Köln | Bodenständigkeit, Fleiß, Gemütlichkeit aber auch eine gewissen Melancholie und Sehnsucht – Das sind einige der Eigenschaften, die der Künstler und Designer Rolf Sachs den Deutschen zuschreibt und in seiner Ausstellung „typisch deutsch?“ thematisiert. Vom 14. Januar bis zum 21. April 2014 zeigt das Museum für Angewandte Kunst Köln in der Sonderausstellung 24 exklusiv gefertigte Objekte und Installationen, die die Wesenszüge der deutschen Mentalität in den Augen des Künstlers widerspiegeln.

Fotostrecke: Hier finden Sie erste Eindrücke von „typisch deutsch?“

„Ich stellte mir die Frage: Handelt es sich nur um Klischees? Oder sind diese Klischees tatsächlich eine Spiegelung der Wesenszüge der Deutschen und vielleicht schon zu Eigenschaften geworden,“ so Sachs. Zwei große, hell- und dunkelbraune Teppichquadrate à la Großraumbüro stellen etwa die deutsche Reinlichkeit dar. Tatsächlich, kein Staubkorn ist zu finden.

Eine auf die Millisekunde genaue, digitale Uhr symbolisiert die berühmte deutsche Pünktlichkeit, zusammengenommen mit dem benachbarten, ausgestopften Kuckuck entsteht eine Anlehnung an ein beliebtes deutsches Kulturgut, die Kuckucksuhr.

Eine mit Bronze übergossene Bierbankgarnitur trägt den Titel „Geselligkeit“, der aus Anthrazitkohle gefertigte Gartenzwerg in Bergmannskluft steht für den deutschen „Fleiß“. Der „Unendliche Geist“, ein über vier Meter hoher, bronzener Bücherturm ist eine Hommage an die „deutsche Geistesleistung“.
Die Ausstellung, so Sachs, stelle aber keinesfalls einen neu erstarkten Nationalismus dar. „Ich zeige die deutschen Vorteile mit einem Augenzwinkern.“

„Typisch deutsch?“ ist die erste Zusammenarbeit des in London lebenden Künstlers mit deutsch- französischen Wurzeln und dem „MAKK“. Dr. Petra Hesse, die Direktorin des Museums, beschreibt die Zusammenarbeit als „perfekt“. Auch Rolf Sachs spricht von einer „äußert angenehmen Arbeitsatmosphäre.“ Außerdem lobt er explizit die deutsche Kunstszene, der er im europäischen Vergleich mehr „Ecken und Kanten“ zuschreibt – „Meine kreative Sprache ist auch ganz klar deutsch“. Das zeigt sich etwa im Kunstwerk „Amtsschimmel“: In der Stempelhalterung sind zwar auch mit „Weihnachtsmarkt“ oder „Spießigkeit“ bedruckte Stempelexemplare zu finden – „Himmel, Arsch und Zwirn“ ist allerdings auch dabei.

Autor: Carlotta Eisele
Foto: „Himmel,Arsch und Zwirn“ ist Teil der Installation „Amtsschimmel“.