Mit der neuen Sonderausstellung „Rückkehr der Götter“ präsentiert das Römsch-Germanische Museum wertvolle Skulpturen und Kunstwerke aus der Berliner Antikensammlung. Darunter wird auch ein Abguss des vielleicht berühmtesten Kunstwerks der griechischen Antike, dem Pergamonaltar, gezeigt. Die Schau erklärt zudem, warum in Köln kaum antike Großskulpturen erhalten sind. Denn die Kölner waren in ihrem Umgang mit der Geschichte einfach zu schonungslos.

Die Zeusplatte des Pergamonaltars ist wohl „das berühmteste Kunstwerk der griechischen Antike“, betonte heute Dr. Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung Berlin. Das Fries war Teil des Zeusaltars und zeigt die umfassendste antike Schilderung der Götter gegen die Giganten. In der Mitte kämpft Zeus mit seinen Blitzen gleich gegen drei Gegner. Der Altar wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Kleinasien wiederentdeckt und nach Deutschland gebracht. Dort wurde der Fries nicht nur restauriert, sondern auch genau analysiert. Inzwischen konnten Forscher etwa rote Farbpartikel in den Wunden der Skulpturen entdecken. Vermutlich waren diese als blutende Wunden dargestellt, so Scholl. An anderen Stellen konnte jedoch keine Farbe entdeckt werden. Scholl geht auch nicht davon aus, dass die Griechen den wertvollen, strahlend weißen Marmor übermalten.

„Eine wahre Flut an Heiligtümern“

Ein Abguss der Zeusplatte ist nun in der Ausstellung im Römisch-Germanischen Museum zu sehen. Dabei sind die Götter wahrlich zum greifen nah. Denn statt üblicher Sicherheitsabstände können die Besucher in Köln zwischen den Götter-Skulpturen umher wandern. Ähnlich mag es auch in den antiken Tempeln selbst zugegangen sein. „Denn die Griechen entwickelten eine wahre Flut an Heiligtümern – von Terrakotta-Figuren bis zu Kriegsschiffen“, so Scholl. Wurde ein Heiligtum einem Gott geschenkt, musste es bei ihm im Tempel bleiben. Das führte regelmäßig zu Überfüllung. Ältere Heiligtümer wurden daher rund um den Tempel vergraben. Die Schau „Rückkehr der Götter“ zeigt 171 Exponate aus der Berliner Antikensammlung. In über 300 Jahren trugen die brandenbugische-preußischen Kurfürsten und Könige die Sammlung zusammen. Heute umfasst sie neben der griechischen Antike auch Kunstwerke aus der römischen und etruskischen Antike. Die meisten Werke verschwanden nach dem Zweiten Weltkrieg nach Moskau oder Leningrad und kehrten erst nach der Wende nach Berlin zurück. Seitdem werden sie dort neu restauriert und analysiert. Die Ausstellung in Köln zeigt nun einen Querschnitt der Sammlung und stellte die weltweit größte Schau der Berliner Sammlung dar. Gezeigt wurden die Werke bereits in Berlin, Brasilien und Österreich. Allein in der deutschen Hauptstadt besuchten laut Scholl rund 570.000 Menschen die Schau.

Griechische Mythologie – eine Familien-Soap

Die Ausstellung versteht sich dabei nicht allein als ästhetische Präsentation der Skulpturen und Kunstwerks, sondern verfolgt auch einen didaktischen Wert. So wird die Ausstellung durch einen umfangreichen Katalog begleitet, der in die griechische und römische Mythologie einführt, denn im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Darstellungen der antiken Götter. Präsentiert werden Hera und Zeus mit ihren zahlreichen Kindern. „Das war ein sehr lebendiges Völkchen mit allen menschlichen beziehungsweise göttlichen Fehlern, die man so haben kann“, sagte heute Marcus Trier, kommissarischer Leiter des Römisch-Germanischen Museums. Deren Geschichten „könnten heute als Familien-Soap im Fernsehen laufen“, scherzte Trier.

„Kölner waren kompromisslos“

Die Präsentation der teils menschengroßen Götter-Skulpturen versteht Trier als tolle Ergänzung zu der Sammlung seines Hauses. Denn in Köln sind kaum antike Großskulpturen überliefert. „Die Kölner waren relativ kompromisslos mit ihren Heiligtümern“, berichtete Trier. Weil es in der Domstadt keine eigenen Steinbrüche gab, wurden die Steine von „ausgedienten“ Heiligtümern einfach recycelt. Unter der heutigen Hohe Straße fanden Arbeiter etwa einen Torso von Aphrodite. Er war als Pflastersteine zurecht gehauen und verarbeitet worden. Zu sehen ist der restaurierten Oberkörper der Göttin der Schönheit nun ebenfalls in der Schau.

Infobox

Rückkehr der Götter
13. Januar bis 25. August 2012
Römosch-Germanisches Museum
Roncalliplatz 4, 50667 Köln
Öffnungszeiten:
täglich außer montags 10 bis 17 Uhr
am 1. Donnerstag im Monat 10 bis 22 Uhr
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro
Inhaber der Bahncard und der ADAC-Mitgliedskarte zahlen 7 Euro

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Mit den Göttern auf Tuchfühlung gehen, können Besucher ab sofort in der Sonderausstellung „Rückkehr der Götter“ im Römisch-Germanischen Museum