Köln | Gewerbegebiete um Städte und Gemeinden sind nicht schön. Dass jedoch auch Lager- und Produktionsstätten ein schönes Erscheinungsbild erhalten können, zeigt nun ein Wettbewerb der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK). Heute werden die fünf schönsten Hallen der Kammer ausgezeichnet.

„Eine gute Gestaltung der Gewerbegebiete ist auch ein Standort-Faktor“, erklärte heute Dr. Ulrich Soénius, Geschäftsführer der IHK Köln. Allein fehle es derzeit bei Unternehmen und Bürgern noch an dem Bewusstsein, dass auch Gewerbegebiete ein schönes Erscheinungsbild brauchen. Das will die IHK Köln nun ändern. Dazu rief sie in einem Wettbewerb Unternehmen dazu auf, Foto ihrer Lager- und Produktionsgebäuden einzuschicken. Die schönsten fünf Hallen werden heute Abend in der IHK Köln ausgezeichnet. Sie überzeugten nicht nur durch ihre Funktionalität, sondern eben auch durch eine klare und besondere Architektur. Dabei erzielten die meisten Bauherren diesen Effekt mit preiswerten Materialien und einfachen Kniffen, betonte Architekt und Juror Jürgen Minkus vom Bund Deutscher Architekten. Insgesamt hatten 24 Unternehmen Bewerbungen eingereicht. Fünf von ihnen werden heute ausgezeichnet, sieben weitere erhalten eine lobende Erwähnung.

„Wo es schön ist, da arbeitet es sich viel besser“

Zu den Siegern gehört etwa der Neubau für Produktion und Verwaltung für das Unternehmen Glas Dönges mit Sitz in Köln-Niehl. Passend zum Produkt wurde die Halle komplett aus teils bunten Glasscheiben gebaut. Innen kann so bei Tageslicht gearbeitet werden. Als weitere Halle mit Vorbild-Charakter wurde die Lagerstätte für Hochwasserschutz-Elemente ausgewählt, die in Köln-Rodenkirchen steht. Das Gebäude wurde von den Stadtentwässerungsbetrieben gebaut, die dazu einen architektonischen Wettbewerb ausgerufen hatten. Die abgerundeten Formen erinnerten Minkus gar an eine Kapelle. Durchsetzt sind die Lagerräume durch kleine Lichthöfe, in denen teilweise noch Bäume wachsen. Weil sich nach Fertigstellung herausstellte, dass der Raum eine besondere Akustik hat, werden inzwischen dort sogar Konzerte aufgeführt.

Einen Wettbewerb kann sich natürlich nicht jedes Unternehmen leisten, betonte Soénius. Doch auch schon mit einfachen Mitteln ließen sich schönere Hallen errichten. Das bewies etwa die Werkstatt und Gewerbehalle von SM L, deren Fassade aus Bauglas gemischt mit Klargas errichtet wurde. Im Inneren überzeugte das Gebäude durch hohe Decken und Galerien. Auch die Lagerhalle von Fagsi und Publicre seien Beispiele dafür, dass Gebäude funktionell und ansprechend gestaltet werden könnten, so Minkus. Ein gutes Erscheinungsbild sei für das Unternehmen langfristig sogar wirtschaftlicher, zeigte sich heute Michael Braum von der Bundesstiftung Baukultur überzeugt. Denn „wo es schön ist, da arbeitet es sich viel besser“, so Braum.

Braucht Köln eine Gestaltungs-Satzung?

Dass sich diese Ansicht inzwischen auch in einigen Gemeinden wiederfinde, begrüßte er heute. Manch eine Gemeinde hätte sogar eine so genannte Gestaltungs-Satzung für Gewerbegebiete verabschiedet. Die schreibe Unternehmen etwa vor, wie Freiflächen zu gestalten seien oder welche Art der Außenwerbung erlaubt ist. Eine Satzung für die Kölner Gewerbegebiete forderte Soénius heute zwar noch nicht, aber er appellierte an Unternehmer, ihre Hallen schöner zu gestalten. Der Wettbewerb, so seine Hoffnung, könne Nachahmer als Inspiration dienen. Spätestens in fünf Jahren will Soénius den Wettbewerb daher im Kammerbezirk wiederholen. Dann könnte auch der Aspekt der Einbindung der Produktionsgebäude in das Stadtbild eine Rolle spielen. Das sei in diesem Wettbewerb nämlich noch unbeachtet geblieben.

Autor: Cornelia Schlösser | Foto: Stadtentwässerungsbetriebe Köln
Foto: Lagerhalle für Hochwasserschutzelemente in Rodenkirchen, gebaut von den Stadtentwässerungsbetrieben Köln