Köln | Die Jury des mit 20.000 Euro dotierten Heinrich-Böll-Preises, der neben dem Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters auch, Marcel Beyer, Prof. Dr. Günter Blamberger, Liane Dirks und Dr. Hajo Steinert angehörten, haben sich für die 1970 in Wien geborene Schriftstellerin Eva Menasse entschieden.

Eva Menasse war zunächst, nach dem Germanistik und Geschichtsstudium als Journalistin tätig. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete sie unter anderem über den Londoner Prozess gegen Holocaust Leugner David Irving. Ihre damaligen Reportagen wurden in dem Band „Der Holocaust vor Gericht. Der Prozess um David Irving.“ im Jahr 2000 zusammengefasst. Im Jahr 2005 erschien ihr erster Roman „Vienna“ im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch. In diesem Jahr engagierte sie sich auch an der Seite von Günter Grass in dessen Wahlinitiative für die SPD. Auch im Jahr 2012 war Sie Gast bei der Eröffnung der neu gestalteten Dauerausstellung im Grass-Haus in Lübeck und ist auf einem Foto mit Schriftsteller Günter Grass, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und Altbundeskanzler Gerhard Schröder zu sehen. Tanja Dückers antwortete am 1.9.2005 in der „Süddeutschen Zeitung“ auf Menasses dort zuvor veröffentlichten Artikel “Raus aus der Routine – Warum ich Wahlkampf mache” und deren Kritik an Absage vieler Autoren sich damals der Initiative von Grass anzuschließen. Dückers: „Ich habe abgelehnt. Nicht, weil ich unpolitisch bin, sondern gerade, weil ich politisch bin. Unter politisch sein verstehe ich bei einem Intellektuellen: politisch unabhängig sein.“

Mit „Vienna“ schaffte es Menasse 2005 auf den 1. Platz der „ORF-Bestenliste“ und erhielt den Rolf-Heyne-Debütpreis. Die Jury beschäftigte sich vor allem mit ihrem neuesten 2013, ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch erschienen Roman „Quasikristalle“. Die Jury lobte:„Verschlungen, schwer berechenbar und nur aus der Ferne als Ganzes erkennbar – wie lässt sich das Leben, der Mensch, die Frage nach der Identität in einer Zeit der zunehmenden Fragmentierung des Lebens einerseits und der Reizüberflutung eines World Wide Web–Daseins andererseits überhaupt noch definieren, geschweige denn erzählerisch gestalten? Es ist dies die große Aufgabe, der die Schriftstellerin Eva Menasse in ihrem dritten Roman „Quasikristalle“ nachgegangen ist und der sie meisterhaft Ausdruck verliehen hat.“

In der Kurzbeschreibung zu „Quasikristalle“ erfahren wir, dass die Autorin in 13 Kapiteln eine Frau in ihren unterschiedlichsten Rollen, etwa als Mutter, Freundin, Mieterin, aber auch als flüchtige Bekannte und treulose Ehefrau. Dabei spielt sich der Roman zwischen dem 14. Lebensjahr der Protagonisten und deren Leben als Großmutter ab und spiegelt so die verschiedenen Lebensabschnitte, aber auch die Sicht Dritter. Eva Menasse wird nachgesagt, sie habe einen unbestechlichen Blick für Frauen in der Gesellschaft, ihre menschlichen Schwächen, aber auch das was man an ihnen lieben muss. Die Preisverleihung soll am 22. November 2013, um 18:30 Uhr, im Historischen Rathaus der Stadt Köln stattfinden.

Autor: ag