Dilan und Ismail Uzun betreiben die Soul Bar auf der Zülp. Foto: Krücken

Köln | Das Chaos des 11.11. im Kwartier Latäng hallt noch immer nach und sorgt jetzt für viele Gesprächsrunden zwischen Verantwortlichen der Stadt Köln, Politikern und Gastronomen des Veedels…

Report-K hörte sich weiter vor Ort bei Betroffenen um traf auf ein Gastronomen-Paar, das auf der Zülpicher Straße direkt im Epizentrum des Geschehens liegt.

Ismail und Dilan Uzun schildern, wie sie als langjährige Betreiber der bei Studenten beliebten „Soul Bar“ über die Ereignisse denken. „Es macht keinen Spaß mehr am 11.11. Wir überlegen uns auch nicht mehr aufzumachen“, so Dilan, „die Umstände sind nicht mehr zumutbar. Man bereitet so viel vor, stellt Leute ein, kauft ein, doch finanziell lohnt sich der Karneval nicht und ist purer Stress.“

Ruhe vor dem Sturm: Die Zülpicher Straße am frühen Morgen des 11.11. Foto: Uzun

Zülpicher Straße: Gastro-Paar hat keine Lust mehr auf Betrieb im Karneval

Sie schildert das Dilemma weiter: „Dass die Zülp voll wird, ist nicht neu, aber die Leute werden immer jünger. Das ist nicht unser Klientel. Unsere Stammkunden, die früher immer da waren, sind nicht mehr da. Die haben keine Lust mehr auf die langen Schlangen und tun sich das Chaos nicht mehr an.

Das Geld für die Security hätte man sich sparen können, das hat seinen Sinn verfehlt. Früher gab es so einen Ansturm ja gar nicht, es gab mehrere Eingänge. Die jungen Leute brauchen eine Alternative, die ihnen aber nicht geboten wird.“

Man fühlt sich eingekesselt.

Soul Bar-Betreiber Ismail Uzun

Auch „Isi“ ist nur noch entsetzt, vor allem, wenn er die Bilder der Wildpinkler auf der Straße sieht: „Jeder Zweite pinkelt gegen Hauswände. Man kann die auch verstehen, wenn so wenige Klos da stehen, was sollen die Leute machen. Anstatt Millionen Euros für Securitydienste auszugeben, sollten sie mal 500 Dixi-Klos aufstellen“, findet er, „man muss die Zülpicher definitiv freier gestalten, alle Zäune, Gitter sollten weg.

Man fühlt sich eingekesselt, kein einziger Stammkunde, der wirklich Karneval liebt, würde sich da anstellen, um in die Zülpicher reinzukommen. Ich denke auch, wenn da mal was passieren würde, wäre es zu einer Massenpanik gekommen.“

Sein Vorschlag: „Ich würde in Zukunft versuchen innerhalb der Zülpicher die Menschenmassen zu verteilen, z.b die Kyffhäuserstraße mit einbeziehen, auf der Moselstraße ein paar Angebote bieten, auf der Dasselstraße auch, es definitiv freier gestalten und weg vom Einkesselkonzept, Fachkräfte als Security einstellen oder ausbilden. Meistens sind da 18-19 jährige, die keinen Plan haben was die da machen und die gerne mit feiern würden.“

Dilan hätte sogar eine radikale Lösung parat, wenn es zu keinem Konsens kommen wird: „Die Zülp komplett für diese Tage absperren, die Betriebe schließen und uns Gastronomen entschädigen.“