800 Jugendliche werden jährlich mit Alkoholvergiftung eingeliefert
Die Zahlen sind erschreckend. Allein im Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße werden an jedem Wochenende zwei bis drei Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert. In jedem Jahr sind es laut dem Kölner Gesundheitsamt rund 800 Jugendliche. „Und die Dunkelziffer ist noch weit höher“, betonte heute Prof. Dr. Michael Weiß, ärztlicher Direktor des Kinderkrankenhauses. Laut einer Studie der Katholischen Hochschule Köln haben bereits 16 Prozent der 12-jährigen oder jüngeren Jugendlichen in Köln erste Rausch-Erfahrungen durch Alkohol. Bei den 15-Jährigen sind es bereits 39 Prozent. Dabei seien insbesondere Mädchen gefährdet, eine Alkoholvergiftung zu erleiden, da sie häufiger als Jungen zu hochprozentigen Mischgetränken griffen und weniger zu Bier.

“HaltCologne“ – Hilfe schon im Krankenhaus
Genau hier setzt seit dem 1. November das neue Pilotprojekt „HaltCologne“ der Stadt Köln in Kooperation mit dem Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, der Drogenhilfe Köln gGmbH und beteiligten Krankenkassen an. Ziel ist es, Jugendliche und deren Eltern zu Gesprächen einzuladen und zu einem Umdenken im Umgang mit Alkohol anzuregen. Dazu werden Jugendliche, die mit einer Alkoholvergiftung im Kinderkrankenhaus Köln eingeliefert werden, ab sofort gezielt von den Ärzten angesprochen. Viele Jugendliche und auch Eltern erlitten durch die Einlieferung einen Schock, berichtete Jugenddezernentin Dr. Agnes Klein heute. In dieser Situation seien sie eher zu einem Gespräch bereit. Sollten die Jugendlichen und deren Eltern einverstanden sein, werden sie anschließend an die Drogenhilfe Köln vermittelt. Die dortigen Sozialarbeiter besuchen die Jugendlichen dann am Tag selbst oder einen Tag später im Krankenhaus. Ein weiteres Gespräch – auch zwischen den Jugendlichen und deren Eltern – erfolgt wenig später. Unterstützt wird das Projekt auch von mehreren Krankenkassen. Sie übernehmen die Kosten und bezahlen der Drogenhilfe einen Pauschalbetrag von 150 Euro.
 
Eltern dürfen nicht wegsehen
„Wichtig ist, dass wir auch die Eltern mitnehmen“, betonte heute Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes. Oftmals seien sie verunsichert, wie sie mit dem Thema „Alkohol“ umgehen sollten. Dabei hätten sie auch eine Vorbild-Funktion. Denn auch „nicht alle Erwachsenen gehen verantwortungsvoll mit Alkohol um“, so Scho-Antwerpes. Schwierig sei zudem, dass viele Eltern sich schämen würden, wenn sie ihr Kind wegen einer Alkoholvergiftung aus dem Krankenhaus abholen müssten. Oftmals würden sie dann das Problem vertuschen statt mit ihren Kindern offen über deren Alkohol-Umgang zu sprechen. Dabei will nun das neue Projekt vermitteln. Das Projekt wurde 2002 in Lörrach gestartet und wird bereits bundesweit umgesetzt. In Köln ist es zunächst einmal für ein Jahr befristet, soll jedoch langfristig angeboten werden.

Kontakt für Eltern und Jugendliche
Drogenhilfe Köln
02233-99444-0

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