30 Prozent der Metall- und Elektroindustriebetriebe in NRW setzten verstärkt auf Leiharbeit, erklärte Oliver Burkhard, IG Metall Bezirksleiter in NRW. Somit seien etwa 65.000 Beschäftigte von der aktuellen Regelung betroffen. Für die Gewerkschaft eine erschreckende Entwicklung. Denn Leiharbeiter und befristete Angestellte werden bis zu 40 Prozent schlechter bezahlt, als ihre festangestellten Kollegen und müssen stets fürchten, ihre Stelle zu verlieren, sollte der Arbeitgeber in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Das Instrument der Leiharbeit, welches während der Wirtschaftskrise 2009 ins Leben gerufen wurde, um Arbeitsplätze zu sichern, würde nun in einer Weise genutzt, die der ursprünglichen Absicht nicht entspreche, sagte Burkard.

Leiharbeiter sollen regulär beschäftigt werden
Die Gewerkschaft strebt daher entschiedene Verbesserungen für die betroffenen Angestellten und eine erweiterte Mitbestimmung an, um dem neuen Trend entgegen zu wirken.  Ein möglicher Lösungsweg könnten die so genannten  „Besser-Regelung“  sein. Diese werde bereits in 300 Betrieben in NRW angewendet. Die Beschäftigten erhalten zunächst mehr Gehalt für ihre Tätigkeit und sollen langfristig in reguläre Beschäftigung gelangen. Ein ähnliches Ziel möchte die Gewerkschaft für die Auszubildenden in der Branche erreichen. Sie sollen wenn möglich unbefristete Stellen erhalten, wenn ihre Ausbildung abgeschlossen ist. Nach aktuellen Gewerkschaftszahlen erhalten nur 13 Prozent der Jugendlichen einen solchen unbefristeten Vertrag nach Abschluss ihrer Ausbildungszeit.

Lohnerhöhungen von 6,5 Prozent angestrebt
Auf der Regionalkonferenz Rheinland/ Aachen sollten diese beiden Kernziele von den rund 100 Vertrauensleuten und Betriebsräten diskutiert und das weitere Vorgehen koordiniert werden.  Insgesamt hält die IG Metall vier solcher Konferenzen in NRW ab, bevor die Ergebnisse am 23. und 24. Februar der Tarifkommission und IG Metall Vorstand die endgültigen Forderungen der Arbeitnehmer für die Tarifverhandlungen 2012 beschließen. Aller Voraussicht wird dazu auch die Forderung einer Erhöhung des Lohnentgeldes von 6,5 Prozent gehören. Diese Forderung begründete Burkhard mit den zuletzt guten Ergebnissen der Branche, die auch für das Jahr 2012 eine positive Entwicklung erwarten ließen. Nachdem die letzten Tarifabschlüsse vor allem mit dem Ziel der Beschäftigungsabsicherung beschlossen worden, sei es nun an der Zeit diese Vorleistung der Arbeitnehmer entsprechend zu honorieren.  

Binnenkonjunktur könnte profitieren
Zugleich würde eine Lohnerhöhung dem von Politik und Wirtschaft formulierten Ziel einer Binnenmarktstärkung dienen, betonte Burkhard. Diese Auffassung vertrat auch Professor Dr. Hickel von der Universität Bremen. Der Wirtschaftswissenschaftler betonte, dass die gesamtwirtschaftliche Vernunft eine Erhöhung der Löhne gebiete. Die Arbeitnehmer würden das zusätzliche Geld erfahrungsgemäß für den Konsum nutzen und nicht etwa sparen. Damit käme eine solche Lohnpolitik auch dem Konjunkturklima in Deutschland zu Gute, das es zudem durch Maßnahmen wie einem Konjunkturpaket für die Verkehrs- und Energieinfrastruktur zu beleben gelte.

[Björn Bourry für Report-k.de – Kölns Internetzeitung]