85 Prozent der Bestände des Historischen Archivs konnten bislang geborgen, erstversorgt und in 20 Asylarchiven untergebracht werden, erklärte heute Archivdirektorin Dr. Bettina Schmidt-Czaia. Einige Dokumente waren dabei nahezu unbeschädigt, zahlreiche Archivalien sind jedoch zerstört und teilweise in einzelne Festzen zerrissen, durchnässt oder von Schummel befallen. Nach ersten Schätzungen weisen 35 Prozent des Bergungsguts schwerste mechanische und/oder durch Feuchtigkeit verursachte Schäden auf, während bei 50 Prozent mittelschwere und bei 15 Prozent leichte Schadensbilder vorliegen. Die Ordnung der Bestände ist in weiten Teilen verloren. Jedes einzelne Blatt muss nun gereinigt und in seinen Kontext zurückgeführt werden. Das ist "eine gigantische Aufgabe", betonte Schmidt-Czaia, die vermutlich erst in 30 Jahren oder später abgeschlossen werden kann.

Hilfe bekommt Köln dabei von der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). Mit einer speziellen Software und dem Know-how der Mitarbeiter hilft das BStU dabei, die rund drei Millionen Papierschnipsel, unzählige zerrissene Dokumente und Archivalien ohne Bestandszusammenhang wieder zusammenzufügen – zumindest virtuell. Danach können die Mitarbeiter des Archivs anhand des virtuellen Bestands die realen Archivalien wieder rekonstruieren. "Durch den Einsatz schaffen wir zwischen  13 und 15 laufende Meter pro Tag", dankte Schmidt-Czaia heute. Zum Vergleich: 8 bis 10 Meter erfassen. Entsprechende Erfahrungen hat sie beim so genannten Stasi-Schnipsel-Projekt gesammelt. Doch nicht nur dabei unterstützt der Bund das Historische Archiv. So überweist der Bund zudem eine Millionen Euro an die neu gegründete Stiftung Stadtgedächtnis. Personal des Bundesarchivs unterstützt zudem die Bergung und Erstversorgung der Archivalien und stellt seine Gefriertrocknungsanlage zur Verfügung.

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