Am ersten Frühlingswochenende wird es in der Domstadt eine dreitägige Ausstellung im öffentlichen Raum geben. „Collumina“, so der Name der kuratierten Sammlung von Lichtinstallationen an ausgesuchten, öffentlichen Orten.

Köln | Am heutigen Mittwoch hatten die Initiatoren des Projekts, Bettina Pelz und Dr. Ralf-P. Seippel ins Schokoladenmuseum geladen, um hier ihre Planungen für das Wochenende vom 22. bis 24. März vorzustellen. Auf einem Ausstellungsparcours, der sich in Teilen am Verlauf der Via Culturalis orientiert, werden internationale und deutsche Künstler ihre Lichtkunstwerke präsentieren. In der Regel liegen die Kernzeiten der Ausstellung deshalb auch in den Abendstunden zwischen 19 und 24 Uhr. „Licht braucht Dunkelheit als Leinwand“.

„Das Smartphone verändert die Wahrnehmung von Bildern. Da die Kunst solche Veränderungen früher auf dem Radar hat, brauchte es ein neues Format und neue Spielorte“, erläuterte Kuratorin Pelz. Besonders wichtig war ihr, dass es tatsächlich ein Budget gibt und dass neben international bekannten und renommierten Lichtkünstlern auch Werke von Studierenden der Kunsthochschule für Medien (KHM) gezeigt werden. Zu den wohl bekanntesten gehören das deutsche Team Hartung | Trenz, das Team Molitor&Kuzmin, Ken Matsubara und Cuppetelli und Mendoza. So steht neben dem künstlerischen Aspekt auch technische Innovationen, wissenschaftliche Erkenntnisse und der kulturgeschichtliche Wandel im Fokus der Organisatoren.

Geboren wurde die Idee vor zweieinhalb Jahren, wie Mit-Veranstalter und einer der Gastgeber der Collumina, Galerist Seippel ausführte. Damals entstand die Idee einer internationalen Vernetzung mit anderen Events der Lichtkunstszene, allen voran mit der „responsive“ im kanadischen Hallifax. In beiden Städten hatten sich bereits Netzwerke gebildet und erste Treffen haben stattgefunden. Neben der Kunsthochschule für Medien (KHM) werden auch das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK), das Schokoladenmuseum, die Hahnentorburg und die neue Zentrale der Firmen Bauwens und Ebner Stolz am Kölner Holzmarkt Ausstellungsorte werden.

Manche Lösungen sind unkonventionell

Diese Straßenlaterne nahe der Altstadt von Kölns Partnerstadt Tunis soll schon bald in der Kölner City stehen. Bild: Lia Sáile

Unweit der Severinsbrücke zeigt sich jedoch, dass die Installation von Lichtkunst in urbanen Räumen kein Selbstläufer ist. So berichtete Galerist Seippel von einem Vorhaben, an einem „Unort“, einer kleinen Grünfläche zwischen Severingsbrücke und dem angrenzenden Bürostandort am Rheinufer mit Lichtkunst zu bespielen. Um zugleich die Kunstobjekte platzieren und dennoch alle Vorschriften erfüllen zu können, mussten die Kuratoren sogar einen professionellen Baumkletterer engagieren.

Ein weiteres wichtiges Signal ist der Aspekt der internationalen Vernetzung, nicht nur von Hochschulen und deren Akteuren, sondern auch über die Zivilgesellschaft. Auch wenn die Umsetzung noch nicht abgeschlossen ist, so planen die Kuratoren, eine Straßenlaterne von Tunis nach Köln zu holen und hier an prominenter Stelle, voraussichtlich auf dem Rudolfplatz, aufzustellen. Ebenso wird eine Kölner Laterne den Weg in die tunesische Metropole antreten und dort ebenfalls an herausgehobenem Standort installiert. Weil die Laterne etwas zu lang war, dürfte sie beispielsweise nur im Flugzeug transportiert werden, berichtete Seippel über die Untiefen nationaler bürokratischer Vorschriften. Köln und Tunis pflegen seit den 1960er Jahren eine Städtepartnerschaft mit einem sehr regen Austausch, vor allem von Kölner Seite aus.

Collumina – eine Kölner Premiere mit hohem Qualitätsanspruch

Kunstformate, die Lichtinstallationen in den Mittelpunkt rücken, gibt es in Deutschland bisher nur sehr wenige. Die vielleicht bekannteste ist die Luminade, die als Ausgründung der Frankfurter Leitmesse Light and Building allerdings unkuratiert, Lichtkunst zeigt. Ansonsten ist das Vorhaben in Köln ziemlich einmalig. Denn obwohl es einen Etat für die ausstellenden Künstler gibt, soll die Veranstaltung über den gesamten Zeitraum kostenfrei bleiben. Bereits ab dem 20. März wird es Probeläufe geben, denn Lichtkunst ist auch davon abhängig, dass die Technik funktioniert.

„Man kann mit einem Licht mehr machen, als nur öffentlichen Raum zu beleuchten“, betonte Seippel in seinen Ausführungen. „Die Collumina ist abseits jeglicher Kommerzialisierung. Für die Kunst ist dies ein großes Geschenk“, ergänzt Kuratorin Pelz.

Bewusst hatten sich die Initiatoren dazu entschieden, die Werkschau möglichst klein zu halten. Rund die Hälfte aller gezeigten Werke sind „ortsspezifisch“, das heißt: Sie werden nur in Köln in dieser Form zu sehen sein. Und auch für die Arbeiten der KHM-Studierenden hatten die Organisatoren nur Lob übrig. „Die hohe Qualität der eingereichten Werke sind ein sensationelles Ergebnis“, so das Urteil der Macher.

Um den gesamten Parcours mit sämtlichen Werken zu betrachten, braucht es einen Fußweg von knapp eineinhalb Stunden, was einer Verweildauer von rund 90 Sekunden pro Kunstwerk entspricht. Kuratorin Belz und sicher auch die meisten ausstellenden Künstler wären aber enttäuscht, wenn es so schnell gehen würde. Einige der Werke, wie etwa ein künstlicher Wasserfall oder ein virtuelles Piano, offenbaren sich dem geneigten Betrachter erst nach intensiver Betrachtung. „Fünf bis zehn Minuten pro Kunstwerk sollten es dann schon sein“, so die Hoffnung von Pelz.

Die Collumina – Licht Kunst Projekt Köln startet am 22. März und endet am 24. März 2018. Insgesamt 16 Einzelkünstler und Künstlerteams nehmen an der Veranstaltung teil. Die Kernbesuchszeiten liegen zwischen 19 und 24 Uhr, also nach der Abenddämmerung. Im Vorfeld der eigentlichen Collumina wird es zudem drei Künstlergespräche am 11., 13. und 18. März geben. Die Eröffnung findet am 22. März dieses Jahres, ab 18 Uhr, im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) statt.

Weitere Details, unter anderem zu den Spielorten, finden sie auch im Internet unter: http://collumina.de.

Autor: Bernd F. Löscher
Foto: Das „virutelle Piano“ ist eine Kombination aus Lichtkunst und Akustik. Das Bild wurde im Jahr 2013 anlässlich des B-Seite-Festivals in Mannheim aufgenommen. Foto: Kurt Laurenz Theinert