Das unabhängige Schweizer Gutachterbüro SMA soll prüfen, ob es zutrifft, dass Stuttgart 21 tatsächlich so viele Zugverbindungen zulässt wie die Bahn verspricht. Kommt das Büro zu der Erkenntnis, dass dies nicht stimmt, so verpflichtet sich die Bahn, die von den Projektgegnern geforderten Verbesserungen umzusetzen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Zudem sollen die Bürger an der Bebauung der Gleisflächen, die durch den Umbau des Bahnhofes freiwerden, beteiligt werden. Grundsätzlich sprach sich der ehemalige CDU-Spitzenpolitiker für die Fortführung von Stuttgart 21 aus. Die Sanierung des Kopfbahnhofs unter dem Namen "K21" sei nicht realistisch, unter anderem aufgrund fehlender Baugenehmigungen. Das bestehende Konzept der Bahn solle aber an einigen entscheidenden Schwachstellen verbessert werden. Der neue Tiefbahnhof solle zehn anstatt acht Gleise bekommen. Die freiwerdenden Stellen müssten mehrgenerationengerecht, barrierefrei und Spekulanten entzogen bebaut werden. Die Bäume im Schlossgarten sollten erhalten bleiben. Die Vermittlung für Stuttgart 21 wäre einfacher zu finden gewesen, als manche Tarifschlichtung, die er im Laufe seiner politischen Karriere erlebt hatte, sagte Geißler. Es sei aber damit zu rechnen, dass die öffentlichen Proteste trotz seines Vorschlages zu "Stuttgart 21 Plus" nun weiter anhalten würden. Geißler plädierte in seiner Abschluss-Rede für mehr Bürgerbeteiligung in Deutschland. Das Modell aus der Schweiz könne dafür beispielgebend sein.

Aktualisiert um 18 Uhr
"Stuttgart 21"-Gegner von Schlichterspruch enttäuscht
Die Gegner des Bahn-Projektes "Stuttgart 21" haben sich enttäuscht von Heiner Geißlers Schlichterspruch gezeigt. Unmittelbar nach der Verkündung im Stuttgarter Rathaus machten Demonstranten im Gebäude mit einem Pfeifkonzert und "Lügenpack"-Rufen ihrem Ärger Luft. Geißler hatte sich im Wesentlichen für einen Weiterbau von "Stuttgart 21" ausgesprochen, sofern die Bahn an einigen Kritikpunkten nachbessert und die Effizienz beweist. In Internet-Foren waren unzählige enttäuschte Kommentare wie "noch mehr bauen und noch mehr Geld ausgeben" oder "Kritiker spalten, sich totlabern lassen und dann durchzocken" zu lesen. Werner Wölfle von den Grünen, der an den Schlichtungsgesprächen teilgenommen hatte, äußerte sich positiver, die Bahn müsse immerhin an einigen Stellen nachbessern.

[dts]