Köln | Zwischen spätmittelalterlichen Gemälden und Triptychen springen die zeitgenössischen Fotografien der in Deutschland und Belgien lebenden Künstlerin Sarah Westphal sofort ins Auge des Besuchers. Zunächst scheinen ihre Bilder so gar nicht in die Reihe der Kölner Altmeister zu passen. Auf einen zweiten Blick erinnern ihre Bildmotive, die Vorhänge, Stoffe und Schleier in den Fokus nehmen, an Fastentücher. Das Wallraf-Richartz-Museum stellt die Werke im westlichen Trakt der chronologisch geordneten Mittelalter-Abteilung aus.

Parallel zur Hauptausstellung „Geheimnisse der Maler – Köln im Mittelalter“ zeigt das Museum neun Arbeiten von Sarah Westphalen. Hintergrund: Mehrere wichtige Gemälde aus der Galerie sind ins Untergeschoß des Museums gewandert und hinterließen eine Lücke. Diese wird nun mit Westphalens Bildern geschlossen, um einerseits die Abwesenheit der Gemälde zu vergegenwärtigen, andererseits auch Assoziationen hervorzurufen.

Entstanden sind die schon fast unheimlich anmutenden Arbeiten der Künstlerin in einer Zeitspanne von 2008 bis 2012. Großformatig und oft mehrteilig thematisieren die Bilder Vergessen und Erinnern, Enthüllung und Verhüllung. Diese scheinbaren Widersprüche erklärt Leiter der Mittelalterabteilung, Roland Krische: „Die Werke haben eine ästhetische Wirkung. Die Räume und Gegenstände füllen sich mit Stillleben. Wenn man Dinge verhängt, will man etwas verbergen, gleichzeitig macht man aber auch etwas sichtbar – hier liegt die Paradoxie.“

Das vierteilige Werk „Stilleven“ zum Beispiel zwinge den Betrachter geradezu, sich mit dem Unheimlichen zu beschäftigen. Zwar strahlt das von Tüchern verhüllte Mobiliar Ruhe und Stille aus. Gleichzeitig wirke es, so Krische unheimlich und aggressiv auf seine Umgebung.

Mit den Fotos eröffnen sich Erinnerungsräume. Krische fügte hinzu, dass auch das Museum die Funktion als Medium von Erinnerungsräume einnehme. Anlässlich der Präsentation „Timpano“ erscheint außerdem ein Katalog, der das Entstehen und die Geschichte der Bilder in kleinen Essays erklärt.

Autor: Nelli Morkel
Foto: Stilleven, 2008