Ann-Kathrin Kramer (r.) bei der Jury des Deutschen Hörbuchpreises im Oktober 2020. Archivfoto: Annika Fusswinkel/WDR

Köln Gerade wurden in Köln die „Deutschen Hörbuchpreise“ verliehen. Die Wuppertaler Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer war Mitglied in der Jury. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was ein wirklich gutes Hörbuch ausmacht.

Wie nutzen Sie persönlich Hörbücher?

Ann-Kathrin Kramer: Ich bin ein großer Fan von Hörbüchern. Diese kommen bei mir zum Einsatz, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. So kann man diese Zeit mit einem guten Buch optimal nutzen. Natürlich ist es noch schöner, in Ruhe zu Hause ein Buch zu lesen. Aber mit einem guten Sprecher bekommt so ein Hörbuch unterwegs einen echten Mehrwert.

Was macht ein gutes Hörbuch aus?

Kramer: Mich begeistern die Hörbücher, bei den der Sprecher dem Buch dient und sich hinter den Text stellt. Manche Sprecher, die es besonders gut machen wollen, drängen sich zu sehr in den Vordergrund, anstatt dem Text zu folgen und sich ihm unterzuordnen. Sprecher zu sein, ist eine ganz eigene Kunst. Daher ist auch nicht jeder Schauspieler automatisch ein guter Sprecher. Nur wer wirklich die Fähigkeit besitzt, in die Geschichte einzutauchen, erzeugt einen Sog, der den Hörer ins Buch hineinzieht.

„Hörbücher sind zum Teil des Alltags geworden“

Haben Sie selbst schon mal als Sprecherin bei einem Hörbuch gearbeitet?

Kramer: Ja, aber das gehört nicht unbedingt zu meinen ersten Aufgaben, auch wenn ich es gerne öfters machen würde. Dieses zeitgemäße Medium ist total interessant und die Nachfrage nach Hörbüchern ist enorm. Sie sind zum Teil des Alltags der Menschen geworden.

Wie sind Sie zur Jury des Hörbuchpreises gekommen?

Kramer: Ich bin schon seit einigen Jahren Jurymitglied und mache das auch sehr gerne. Der Hörbuchpreis ist wichtig, um Hörbücher in der Wahrnehmung noch weiter nach vorne zu tragen.

„Die Jury ist ein Ort für schöne Diskussionen“

Wie waren die Wettbewerbsbeiträge in diesem Jahr?

Kramer: Die Beiträge waren wie immer sehr breit gefächert. Man muss da in der Jury auch mal den persönlichen Geschmack zur Seite stellen. Wichtig ist nur, worum es inhaltlich geht und welchen Mehrwert das Hörbuch im Vergleich zur literarischen Vorlage liefern kann. Ich mag die Diskussion darüber in der Jury sehr, weil sie mich wirklich bereichern. Man bekommt ganz neue Einblicke und ich schätze sehr die Kommentare der anderen Jurymitglieder. Solche Orte für schöne Diskussionen sind heute rar geworden.

Sie haben selbst zwei Kinderbücher geschrieben. War da auch eine Hörbuchversion angedacht worden?

Kramer: Nein, die Geschichten um Matilda gibt es nicht als Hörbuch. Das ist aber durchaus eine schöne Idee. Ich war viel unterwegs mit den Büchern und habe Kindern daraus vorgelesen. Da hat man schnell gemerkt, welche Freude das den kleinen Zuhörern macht.

Soziales Engagement für Kinder

Sie engagieren sich auch bei sozialen Projekten für Kinder.

Kramer: Seit den 90er Jahren engagiere ich mich für den Verein „Dunkelziffer“, der sich für sexuell missbrauchte Kinder einsetzt und der hier eine sehr tapfere und außergewöhnliche Arbeit leistet. Im November habe ich zudem mit meinem Mann die Schirmherrschaft des Fördervereins „Chance 8“ übernommen. Er kümmert sich um benachteiligte Kinder aus sozialen Brennpunkten, die es schwer haben, in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Für sie werden Gruppen mit je einer Bezugsperson gebildet, die den Kindern helfen, im Leben besser voranzukommen. Das ist ein geringer Aufwand, der einen sehr großen Effekt hat. Mit ihm finden die Kinder ihren Weg im Leben.

Welchen Bezug haben Sie zu ihrer Geburtsstadt Wuppertal?

Kramer: Ich lebe in Wuppertal und habe einen engen Bezug zur Stadt. Ich mag die Menschen dort und weiß, welche große kulturelle und schöpferische Kraft dieser gerne unterschätzte Landstrich hat. Nicht umsonst hat die Tänzerin Pina Bausch hier gewirkt und auch der Künstler Tony Cragg hat sich Wuppertal als seinen Ort ausgewählt. Wuppertal ist eine Stadt, in der sich die Menschen auf das Wesentliche konzentrieren, und in der man die Ärmel hochkrempelt, um wirklich etwas zu tun. Außerdem hat man hier in der Provinz auch die Ruhe, um etwas zu gestalten.

„Köln ist unfassbar hässlich und unfassbar herzlich“

Welche Bedeutung hat für Sie Köln, die Stadt, in der die Hörbuchpreise vergeben werden?

Kramer: Ich mag die Stadt und bin oft dort, um Freunde zu besuchen oder zu drehen. Köln ist in Sachen Stadtplanung eine unfassbar hässliche, aber in Bezug auf die Menschen eine unfassbar herzliche Stadt.