Gutachter sah Gefährdungspotential im alten Dach
Dort wo einst Wellblech war, sieht man jetzt ein völlig abgedecktes Dach und nur eine Bitumenfläche. Die Stadt hat ein Unternehmen aus Lathen/Ems engagiert. Die werben auf einem Bauschild „Hier sind wir am Werk.“ Die Frage ist nur wie? Fakt ist, dass die komplette Wellblechdachkonstruktion die einst die imposante Kölner Großmarkthalle vor Wind und Wetter schützte weg ist. Statt dessen sieht man eine Bitumenschicht, die dort seit 25 Jahren die Halle vor eindringendem Wasser schützen soll. Aber nach 25 Jahren ist eine solche Schicht nicht mehr dicht, Wind und Kälte haben dem Dach zugesetzt. In der vergangenen Nacht kam es dann zu einem massiven Wassereinbruch, den man auch von innen deutlich an der geschwungenen Dachkonstruktion erkennt.

Dachdeckerunternehmen aus Norddeutschland
Rund 10 Händler von gesamt 30 Händlern sind betroffen. Einige wenige hatten eine Plane zur Hand und schützten so ich Hab und Gut. Bei wieder anderen tropft immer noch eine braune Brühe die Blasen wirft auf den Erdboden, der gesamte Marktstand eine riesige Pfütze. Einzelne Händler haben selbst Dachdecker eingesetzt, die ihre Stände gegen Regenwasser sichern. Die jetzt eingesetzten Kölner Unternehmen beschweren sich, dass ein Dienstleister aus dem Norden Deutschlands den Zuschlag erhalten hat.

Sanierung erforderlich
Das Dach der Großmarkthalle musste saniert werden, weil so Stadt Köln ein Gutachter festgestellt hatte, dass es nicht mehr windsicher ist. Bei einem Sturm hätten sich Teile des Daches lösen können. Kurzfristig, so die Stadt, habe man das Unternehmen aus Lathen/Ems engagiert und am 22. Juni 2009 mit den Arbeiten begonnen. Bereits am 5.7.2009 seien das erste Mal kleine Wassermengen durch das Dach gedrungen. In der heutigen Nacht ist es dann aufgrund der massiven Regenfälle zu Wassereinbrüchen in der gesamten Halle gekommen. Sogar die Feuerwehr wurde eingesetzt, da aufgrund des eindringenden Wassers der Strom abgeschaltet werden musste.

Das beauftragte Dachdeckerunternehmen habe jetzt an den besonderen Problemstellen bereits die Halle mit Folien gegen weiteres eindringendes Wasser gesichert. Auch ein Statiker wurde bereits eingeschaltet, der aber für einen Weiterverkauf grünes Licht gegeben hat. Das eindringende Regenwasser wird jetzt auf Belastungen hin überprüft. Mit einem Ergebnis, so die Stadt sei aber nicht vor 2-3 Tagen zu rechnen. So hat man beschlossen den Verkauf erst einmal fortzuführen. Die Händler die nicht mehr in der großen Halle ihre Stände betreiben können, sollen eine freie Halle zugewiesen bekommen. Dieses Ausweichen sieht man aber in der Händlerschaft kritisch. So erklärt ein Standbesitzer gegenüber report-k.de: „Unsere Kunden haben wenig Zeit, jetzt können sie auf kurze Entfernung Preise vergleichen und kaufen. Wenn wir dann erst einmal 1000 Meter wegsitzen, ich weiß nicht ob das klapp.“ Allerdings dürfen die betroffenen Standbesitzer zur Sicherung ihrer Verkaufsstände selbst tätig werden und Dachdecker und Handwerker beauftragen, die Kosten dafür wird die Stadt übernehmen.

Dr. Norbert Walter-Borjans, Dezernent für Wirtschaft und Liegenschaften der Stadt Köln, SPD, der für den Kölner Großmarkt zuständig ist: „Die Nachrichten der letzten Tage vom Großmarkt sind alles andere als was mich fröhlich stimmt.“ Deutlich machte Walter-Borjans auch, dass er für eine verlässliche Planung stehe und den Unternehmen Planungssicherheit bis 2020 geben will. Ab 2020 soll ein neu errichteter Kölner Großmarkt in Marsdorf entstehen. Die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln hat die Projektbegleitung der Sanierung des Großmarkthallendaches unter ihren Fittichen. Neben verdorbenem Obst- und Gemüse waren von dem Wasserschaden auch elektronische Geräte der Händler betroffen. Angst um die Qualität ihrer Lebensmittel bräuchten sich die Kölner Bürger aber nicht machen, beschwichtigte der Wirtschaftsdezernent, diese würden permanent von Fachleuten geprüft.

Für betroffene Händler hat die Stadt eine Hotline eingerichtet: 0221.221-24474

Kommentar: Ein Schandfleck für Köln
Vorab sei vorangestellt, den aktuellen Kölner Wirtschaftsdezernenten Dr. Norbert Walter-Borjans, trifft keine Schuld an dem Zustand des Kölner Großmarktes, er muss einfach einen unglaublichen Mangel verwalten, den er so übernommen hat. Wer heute in der großen Halle des Kölner Großmarktes war und mit eigenen Augen gesehen hat wie die braune Soße an den Wänden herabläuft, in welchem Zustand die Wege, die Stände sind, die Folien gegen Taubenkot, der will nicht glauben, dass hier im 21. Jahrhundert in einer westlichen Zivilisation, der viertgrößten Stadt Deutschlands, dem globalen Exportweltmeister, Lebensmittel verdealt werden. Wer dann noch weiß, dass die Stadt diesen Mangelzustand noch weitere 11 Jahre (ist ja eine jecke Zahl), wie auch immer verwalten will, der muss sich nicht nur empören, der muss sich fragen ob Kölner Lokalpolitiker überhaupt wissen, was sie entscheiden. Es ist allen Parteien und Fraktionen im Kölner Stadtrat dringend anzuraten einen unangemeldeten Lokaltermin zu machen und dabei genau hinzusehen. Und es ist nicht mit einem Schöppchen weißer Farbe und einem Pinselchen getan.

Die Politik muss in der Frage des Großmarktes, Krise hin oder her, entschiedener und schneller handeln. Planungssicherheit hat ein Unternehmen auch, wenn es weiß, dass es in zwei Jahren in attraktivere Räume umziehen kann. Zur Not muss man Unternehmen dann auch entgegenkommen. Aber die Unternehmen haben auch einen Vorteil von einem ordentlichen, sauberen und modernen Großmarkt, denn in einer solchen Umgebung werden Sie auch in Zukunft gute, wenn nicht sogar viel bessere Geschäfte machen.

Wer jetzt einmal im Kölner Großmarkt war, dem ist der Appetit auf frisches Obst und Gemüse gründlich vergangen.


[ag]