Köln | Seit Jahren treffen sich die fünf zu einer „coolen“ Silvesterparty. Doch diesmal läuft die Stimmung aus dem Ruder: Statt fröhlich auf das neue Jahr anzustoßen, sind plötzlich lautstarke Selbstzweifel angesagt. In „Nicht jetzt!“ bündeln sich die Fragen nach der Zukunft und dem Selbst. Jetzt hatte das Stück Premiere im Freien Werkstatt-Theater.
Fünf junge Menschen, sie haben gerade die Schule beendet und eine Berufsausbildung begonnen. Da ist die elegante Laura (Maren Solty), selbstverliebt und überzeugt, jeden Mann herumzukriegen. Ganz das Gegenteil ist Maja (Xanan Welte): burschikos, aber ohne Freunde, ängstlich verkriecht sie sich in die sozialen Netzwerke. Dann die Jungs. Mike (Daniel Goihl) kehrt den forschen Macho und Frauenbezwinger heraus, Charlie (Yannick Holthausen) hält sich am Klavier fest, das er aber nicht mehr spielen will. Und ein schüchterner Elias (Alex Kallenbach), der etwas Unausgesprochenes mit sich herumträgt.
Immer wieder beginnt die Handlung von vorne
Die Stimmung auf der Party kippt, als erste Zweifel auftauchen, ob man im abgelaufenen Jahr die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Die guten Vorsätze fürs nächste Jahr – mutig sein, eine eigene Meinung haben, tun was man will – erhalten einen Hintergrund. In einer rasanten Szenenfolge wird die Handlung immer wieder zurück gestellt, kann dann unter geänderten Voraussetzungen „von vorne“ beginnen – hin zum richtigen Ziel? Einmal tauschen die Schauspieler sogar querbeet ihre Rollen. Es ist ausgerechnet Maja, die in einer Brandrede die anderen zu Selbstkritik und konsequenter Selbstveränderung ermutigt.
Elias hält seine Banklehre für den falschen Weg, Charlie will sich aus dem Schatten seines Vaters lösen und selber erfolgreicher Musiker werden, Mike wird als talentierter Dichter „entlarvt“. Etwas allgemeiner ist Lauras Wunsch, endlich den eigenen Weg zu finden. Und so kann am Ende doch noch Silvester gefeiert werden – beim gemeinsamen Singen und Spielen von Oasis’ „Wonderwall“-Entwicklungshymne.
Das Spiegelbild der jungen Generation von heute
„Nicht jetzt!“ ist eine in allen Facetten gelungene, selbstentwickelte Zustandsbeschreibung einer Generation, gespielt von starken, jederzeit überzeugenden Nachwuchsschauspielern unter der Regie von Tatiana Feldman und Noelle Fleckenstein. Dass sich Elias als schwul outet, muss wohl heute dazugehören. Und dass das wahre Glück in Künstlerberufen wie Musiker, Dichter und Fotograf (Elias) lockt – nun ja. Maja immerhin will sich mit einer App im IT-Dschungel durchsetzen.
Die Koproduktion von Junger Theatergemeinde und Theaterakademie Köln erhielt nach einer Stunde den verdienten Premierenbeifall.
[infobox]„Nicht jetzt!“ – weitere Vorstellungen: 23. bis 25. Juni, jeweils 20 Uhr, Freies Werkstatt-Theater, Zugweg 10, 50677 Köln, www.fwt-koeln.de[/infobox]. Da die Zuschauerzahl beschränkt ist, gibt es die Karten nur im Vorverkauf über die Theaterkasse: Tel. 02 21 / 32 78 17, E-Mail: fwt-koeln@t-online.de
Autor: ehu | Foto: Mirko Plengenmeyer / FWT
Foto: Laura (Maren Solty) vrsucht ihr Glück bei Elias (Alex Kkallenbach)