscht sich Neubau in der Südstadt
Möglich wäre damit ein Neubau in den „Domgärten“ in der Kölner Südstadt, wie er schon länger diskutiert wird. Dazu müsste die Stadt den Flächennutzungsplan für das Gelände ändern. Fertig gestellt werden könnte das neue Gebäude nach einer ersten Schätzung wohl im Jahr 2018 bis 2020. Ein Neubau der FH dort würde laut Kostenschätzungen rund 267 bis 300 Millionen Euro kosten „und ist damit nicht teurer als die Sanierung“, so Metzner. Nicht einberechnet wurden hierbei allerdings die Kosten für das Grundstück. Diese Alternative wird derzeit von der Fachhochschule Köln gewünscht. Vorteile seien hier etwa die Nähe zu den anderen Standorten sowie die Lebendigkeit des Viertels. „Unser Kriterium ist es, eine qualitative Ausbildung sicherzustellen“, betonte Metzner.

Dabei brachte Metzner heute jedoch eine weitere Alternative in die Diskussion ein. Diese war 2008 von der Stadt verworfen worden: Neubau in Deutz auf einem vergrößerten Grundstück. Neben der FH befinden sich derzeit Grundstücke von den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) und der Kölner Feuerwehr. Im Jahr 2008 hatte es die Stadt abgelehnt, diese Grundstücke der Fachhochschule zur Verfügung zu stellen. Daher wurde bislang ein Neubau an altem Standort nicht geprüft. Heute verkündete Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters nun jedoch, dass auch diese Alternative ein Vorschlag sei, „der es Wert ist, qualifiziert und weiterentwickelt zu werden“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Stadt.

Stadt schließt Neubau in Deutz doch nicht aus
„Ziel kann nur sein, eine städtebauliche Qualität der Gebäude und eine Anbindung des Gesamtgeländes an die umgebenen Stadtteile und die dort vorhandenen Flächenpotenziale zu erreichen, die dem linksrheinischen Standort in Bayenthal in Nichts nachsteht. Aus diesem Grund ist eine mehrstufige Qualifizierung der Ausbau- und Sanierungsplanung notwendig, die über den engeren Bereich der Fachhochschule hinausgeht“, betonte Roters.

„Nach wie vor sprechen viele und überzeugende Gründe für eine Verlagerung des Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums in das Linksrheinische. Aber: die „Rechtsrheinischen Perspektiven“ der Regionale 2010 haben durchaus die Chancen verdeutlicht, im Rahmen einer Erneuerung des Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums in Deutz das Gelände städtebaulich zu „öffnen“, Infrastrukturbarrieren zu überwinden und das Gelände in einen übergeordneten stadträumlichen Zusammenhang zu stellen. Bei einer grundlegenden Erneuerung der Fachhochschule am bestehenden Standort in Deutz besteht die Chance, die bisherige „Insellage“ der FH zu überwinden“, so Roters weiter. Er sicherte dem Land zu, dass die Stadt Köln das Land unabhängig von der Grundentscheidung bei jeder Option nach Kräften unterstützen werde.

FH: Stadt muss Gewissheit verschaffen
Metzner appellierte heute an die Stadt Köln, der FH Gewissheit darüber zu verschaffen, ob die Grundstücke von Feuerwehr und AWB an die FH verkauft werden könnten und wie teuer dies sei. Nur dann sei es sinnvoll, diese Alternative überhaupt von einem Gutachten prüfen zu lassen, erklärte Metzner. Damit die Planungen den Baubeginn egal welcher Variante nicht weiter verzögerten, forderte er eine Entscheidung der Stadt noch vor der Sommerpause. Dringend sei eine Entscheidung zur Zukunft der FH Köln zudem auch darum nötig, da das Projekt, aus dem das Land die Mittel zur Verfügung stellen wolle, im Jahr 2015 abliefe. Spätestens dann müsste also mit dem Bau oder der Sanierung begonnen werden.

SPD fordert Prüfung für Standort Deutz
Für eine schnelle Entscheidung sprach sich heute auch die Kölner SPD aus. „Nur so kann die Situation für die Studierenden verbessert und der Wissenschaftsstandort Köln gestärkt werden. Außerdem brauchen alle Beteiligten Planungssicherheit“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Martin Börschel. Er forderte heute das Land auf, für den Standort Deutz eine kombinierte Neubau- und Sanierungsvariante zu erarbeiten – auch unter Einbeziehung der beiden Nachbargrundstücke.

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung