Der Wirtschaftsverlauf des Handwerks in der Region Köln-Bonn hat sich im Laufe des Sommers verbessert, entgegen den Erwartungen. Denn im Frühjahr hatte fast jeder zweite Handwerksbetrieb die Befürchtung geäußert, dass sich seine Geschäftslage verschlechtern werde. Doch bei der neuen Umfrage der Handwerkskammer zu Köln stufen 29 Prozent der Unternehmer die aktuelle Geschäftslage als gut ein, ein halbes Jahr zuvor waren es erst 23 Prozent. Der Anteil der Handwerksbetriebe mit schlechter Geschäftslage ist von 29 auf 27 Prozent gesunken; die Note „befriedigend“ vergeben derzeit 44 Prozent der Betriebsinhaber (Frühjahr 2009: 48 Prozent). Von Ende September bis Mitte Oktober gingen bei der Handwerkskammer rund 650 ausgefüllte Fragebögen ein.

"Vorsichtiger Optimismus"
Das Handwerk insgesamt zeigt sich beim Blick auf das kommenden Halbjahr etwas zuversichtlicher, der Anteil der Betriebe, die eine Verschlechterung des Wirtschaftsverlaufs befürchten, ist von 46 Prozent im Frühjahr 2009 auf derzeit 35 Prozent gesunken. Immerhin 15 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der künftigen Geschäftslage, in den Umfragen im Frühjahr 2009 und im Herbst 2008 lag dieser Anteil noch unter zehn Prozent. „Im Handwerk zeigt sich derzeit vorsichtiger Optimismus“, so Weltrich.

In einigen Berufen, die zur großen Gruppe der Ausbaugewerbe gehören, wird das aktuelle Konjunkturklima sehr positiv bewertet. Dass die Geschäftslage ihres Betriebs gut ist, teilen 51 Prozent der Tischlereien und 44 Prozent der Sanitär- und Heizungsbetriebe mit, weniger als ein Fünftel der Betriebsinhaber in diesen beiden Handwerkszweigen klagt über schlechte Geschäfte.

Im Maler- und Lackiererhandwerk gibt es keinen einheitlichen Branchentrend: Ungewöhnlich viele, nämlich 43 Prozent der Betriebsinhaber, sprechen von einer guten Geschäftslage, aber auch für 36 Prozent ist die Geschäftslage schlecht. Die mittlere Kategorie hingegen, die Note „befriedigend“, die in früheren Umfragen der Kammer oft von mehr als der Hälfte der Unternehmer vergeben wurde, wird in diesem Herbst nur von 21 Prozent der Befragten angekreuzt. Eine solche Polarisierung zeigt sich tendenziell auch im Kfz-Gewerbe, hier nicht ganz unerwartet, da sich die stimulierenden Impulse der Abwrackprämie sehr unterschiedlich auf die Unternehmen dieser Branche verteilen – zu dieser Branche gehören sowohl Autohäuser mit hohem Umsatzanteil im Neuwagenverkauf als auch Kfz-Betriebe, die nur Werkstattleistungen und Gebrauchtwagenverkauf anbieten.

Abwärtstrend setzt sich bei Zulieferern fort
Auch wenn sich der Wirtschaftsverlauf im Handwerk der Köln-Bonner Region insgesamt gesehen zu stabilisieren scheint, gibt es weiterhin Handwerkszweige, die auf der Schattenseite der konjunkturellen Entwicklung stehen. So setzt sich bei den Unternehmen, die als Zulieferer zur Industrie tätig sind, nämlich Maschinenbauer und Werkzeugmacher, der bereits in der Frühjahrsumfrage festgestellte konjunkturelle Abwärtstrend fort. Die derzeitige Geschäftslage ist laut der neuen Umfrage der Handwerkskammer auch für mehr als die Hälfte der Zahntechnikerbetriebe schlecht. Und vom insgesamt positiven Trend in den Bau- und Ausbaubranchen hat sich das Straßenbauer-Handwerk abgekoppelt: Nur neun Prozent der Betriebsinhaber sprechen von guten Geschäften, jeder zweite ist noch zufrieden, aber mehr als 40 Prozent stufen die Lage als schlecht ein. Zudem erwarten zwei Drittel der von der Handwerkskammer befragten Straßenbaubetriebe in den kommenden Monaten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage.

Der Straßen- und Tiefbau ist ganz überwiegend auf staatliche und kommunale Aufträge angewiesen. Anders als der Hochbau gehört der Straßenbau bisher nicht zu den Bereichen, für die die Kreise, Städte und Gemeinde Finanzmittel aus dem Konjunkturpaket einsetzen dürfen. Angesicht der enormen Haushaltsdefizite, die auf einen erheblichen Teil der Kommunen zukommen, sei ein Einbruch bei kommunalen Investitionen zu befürchten, der auf jeden Fall aus Gründen der Konjunkturstabilisierung vermieden werden müsse, betont Weltrich. Daher fordert die Handwerkskammer ein Sonderprogramm für den Straßenbau, das sich auf die Unterhaltung und die Sanierung konzentrieren soll, da hier die Beschäftigungseffekte am stärksten ausgeprägt sind. Dabei müsse darauf geachtet werden, dass die kommunalen Auftraggeber die Mittel aus einem solchen Sonderprogramm zügig vergeben können.

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