Berlin | aktualisiert |  Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat das Zugpersonal der Deutschen Bahn (DB) zu neuen bundesweiten Streiks aufgerufen. Im Güterverkehr sollen die DB-Beschäftigen von Freitag, 17. Oktober 2014, ab 15:00 Uhr streiken. Und im Personenverkehr soll von Samstag, 18. Oktober, ab 2:00 Uhr, die Arbeit ruhen. Streikende ist Montag, der 20. Oktober 2014 um 4 Uhr. Inzwischen hat die DB der GDL ein neues Angebot vorgelegt und dazu aufgerufen, den geplanten Streik abzusagen.

Bahn legt GDL neues Angebot vor

Die Deutsche Bahn (DB) hat der Lokführergewerkschaft GDL ein neues Angebot vorgelegt. Es enthält unter anderem eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt fünf Prozent bei einer Laufzeit von 30 Monaten, teilte die Bahn am Freitag mit. Darüber hinaus sollen im Jahr 2015 rund 200 zusätzliche Lokomotivführern zum Abbau von Mehrarbeit eingestellt werden.Die Bahn rief die GDL dazu auf, den geplanten Streik abzusagen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Man sei auch bereit, mit der GDL auch über andere Berufsgruppen wie Zugbegleiter zu reden. „Wir waren und wir sind zu allen Themen gesprächsbereit. Zu Gesprächen gehören allerdings zwei“, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber. Die GDL äußerte sich zunächst nicht zu dem Angebot. Zuvor hatte die Gewerkschaft das Zugpersonal der Bahn zu neuen bundesweiten Streiks im Güter- und im Personenverkehr aufgerufen.

Bahn: „GDL läuft Amok“

Die Deutsche Bahn (DB) hat die jüngste Streikankündigung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) als „rücksichtslose Aktion“ kritisiert. Mit der „50-stündigen Streikankündigung über das komplette Ferienwochenende hat der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky jedes Maß verloren“, teilte das Unternehmen am Freitag kurz nach dem Aufruf der Gewerkschaft mit. „Die GDL läuft Amok.“ Der für morgen Nacht angekündigte Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) werde für Millionen Reisende in Deutschland zu massiven Beeinträchtigungen führen, so das Unternehmen.

Die DB verwies darauf, dass am Wochenende „in rund der Hälfte der Bundesländer die Schulferien beginnen oder zu Ende gehen“. Immer deutlicher werde, dass es nicht um die Interessen der Lokführer gehe, „sondern um Allmachtsphantasien eines Funktionärs“ – gemeint ist der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky. Ohne tatsächliche Not würden die Menschen unter den „Machtgelüsten“ leiden, so die DB. „In elf Bundesländern beginnen oder enden die Herbstferien. Das sorgt im ohnehin schon starken Wochenendreiseverkehr für ein zusätzliches Aufkommen. Allein im Fernverkehr liegt die Auslastung der Züge normalerweise sonntags schon rund 30 Prozent über den anderen Reisetagen.“, so die Bahn.

Die DB werde „alles“ unternehmen, um „die Auswirkungen für ihre Kunden so gering wie möglich zu halten“. Am Freitagnachmittag soll ein Ersatzfahrplan veröffentlicht werden. Die Bahn bedauere die Umstände und verwies auf die „alleinige Verantwortung der GDL“, so das Unternehmen.

GDL-Chef Weselsky verteidigt Streik zum Ferienbeginn

Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), hat den geplanten Streik der Lokführer zum Ferienbeginn verteidigt: „Das DB-Management mauert, und wir haben keine andere Wahl, als in den Streik zu treten“, sagte er im Gespräch mit dem Sender HR1. Es sei „systemimmanent“, dass „Reisende beeinträchtigt“ würden, wenn „die Lokomotivführer und Zugbegleiter in unserem Land streiken“. Der Arbeitsausstand mit Beginn der Ferien in mehreren Bundesländern habe sehr berechtigte Gründe, so der Gewerkschafter weiter. Die Lokführer würden streiken, „weil sie unerträgliche Arbeitsbedingungen haben, weil sie Mehrleistungen bringen“.Es gebe nicht eine einzige Stunde in der Woche, in der niemand von einem Streik tangiert würde. „Es ist immer was, mal ist Oktoberfest, mal was anderes“, so Weselsky weiter. „Wir können an der Stelle keine Rücksicht darauf nehmen, dass Urlaub ist, oder, dass etwa die Schulferien zu Ende gehen!“ Dem Bahnvorstand wirft Claus Weselsky im Tarifstreit „verbale Entgleisungen“ gegen seine Person vor, die er „aushalten“ werde.“Da wird von Geiselhaft geredet.“ Daran sehe man, dass „die Damen und Herren vom DB-Management keine neuen Ideen haben und gezielt auf die Person gehen“.

50 Stunden Streik

„Streikende ist sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr Montag, der 20. Oktober 2014 um 4 Uhr“, teilte die Gewerkschaft mit. Die Deutsche Bahn präsentiere sich in den Medien als offener Gesprächspartner – jedoch inhaltlich ohne Substanz. Der GDL geht es um „Überstundenbegrenzung, bessere Schichtpläne, fünf Prozent mehr Tabellenentgelt“ und um verbesserte Arbeitszeitregelungen.

„Es wird Zeit, dass die DB die Fakten akzeptiert“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. Er fordere die Bahn auf, endlich „ihre Blockade auf dem Rücken ihrer Kunden zu beenden“ und mit der GDL über die vorliegenden Tarifverträge für das Zugpersonal zu verhandeln.

Fernbus-Anbieter erwarten bestes Wochenende seit Liberalisierung

Die Fernbus-Unternehmen werden vom angekündigten Lokführerstreik der GDL profitieren. Wie die „Bild“-Zeitung (Samstag) unter Berufung auf eine Umfrage bei mehreren Anbietern schreibt, rechnet die Branche mit dem umsatzstärksten Wochenende seit der Liberalisierung des Marktes Anfang 2013. Demnach erklärte eine Sprecherin des Unternehmen FlixBus: „Hier ist die Hölle los, die Telefone klingeln im Sturm. Wir erwarten das beste Wochenende seit Betriebsstart im Februar 2013“.

Es werde geprüft, weitere Busse einzusetzen. Ähnlich äußerten sich Sprecher anderer Anbieter, darunter auch von MeinFernbus. Es habe auf einen Schlag eine „Verdreifachung der Buchungsanfragen“ seit Bekanntgabe des GDL-Streiks am Morgen gegeben, sagte eine MeinFernbus-Sprecherin gegenüber „Bild“. Man werde versuchen, zusätzliche Busse einzusetzen.

Autor: dts, dd
Foto: Symbolfoto