Köln | In Köln fehlen seit Jahren Wohnungen. Um die Wohnungsnot zu lindern, sollen jetzt auch über Supermarktfilialen bezahlbare Wohnungen entstehen. Am Dienstag haben der Lebensmitteldiscounter Lidl und die Kölner SPD ihre Pläne vorgestellt.

In der Neusser Straße im Kölner Stadtteil Nippes soll demnächst ein solcher Supermarkt des Lebensmitteldiscounters Lidl mit einer Wohnbebauung entstehen. Aktuell befinde man sich noch in Abstimmung mit den zuständigen Ämtern, sagt Kolja Kolander, Immobilienleiter bei Lidl. Über der Filiale in Nippes seien 28 neue Wohnungen geplant, die so das Versprechen bezahlbar sein sollen.

Stadt muss Bebauungsplan für das Grundstück aufstellen

Die Stadt Köln stellte bisher keinen Bebauungsplan für das Grundstück auf und der Discounter noch keinen Bauantrag. Allerdings plant Lidl für die neue Supermarktfiliale zusammen mit der Wohnbebauung bei der Stadt Köln einen Bauantrag einzureichen. In das Grundstück will Lidl einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

„Das ist ein ideales Beispiel für preiswertes Wohnen. Der Raum über den bisher einstöckigen Supermärkten kann so sinnvoll genutzt werden“, so Michael Frenzel, Ratsmitglied und stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD.

Im Stadtgebiet Köln wolle der Discounter seine aktuell 38 Filialen langfristig gesehen verdoppeln. Man könne im Zuge dessen nach eigenen Angaben regelmäßig solche „Mixed-Use-Gebiete“ anbieten, wenn die Vorraussetzungen von der Politik geschaffen werden, sagt Kolja Kolander.

SPD fordert mehr Projekte mit der Überbauung von Supermärkten

Das Bauvorhaben von Lidl in Nippes ist der Kölner SPD nicht genug, um die Wohnungsnot in Köln wirksam zu bekämpfen. Die Stadt verfehle das Ziel von 30.000 Wohnungen, die zwischen dem 1.1.2015 bis Ende 2019 entstehen sollten deutlich. Aktuell fehlen dafür fast 17.600 Wohnungen.

In Köln sind die Vorschriften für solche Bauten bisher zu streng, weshalb die Umsetzung bisher nur an wenigen Stellen möglich sei, heißt es in der Begründung der SPD. Die Partei stellte deshalb einen Antrag, um in der kommenden Ratssitzung am 7. November 2019 über vereinfachte Vorschriften für die Überbauung von Supermärkten mit bezahlbaren Wohnungen abzustimmen.

Aus dem Antrag der SPD geht hervor, dass die Stadtverwaltung 48 Standorte für mögliche Erweiterungen von Lebensmittelmärkten einschließlich Wohnbebauung identifiziert hat. Davon seien 12 Standorte zeitnah realisierbar, so Frenzel von der SPD. Unter Berufung auf eine Studie der Technischen Universität Darmstadt aus dem Februar 2019 bestehe an diesen Standorten durch die Überbauung von Supermärkten mit Wohnungen ein maximales Potenzial von rund 1.000 neuen Wohnungen.

Die SPD kritisiert daher, dass die Stadtverwaltung ihre eigene Vorlage vor der letzten Ratssitzung im September 2019 wegen Bedenken von CDU und Grünen zurückgezogen habe und möchte im Stadtrat nun auf eigene Initiative eine Mehrheit für ihren Antrag in der kommenden Ratssitzung schaffen.

Autor: Sean Magin
Foto: Michael Frenzel von der SPD (links) und Lidl-Immobilienleiter Kolja Koljander (rechts) stellen die Pläne zur Überbauung einer Lidl-Filiale in Köln-Nippes vor.