„Sie müssen wenigstens so viel verdienen, dass sie davon leben können“
„Die Menschen hier müssen vernünftige Arbeitsbedingungen haben und davon leben können“, betonte heute Jochen Ott, Vorsitzender der Kölner SPD. Fassungslos sei er gewesen, als er vor einiger Zeit Nachtarbeiter am Flughafen besucht habe. „Die Menschen etwa, die Koffer in die Flugzeuge verladen, müssen auf den Knien rutschend ihre Arbeit verrichten“, erklärte Ott. „Sie müssen wenigstens so viel verdienen, dass sie davon leben können“, betonte der SPD-Vorsitzende. Einige Betriebsräte aus dem Podium berichteten von ähnlich schlechten Zuständen. So müssten Mitarbeiter teilweise zwei Schichten an einem Tag von jeweils vier Stunden verrichten, sodass sie bis zu vier Fahrten an einem Tag auf sich nehmen müssten. Auch dürfe es nicht sein, dass das Fracht- und Passagieraufkommen in den vergangenen Jahren stetig gewachsen sei, die Zahl der Beschäftigten in vielen Bereichen jedoch nicht, so ein anderer Betriebsrat.

Guntram Schneider, Mitglied im Zukunftsteam von SPD-Spitzenkandidaten Hannelore Kraft, versprach die SPD wolle im Falle eines Wahlsieges bei der kommenden Landtagswahl neue Regulierungen für die Leih- und Zeitarbeit einführen. So wolle man ein neues Tarif-Treue-Gesetz einführen. Zudem sei ein Mindestlohn nötig, der auch für weite Teile der Leiharbeit gelten müsse, betonte Schneider und warb eindringlich bei den Betriebsräten dafür, am kommenden Sonntag bei der Landtagswahl in NRW abzustimmen.

Betriebsräte fordern Nachtflugerlaubnis
Neben den schlechten Arbeitsbedingungen und die Ungleichbehandlung von Leiharbeitern und Festangestellten wurde heute auch die Diskussion um das Nachtflugverbot thematisiert. Einig waren sich die Betriebsräte am Flughafen, dass eine Nachtflugerlaubnis für die Wirtschaftlichkeit des Airports zwingen erforderlich sei. Die Kölner SPD und Guntram Schneider bekräftigten, dass sich die SPD für das Bestehen des Nachtfluges einsetzen will. Auch wenn es Auswirkungen auf die Anwohner hat, ist es doch strukturpolitisch für die Region wichtig, betonte Schneider.

Schweigen aus Angst vor Kündigungen
Insgesamt waren sich Diskussionsteilnehmer und der Betriebsräte-Arbeitskreis heute einig, dass die Arbeitsbedingungen am Flughafen Köln/ Bonn massiv verbessert werden müssen. Dazu wollen sich die Betriebsräte künftig verstärkt an die Öffentlichkeit wenden, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen. „Der Flughafen Köln/ Bonn ist ein Jobmotor für diese Region“, betonte etwa Peter Densborn, Vorsitzender des ver.di Bezirks Köln. So sind laut Christa Nottebaum, Geschäftsführerin ver.di Bezirks Köln, rund 37.000 Arbeitsplätze vom Flughafen Köln/ Bonn abhängig. Dennoch müsse man die Arbeitsbedingungen kritisch betrachten dürfen.

Viel zu lange hätten Beschäftigte und auch Betriebsräte geschwiegen – aus Angst, ihre Jobs zu verlieren. Künftig solle man daher nun die Stärke der Betriebsräte nutzen, forderte Densborn. Als einen ersten Schritt zu mehr Zusammenarbeit der Betriebsräte wollen diese künftig einen ähnlichen Tag wie den Kölner Mitbestimmungstag des Deutschen Gewerkschaftsbundes für den Flughafen Köln/ Bonn einführen. Guntram Schneider begrüßte diese Idee und versprach heute dann persönlich zu kommen. Hatte der Betriebsräte-Arbeitskreis heute nur Vertreter der SPD und Ver.dis eingeladen, wolle man künftig auch andere Parteien und Gegenpositionen zum Gespräch bitten.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung