Bei der Geburtstagsparty des Kölner Neni kochte Haya Molcho in ihrer offenen Küche. Foto: Eppinger

Köln Vor fünf Jahren öffnete das 25hours im Friesenviertel seine Pforten für die Gäste. Im denkmalgeschützten Rundbau des Gerling-Quartiers hatte das Hotel seinen Platz gefunden. Hoch oben in der achten Etage befindet sich das Neni-Restaurant mit seiner Dachterrasse und dem traumhaften Blick über die Innenstadt. Gastgeberin ist dort die Gastronomin und Köchin Haya Molcho, die das Konzept zusammen mit ihren Söhnen entwickelt hat. Wir haben die Frau des bekannten Pantomimen Samy Molcho in ihrem Kölner Restaurant getroffen.

Wie fällt die Bilanz nach fünf Jahren in Köln aus?

Haya Molcho: Wir können stolz auf das sein, was wir als Familie mit unserem Team geschaffen haben. Wir haben hier tolle Mitarbeiter und einen großartigen Chefkoch. Ohne sein Team wäre das Neni nichts. Das Team entscheidet bei uns auch immer mit und ist so auch hoch motiviert. Wir haben im Lockdown keine Kündigungen ausgesprochen und viele im Team sind schon lange bei uns. So brauchen wir uns auch keine Sorgen wegen des Personalmangels zu machen.

„Familie ist für mich alles“

Ein Kochbuch von Ihnen trug den Titel “Coming home” und beinhaltete die Lieblingsrezepte Ihrer Familie. Was bedeutet Ihnen Familie?

Molcho: Familie ist für mich alles – die vier Buchstaben von Neni setzen sich aus den Vornamen meiner vier Söhne zusammen. Inzwischen arbeiten im Unternehmen neben meinen Söhnen auch schon die Schwiegertöchter mit. Sie kümmern sich um Themen wie Social Media, Marketing und Nachhaltigkeit. Seit sechs Monaten bin ich Großmutter und habe mich in meinen Enkel Elay sofort verliebt. Beim Kochbuch ging es um die Lieblingsrezepte der Kinder und die von meinem Mann Samy, der es beim Kochen lieber traditionell mag.

Wie sieht ein gemeinsames Essen bei der Familie Molcho aus?

Molcho: Bei uns ist der Brunch sehr beliebt. Wir haben einen tollen Garten und auch einen Wintergarten, den wir nutzen können. Es ist schön, gemeinsam das Essen vorzubereiten, gemeinsam zu grillen, gemeinsam zu essen und schöne Gespräche zu führen. Aber es steckt auch viel Arbeit dahinter. An solchen Tagen stehe ich dann schon früh auf und bereite alles vor. Gegessen und gesprochen wird dann bis spät in den Abend.

Sie sind als Köchin, Autorin und Gastronomin sehr aktiv. Haben Sie überhaupt die Zeit für so große Familientreffen?

Molcho: Diese Zeit muss man sich einfach nehmen, auch wenn man eigentlich nie Zeit hat. Familie ist eine wichtige Sache und deshalb gehört für uns auch jedes Jahr der gemeinsame Familienurlaub dazu. Dann versuchen wir alle, wirklich abzuschalten, mit Yoga, Meditation und natürlich auch mit gesundem Essen.

Das Neni hat seinen Platz im achten Stock des Hotels. Foto: Eppinger

Wie hat bei Ihnen als Gastronomin alles angefangen?

Molcho: Vor der Geburt meiner Kinder war ich mit Samy sehr viel in der Welt unterwegs. Dabei habe ich tolle Märkte und Restaurants kennengelernt, wir wurden auch oft eingeladen. Bei solchen großartigen Inspirationen ist meine Leidenschaft als Köchin erwacht. Angefangen habe ich mit Catering und Live-Cooking. Live vor Ort zu kochen, ist mir immer noch wichtig, weil ich den Gästen die Möglichkeit geben möchte, zuzuschauen, wie ihr Essen entsteht. Das erste Restaurant habe ich am Wiener Naschmarkt eröffnet. Ich liebe Märkte und bin in Israel direkt an einem Markt aufgewachsen. Inzwischen gibt es 13 Neni-Restaurants. Dazu kommen die Neni-Produkte, die sich enorm entwickelt haben, und die in Deutschland in großen Supermarktketten wie zum Beispiel Rewe angeboten werden.

Was macht die Küche im Neni aus?

Molcho: Das, was wir anbieten, ist die Küche des Levante – einfach, gesund und orientalisch inspiriert. Es gibt bei uns viele vegane und vegetarische Gerichte. Wir kochen nachhaltig und gesund. So verzichten wir beim Kochen auf Butter und setzen lieber auf hochwertiges Olivenöl. Dazu kommen auch viele Kräuter. Mit der israelischen Küche waren wir die Pioniere in Europa. Inzwischen wird das oft nachgeahmt, was uns stolz macht. In Israel vereinen sich die Küchen vieler Länder, aus denen die Menschen zugewandert sind. Meine familiären Wurzeln liegen zum Beispiel in Rumänien, die von Samy in Spanien. So entstehen eine Sehnsuchtsküche und eine eklektische Kombination. Bei uns gibt es asiatische Einflüsse genauso wie europäische. Alles wird frech kombiniert, bleibt aber immer authentisch.

Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit?

Molcho: Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Wir setzen auf hochwertige Produkte, die nachhaltig produziert worden sind. Bei uns hat alles Bioqualität. Dazu kommt ein hoher Anteil an veganen und vegetarischen Gerichten. Es gibt bei uns die Klassiker, ansonsten kochen wir auch sehr saisonal. Wir haben sehr viele junge Gäste und Familien, die zu uns kommen. Aber auch Geschäftsleute wissen unser Konzept zu schätzen. Gut kommen die Sharing-Gerichte an. Man bestellt sich viele verschiedene Sachen und teil sie sich dann am Tisch. Auch hier waren wir die Pioniere in Europa.

Das 25hours The Circle im historischen Gerling-Rundbau. Foto: Steve Herud

Was haben Sie gedacht, als Sie hier in Köln erstmals vor dem Rundbau standen?

Molcho: Das 25hours wählt immer die besten Plätze und Architekten für seine Hotels aus, das war auch in Köln der Fall. Es passt auch zum Neni, dass es überall anders aussieht. Fix ist bei uns nur die offene Küche, darauf legen wir großen Wert. Was mir in Köln gefällt, ist, dass man gerade in der Lobby den ursprünglichen Charakter des ehemaligen Versicherungsgebäudes erhalten hat, wie man dies zum Beispiel bei der Drehtür und den alten Kassenschaltern noch sieht. Das Ganze wurde dann mit modernen Elementen zu einer perfekten Mischung kombiniert. Diese suchen wir auch immer in unseren Restaurants – das gilt für die Gestaltung genauso wie für die Küche und die Menschen.

Sie stammen ursprünglich aus Tel Aviv. Wie blicken Sie auf die aktuelle Entwicklung in Israel?

Molcho: Das, was dort gerade passiert, macht mir große Sorgen, weil es die Demokratie in diesem Land in Gefahr bringt. Die Menschen in Israel wollen in Ruhe leben und wollen auch den Frieden mit den Palästinensern. Dass so viele junge Menschen jetzt gegen die Justizreform auf die Straße gehen, macht mich stolz. Israel ist so ein großartiges Land, das so viel zu bieten hat. Das dürfen wir uns von der Regierung jetzt nicht kaputt machen lassen.

Service: Neni im 25hours-Hotel, Im Klapperhof 22-24, Köln; Öffnungszeiten: täglich 12 bis 23 Uhr

www.nenikoeln.de