Köln | Mit ordentlich Speed zog der Geisterzug 2018 los und musste erst einmal auf der Kalk-Mülheimer Straße abbremsen, sehr zur Freude der Jecken, die an der Stelle standen, an der einen Sambagruppe rumorte. Dann wurde auf den rechtsrheinischen Straßen ausgelassen getanzt. Und die anderen konnte aufschließen. Das Motto 2018: „Poppe, net Kloppe – mer trecke för dr Fridde“ und einige der Jecken trugen Aufkleber mit dem Ursprungstext „Make Love Not War“.

Nach den Geistern und dem Auftaktschild – der Friedensengel, dargestellt von Erich Hermanns, der seit der Nullnummer im Jahr 1991 für den Geisterzug und seine politische Stimme steht. Einige der Jecken nahmen das Motiv auf und hatten eine überdimensionierte Friedenstaube dabei mit Ölzweig. Wieder andere klagten Rheinmetall als Lieferant von Rüstungsgütern an. Die Toten Funken liefen mit und andere als klassische Geister. Es ist der Tag an dem sich der Israel-Iran Konflikt verschärfte. „Spiegel Online“ titelt: „Die Hölle am Rand von Damaskus – Mehr als 200 Tote in vier Tagen, Zehntausende hungernde Kinder: Die Lage in Ost-Ghuta am Stadtrand von Damaskus ist verheerend.“ In Macerata in Italien demonstrieren Menschen nach dem Angriff auf Afrikaner gegen Rassismus. Der Kölner Polizeipräsident hat Kurden verboten für Frieden und gegen die türkische Aggression und deren Mission Ölzweig zu demonstrieren. Dies sind nur drei Beispiele aber sie zeigen, wie aktuell das Motto des Geisterzuges 2018 ist.

Damit kehrt der Geisterzug ein wenig zu seinen Ursprüngen zurück. Denn im Jahr 1990/91 fand die Nullnummer des ersten Geisterzuges wegen des ersten Golfkrieges statt, nachdem der Irak in Kuwait eingefallen war. Die USA beteiligten sich am Krieg und die Polizei hatte zu wenig Kräfte die rheinischen Karnevalsumzüge abzusichern, also wurden diese kurzerhand abgesagt. Denn die Polizei war mit dem verstärkten Objektschutz ausgelastet. Das Kölner Friedensplenum rief zu einer Anti-Golfkriegs-Demo am Rosenmontag auf dem üblichen Rosenmontagszugweg auf. Der Geisterzug schreibt: „Die Anhänger des offiziellen Karnevals wollten „den Chaoten“ die Strecke nicht überlassen und gingen mit. Diese Mischung wurde einer der schönsten Umzüge der Kölner Geschichte. Es war wohl das einzige Mal in der gesamten Geschichte, dass die gesamte Schildergasse gemeinsam „Schneeflöckchen, weiß Röckchen … .“ sang.“

So war es heute natürlich nicht mehr. Keiner sang „Schneeflöckchen, weiß Röckchen … .“ Heute stand Kalk, darunter auch viele Familien, am Straßenrand und zog teilweise auch mit. Es stand sicher das jecke Treiben heute mehr im Vordergrund und die politischen Botschaften weiter im Hintergrund.

Autor: Andi Goral