Vom 3. Dezember 2011 bis zum 22. April 2012 zeigt das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) Wasa Marjanovs „Skulpturen mit Architekturbewusstsein“. Besucher mit einem Faible für utopische Konstruktionen und einer humoristischen Ader werden hier auf ihre Kosten kommen.

Ein Spiel aus Realität und Fantasie

Die Reise durch die Sonderausstellung der Werke Wasa Marjanovs mit dem Titel „Skulpturen mit Architekturbewusstsein“ beginnt mit einer Reihe von grauen Miniaturbauten. Dass es sich um Architektur handelt, kann man nur vermuten. Er sei vordergründig an der Darstellung von Skulpturen orientiert gewesen, erzählt Marjanov. Der architektonische Aspekt habe erst im Laufe seines Schaffens zunehmend an Bedeutung gewonnen und ist nun zum Hauptmerkmal seiner Kunst avanciert. Das bringt der Großteil der im Eingangsbereich ausgestellten Werke zum Ausdruck: Gezeigt werden utopisch-anmutende Gebäude, an deren Existenz vorerst kein Zweifel besteht, denn die daneben hängenden Schwarzweißfotografien zeigen dieselben Miniaturbauten in eine Stadtlandschaft integriert. Und doch wirkt es seltsam: Man fragt sich unwillkürlich, wie sich ein solcher Entwurf realisieren lassen könnte. Gar nicht, wie sich herausstellt. Die Fotografien entpuppen sich als Fotomontagen. Das Spiel aus Realität und Fantasie scheint dem Bildhauer Spaß zu machen.

Ein Stuhl für den Kopf

Schreitet man weiter, zeigt sich ein weiterer Zweig der architektonischen Kunst Marjanovs: Zu sehen sind vier Sitzgelegenheiten – im weitesten Sinne. „Jeder große Architekt baut irgendwann Möbel“, so der Künstler, „das wollte ich auch.“ Auf den ersten Blick erkennt man eindeutig nur zwei Stühle, darunter den sogenannten „Regierungssitz“ von 1985: je länger man sich diesen anschaut, desto eindeutiger verschmelzen die Sitzfläche und die Rückenlehne zu einem Parlamentsgebäude. Mit dem Lesen der Überschriften entpuppen sich auch die restlichen Werke als Stühle. Der skurrilste ist möglicherweise der „Stuhl“ auf dem Foto, den man zunächst gar nicht sieht, weil man für gewöhnlich etwas anderes darunter versteht: die vermeintliche Sitzgelegenheit entpuppt sich als eine Art Stütze für den Kopf.

Theater als Architektur

Die nächste Werkserie, die einem auf der Reise durch das Schaffen des ehemaligen Schlossers begegnet, sind seine aufklappbaren „Theaterkisten“: diese sind zugleich Bühnen- und Zuschauerraum. Die Idee, erklärt der Künstler, bestand darin, Theaterstücke mit einem Bezug zur Architektur in ihren Titeln darzustellen. Dazu habe er zunächst Fotografien von Plätzen in seiner Heimatstadt Düsseldorf gemacht, die das Thema umsetzen. Diese hätten ihm nachfolgend Modell für seine Theaterkisten gestanden. Marjanov greift die Plätze aus einer bestimmten Perspektive auf: Klappt man die Kästen zusammen („Das darf ich nur ich tun“, so Marjanov), ändert sich die Perspektive.

Erst der Titel, dann das Werk

Bevor ihm eine Idee zu einer neuen Konstruktion käme, habe er schon den Titel dafür im Kopf, so Marjanov. Über das Wort gelange er zu einer Vorstellung. Und über die Vorstellung zu einem Konzept, das sich schließlich in einer Konstruktion wieder findet. „Von Sprache zu Form“, nennt es der Künstler. Die Titel seien in jedem Fall ein Teil des Kunstwerks, erklärt Marjanov, dessen Werke den Auftakt zu einer Reihe von Ausstellungen im MAKK bilden, die sich im Jahr 2012 aus unterschiedlichen Perspektiven dem Thema Architektur widmen. Der Katalog zur Sonderausstellung wird voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres erscheinen.

Infobox:

Wasa Marjanov – Skulpturen mit Architekturbewusstsein
3.12.2011 – 22.04.2012
Museum für Angewandte Kunst Köln
Öffnungszeiten:
Di bis So: 11:00 bis 17:00 Uhr
Mo: geschlossen
Jeden ersten Donnerstag im Monat: 11:00 bis 22:00 Uhr
Eintritt: 5, erm. 3 Euro

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Drei kunstvolle Sitzgelegenheiten: links „ein unbequemer Zeitungsstuhl für einen Pfeifenraucher“ (1985), in der Mitte: „Alka-Seltzer-Kopfstuhl“ (1985), rechts: „Regierungstuhl“ (1985)