Köln | Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz war eine der reichsten Frauen Deutschlands. Doch zerrann ihr Vermögen bei der Pleite des Handelskonzerns Arcandor. Jetzt fordert die 68-Jährige in einem der spektakulärsten Schadenersatzprozesse der deutschen Wirtschaftsgeschichte vom Bankhaus Sal. Oppenheim und dem Immobilienhändler Josef Esch Wiedergutmachung in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Doch das Kölner Landgericht machte Schickedanz am Dienstag wenig Hoffnung auf einen Erfolg ihrer Klage.

Die Kammer halte die Darstellung der Ex-Milliardärin, sie sei von Oppenheim und Esch getäuscht und in den Ruin getrieben worden, in vielen Punkten für „schwerlich plausibel“, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Singbartl in der ersten mündlichen Verhandlung.

Schickedanz wirft Oppenheim und Esch vor, sie falsch beraten und damit ihre Vermögensbetreuungspflicht verletzt zu haben. Ihr Rechtsanwalt Stefan Homann sagte, Schickedanz habe auf ihre Berater vertraut und nicht über die Dinge nachgedacht. Sie habe nicht gewusst, welche Risiken mit der Empfehlung verbunden gewesen seien, Aktien von Arcandor auf Kredit zu kaufen.

Das Gericht signalisierte allerdings massive Zweifel an dieser Darstellung. Eine Frau mit dem Vermögenshintergrund und der Bildung von Schickedanz habe wissen müssen, mit welchen Gefahren derartige Milliardengeschäfte verbunden seien, sagte Singbartl.

Gericht rät zu Vergleich

Der Richter betonte, Sal. Oppenheim, Esch und Schickedanz hätten nach Auffassung des Gerichts ursprünglich die Absicht gehabt, gemeinsam an die stillen Reserven zu gelangen, die in den milliardenschweren Karstadt-Immobilien schlummerten. Er legte den Parteien nahe, sich um einen Vergleich zu bemühen. Sonst drohe ein langes Verfahren mit ungewissem Ausgang. Nach Angaben des Schickedanz-Anwalts laufen die Bemühungen um eine gütliche Einigung parallel zum Verfahren weiter.

Das inzwischen von der Deutschen Bank übernommene Bankhaus Sal. Oppenheim sieht sich durch die Worte des Richters allerdings in seiner Einschätzung bestätigt. Oppenheim-Rechtsanwalt Carsten van de Sande sagte, die Bank halte die Klage für unbegründet.

Schickedanz sieht sich in dem Verfahren mit Widerklagen der Bank und von Kreditbürgen in Höhe von rund 580 Millionen Euro konfrontiert. Wie es im Schadenersatzprozess weitergeht, will das Gericht am 4. Juni nächsten Jahres verkünden.

Autor: Erich Reimann, dapd | Foto: Hugo Berties